Erst gezittert, dann gejubelt

MINDERLITTGEN. Kammermusik im Dorf – ein kleines Wagnis, das viele anlockte. Das Saxophonquartett aus Maastricht konzertierte in der Gemeindehalle Minderlittgen vor einem dankbaren und aufmerksamen Publikum.

Die Kammermusik im Dorf wurde mit stehenden Ovationen angenommen. Es war zwar kein Experiment. "Aber gezittert haben wir, ob denn die Besucher kommen werden", so Axel Hecking, der Vorsitzende des Musikvereins Minderlittgen. Das Vertrauen, das die Minderlittger in ihren holländischen Dirigenten Harrie Boers und dessen Maastrichter Saxophon-Quartett setzten, hat sich gelohnt. Gleich drei Zugaben forderten die 150 Besucher. Zunächst horchten sie den Klängen eines Saxophonorchesters aus neun Orten bei ihrem Abschlusskonzert anlässlich des Saxophon-Workshops (TV-Bericht folgt). Draußen schneite es, in der Gemeindehalle war es mucksmäuschenstill, als 30 Saxophone "Raindrops keep falling on my head", intonierten. Workshopleiter Matty Rademakers dirigierte. Und er kam bald darauf zusammen mit Harrie Boers (Baritonsaxophon), Jan Snijders (Sopransax) und Willem Lindelauf (Tenorsax) wieder - mit Saxophonklängen der gehobenen Art für das aufmerksame Publikum.Als spiele ein ganzes Orchester

Besonders im zweiten Teil liefen die vier holländischen Musiker zur Bestform auf. Südamerikanische Melodien in vier Sätzen von Lino Florenzo erklangen perfekt in Phrasierung und Intonation, ebenso wie "Bohemian Rhapsody", arrangiert von Bandmitglied Jan Snijders. Klanglich akzentuiert der St. Louis Blues mit Solist Harrie Boers am Baritonsaxophon. Bei Gershwins "Oh, Lady Be Good" swingten Quartett und Besucher gleichermaßen. Begonnen hatte das Konzert mit Barockmusik von Antonio Vivaldi. Es folgte ein spanisches Klavierkonzert, für Saxophone gesetzt und danach "Cities of Mexico", einem Porträt mexikanischer Musikstile. Nur beim Andante und Adagio der Premier Quator von J. B. Singelee aus dem Jahre 1857, da merkten die vier Saxophonisten offensichtlich selber, dass beim Zusammenspiel Unstimmigkeiten auftraten. "Es ist ein ganz schwerer Brocken zu blasen", meinte dann auch Moderator Jan Snijders im sympathischen Deutsch mit nur wenig holländischem Akzent. Ansonsten war sich das Publikum einig. Rita Schüller, selbst Saxophonistin: "Ich habe live noch nie so gute Saxophone gehört". Elke Bernhard aus Minderlittgen resümierte: "Die vier haben den Raum so voluminös gefüllt, als würde ein ganzes Orchester spielen". Stehende Ovationen beendeten einen gelungenen Konzertabend, bei dem der intensive Genuss durch Kommen und Gehen des Publikums während der Darbietungen statt in den Applausphasen gelegentlich gestört wurde. Axel Hecking dankte Musikern und Publikum für ein gelungenes Winterkonzert im März. "Die Kultur im Dorf geht weiter", so seine Worte, denn am kommenden Wochenende lädt der Männergesang Frohsinn Hupperath-Minderlittgen zu festlichen Chortagen ein.

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