Erst fliegen, dann feiern

BERNKASTEL-KUES. Mal Weinseligkeit, mal Wagemut: Beim Weinfest der Mittelmosel kamen die Besucher auf ihre Kosten - in der Weinstraße, beim Feuerwerk, auf dem Rummelplatz und natürlich beim Festumzug.

Schwofen, schieben, schwadronieren - in den Straßen der Doktorstadt blieb am Samstag trotz anfänglichen Regens keiner allein. Dicht an dicht drängten mehr als 80 000 Besucher über Weinstraße und Rummelplatz. Und wen es mal nicht nach Wein dürstete, der stürzte sich in die wogenden Menschen-Fluten. Meist mit dem Ziel, sich an Gräwes mit Kasseler oder Hunsrücker Spießbraten gütlich zu tun. Pizza blieb nur den Hartgesottensten vorbehalten, die sich standhaft bis zum Ende der Wein-Meile schieben ließen. Was sich jedoch dank schwungvoller Begleitung der umher ziehenden Kapellen als kurzweilig erwies. Ob es nun "De Zwiebels" waren, die zum Schunkeln und Schwofen aufspielten, oder "Hel´s Kabaol" - die "Lärmenden" - aus dem holländischen Hedel. Mit "Och d´n Doedel" aus Belfeld oder "Schoeenwaer Blaozers" aus Weert lieferten sie sich wahre Stimmungs-Duelle. Dazu Slapstick-Einlagen wie von Marion "Weert". Die musikalische Haarnetz-Dame kommt seit 17 Jahren nach Bernkastel-Kues und tut ihr Bestes, "die Leute zu amüsieren". Eleganter gekleidet war jedoch "Mary". 500 Garderoben hat der Monschauer Elektriker im Schrank - samt passender Dessous. Als Stammgast in der Rüdesheimer Drosselgasse hat Helmut Wolter dazu reichlich Gelegenheit. Aber auch sonst ist er überall zu finden, wo gefeiert wird - wie am Wochenende in Bernkastel-Kues. Und dort traf Horst Alt, der mit 54 Feuerwehrleuten aus Kalterherberg mal wieder zum Weinfest gekommen war, überraschend die "Mary", und der Jubel war groß. Am gegenüber liegenden Moselufer war Wagemut gefragt. Oder Wahnsinn? Wie eine Frau, teils erschrocken, teils lachend, meinte. Alkoholisierte hatten beim "Slingshot" allerdings null Chancen. Zu gefährlich für die Passagiere der stählernen Kugel, die per Schleuderschuss gen Himmel saust. Von den Risiken für die Umstehenden ganz zu schweigen. Dem Gläschen danach stand nichts entgegen. Zu Beginn des Großfeuerwerks, das Julia, die kleine Schwester von "Mosella" Désirée, per Knopfdruck gestartet hatte, konnten Weinausschenker und Schausteller mal pausieren. "Geil, das war dreidimensional", hieß es zwischen Geräuschen "wie Meeresrauschen" und "Ahs" und "Super". Das sei schöner als in Zurlauben, meinte Julia aus Oberöfflingen, während Dorien aus Wittlich beide vergleichbar fand. "Zum Schluss ist Gold runter gefallen", war die siebenjährige Svenja vom bengalischen Feuer an der Burg fasziniert. Begeistert applaudierten die Zuschauer dem über 20-minütigen Spektakel. Dann kam wieder Bewegung in die fröhliche Menschenmasse. Auf der Brücke, in der Weinstraße und am Nikolausufer war kein Durchkommen mehr. Auch am Sonntag strömten Unzählige in die Doctorstadt zum Winzerfestzug. "Noch größer kann das Weinfest nicht werden", sagt Stadtbürgermeister Wolfgang Port zufrieden. Weitere Fotos vom Weinfest finden Sie unter www.intrinet.de/clickme.

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