Erst gurten, dann starten

WITTLICH. Kindersitze können im Falle eines Unfalles Leben retten. Die meisten Menschen wissen das, doch nicht alle verhalten sich entsprechend. Dabei sind die gesetzlichen Bestimmungen klar.

12 Uhr, die Kinder werden vom Kindergarten abgeholt. Zahlreiche Autos, meist familienfreundliche Kombis oder Vans, halten im Talweg oder auf dem Parkplatz der früheren Stadtverwaltung. Väter und Mütter verlassen mit ihren Kindern die Tagesstätte, doch die Abfahrt Richtung Heimat gestaltet sich recht unterschiedlich.Einige Eltern öffnen die hintere Tür, Kind rein, Tür zu, Platz nehmen am Steuer und weg. Andere verschwinden erst einmal kopfüber im Fond des Wagens und kommen erst nach einiger Zeit wieder zum Vorschein. Es ist manchmal recht umständlich, die Kinder in ihrem Sitz anzuschnallen, vor allem wenn der Wagen nur zwei Türen hat."Wir machen öfters Kontrollen an Kindergärten und Schulen," sagt Josef Legrand von der Polizeiinspektion Wittlich. Das kann dann für die Eltern unter Umständen teuer werden. "Wer seine Kinder im Auto gar nicht sichert, wird mit einem Bußgeld von 80 Euro bestraft", so sieht es der Paragraph 12 der Straßenverkehrsordnung vor. Nachzulesen ist diese Bestimmung in einer Broschüre des Deutschen Verkehrssicherheitrates DVR, die bei der Wittlicher Polizei erhältlich ist. Dieses Heft macht auch die möglichen Folgen deutlich, die ein Unfall haben kann, wenn die Kinder nicht gesichert sind: "Ungesicherte Kinder haben ein siebenfach höheres Risiko schwere bis tödliche Verletzungen bei einem Unfall zu erleiden, " ist dort rot umrandet zu lesen. Aber auch positive Botschaften gibt es: "83 Prozent der gesicherten Kinder bleiben bei einem Unfall unverletzt". "Ich hab es eilig", "Es ist doch nur ein ganz kurzes Stück" - Ausreden bekommen die Polizisten der Wittlicher Wache genug zu hören, wenn sie Eltern bei dieser mitunter folgenschweren Nachlässigkeit ertappen. Auch die Ausrede, dass die Kinder sich nicht anschnallen wollen, gilt nicht. "Die Eltern sollen sich auch selbst anschnallen, um ein gutes Beispiel zu geben," erklärt Legrand. Leider fehlt immer noch bei einigen diese Einsicht.Größere Kinder beim Kauf mitnehmen

Doch wie sichert man sein Kind richtig im Auto? Zunächst einmal gibt es für jede Altersklasse unterschiedliche Sitzsysteme, die nach so genannten ECE-Gruppen aufgeteilt sind. Für die allerkleinsten sind die Gruppen ECE 0 bis 10 Kilogramm Körpergewicht und 0+ bis 13 Kilogramm Körpergewicht vorgesehen. Nach den Empfehlungen des DVR sollten Kinder in diesen Sitzschalen möglichst rückwärts gerichtet im Auto gesichert werden. Allerdings, auch hier wieder eine Einschränkung, nicht auf dem Beifahrersitz bei deaktiviertem Airbag.Werden die Kinder dann größer und sind im Krabbel- oder schon im Kindergartenalter, sollte ein Sitz der ECE-Gruppe I für neun bis 18 Kilogramm angeschafft werden. Hier besteht die Auswahl zwischen einer Sitzschale mit Fangkörper oder einem Fünfpunktsystem, bei dem das Kind mit so genannten Hosenträgergurten im sitzeigenen Gurtsystem angeschnallt werden. Möglich sind auch rückwärts gerichtete Systeme und Sitzschalen in Verbindung mit einem Dreipunktgurt. Ihr Vorteil, dass sie ohne großen Aufwand von einem Auto zum anderen gewechselt werden können.ECE-Gruppe II gilt für Kinder bis zirka sieben Jahre. Hier hat man die Wahl zwischen Fangkörpersystemen oder Sitzerhöhungen. Ab einem Körpergewicht von 25 Kilogramm sollten nur noch Sitzerhöhungen verwendet werden. Empfohlen wird vom DVR, das Kind mit zum Kauf eines Kindersitzes zu nehmen.Wem ein neuer Sitz zu teuer ist, kann auch auf gebrauchte Sitze zurückgreifen. Bei Kinderkleider- und Spielzeugbörsen werden immer wieder welche angeboten. Auch ein Aushang im Kindergarten kann sicherlich weiterhelfen.Doch wie verhält es sich, wenn das Kind nicht im eigenen Auto mitfährt? Grundsätzlich gilt, dass Kinder gesichert werden müssen, auch bei Fahrten mit dem Taxi. Beim Taxiunternehmen Edringer in Bernkastel-Kues wird darum gebeten, dass man bei Anforderung eines Wagens bekannt gibt, ob Kinder mitfahren, damit eines der Autos mit integriertem Kindersitzen geschickt werden kann."Ohne Kindersitze dürfen wir nicht fahren," ist auch bei Taxi Jungen in Wittlich zu hören. Hier gibt es sowohl Wagen mit integrierten Sitzsystemen als auch lose Kindersitze in den anderen Autos. Bei ganz kleinen Babies sollten die Eltern allerdings eine Sitzschale mitbringen. Diese ist für Taxiunternehmen keine Pflicht.Doch was tun, wenn das Kind sich während der Fahrt einfach abschnallt? Anhalten und erst dann weiterfahren, wenn der Gurt wieder sitzt, empfehlen erfahrene Eltern. Dann ist das Sichern im Auto bald so selbstverständlich, dass künftig die Eltern selbst einen Rüffel von ihren Kindern kriegen, wenn sie den Grundsatz "erst gurten - dann starten" missachten.

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