Erst die Leiche, dann der Genuss

TRABEN-TRARBACH. (sim) Kulinarische und literarische Genüsse erlebten die Gäste im Hotel Moseltor. Krimiautor Dieter Bauer gab Leseproben aus seinen beiden Krimis "Arsch auf Grundeis" und "Toter Macho - guter Macho".

Ein gutes Essen mit Freunden, Bekannten oder einfach nur mit netten Menschen ist immer auch etwas Geselliges, ein Abend zum Plaudern und Entspannen. Wenn auch nicht üblich, aber durchaus angenehm kann es aber auch sein, wenn man zwischen Vor- und Hauptspeise kurz inne hält und zehn oder zwanzig Minuten konzentriert einem Schriftsteller zuhört, der aus einem seiner Werke liest. So geschehen im Hotel Moseltor, wo Krimiautor Dieter Bauer aus zwei seiner Werke vorlas. Der gelernte Journalist und profunde Kenner der Bonner Politszene in den 70er und 80er Jahren, später Gewerkschaftsberater in Barbados, Referent für Medien und Kommunikation, ein Mann also, der viel in der großen weiten Welt herumgekommen ist, kehrt in seinen Werken aber stets zurück in die "typische" deutsche Kleinstadt, in der er gern so manches Klischee städtischer Behörden wahr werden lässt. Keine schaurigen Schockeffekte, keine tiefenpsychologischen Erläuterungen, keine düsteren Gestalten, die ihrem Opfer im Dunkeln auflauern, vielmehr würzt Bauer das Verbrechen mit Ironie und vor allem witzigen Dialogen, so dass man es als solches gar nicht mehr so richtig schrecklich findet. Die Gäste im kleinen, aber feinen Speisesaal des Hotels Moseltor lauschten aufmerksam den Worten des Krimiautors und ließen sich von der vorzüglichen Küche des Restaurants verwöhnen. Zur Einstimmung gab's passend zum mörderischen Thema einen tiefroten Aperitif "Blutrausch", es folgte, bevor Krimiautor Bauer die zweite Leiche präsentierte, eine Wildschweinterrine mit Preiselbeeren und, nachdem noch die Polizei im Dunkeln tappte, servierte Hotelchef Georg Bauer eine wunderbar saftige Maispoularde in Thymian.Als Zugabe ein Schwiegermuttersüppchen

Der dazu gereichte Riesling respektive Spätburgunder regte die Phantasie und Kommunikationsfreude an. Schließlich gab's zum mörderischen Finale Nocken vom Marzipanmousse mit Früchtepotpourri. Autor Dieter Bauer beantwortete bereitwillig Fragen des Publikums und gab noch ein "grausames" Rezept zum Besten, das er bezeichnenderweise "Schwiegermuttersüppchen" nannte. Im Rahmen der "kulinarischen und literarischen Genüsse", an denen 50 Landrestaurants beteiligt sind, folgen im Hotel Moseltor noch zwei weitere Termine: Am 18. Dezember liest Heinz-Peter Baecker aus seinen Hunsrückkrimis, am 22. Januar 2004 kommt Gabriele Keiser, die ihre literarischen Krimis mit einem Schuss Erotik würzt, und am 18. März kommt Alfons Klein nach Traben-Trarbach, ein Krimiautor, der gerne hinter die Fassade gutbürgerlicher Beschaulichkeit blickt.

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