Erst kam die Flut, dann die Ratten

NIEDERKAIL. Im Januar kam die große Flut über Niederkail, im August sind die Schäden noch immer nicht beseitigt. Mindestens zwei Bürgerinnen sind die Warterei allmählich leid.

Ines Land lebt seit zweieinhalb Jahren in Niederkail. Damals hatte die gebürtige Düsseldorferin mit ihrem Mann ein Häuschen gekauft, weil sie den Ort als gemütlich und einladend empfand. Mit dem Hochwasser im Januar kam jedoch der Ärger, und seitdem ist er nicht wieder verschwunden: "Noch immer liegt das damals mitgeschwemmte Geröll auf der Wiese gegenüber." Weder gemäht werden könne deshalb, noch sei der Promenadenweg entlang des Kailbachs jemals ausgebessert worden. Pech nicht nur für sie persönlich, die sonst täglich ihren Hund dort ausführt, sondern auch für die Gäste eines angrenzenden Hotels. Auch die hätten diesen Weg genutzt, weiß Ines Land. Seit der Überschwemmung sperrt von der Straßenseite her ein Bauzaun den Zugang zum Promenadenweg. Tiefe Löcher künden noch immer vom Januarhochwasser. Ortsbegehungen von offizieller Seite hätten wohl stattgefunden, sagt Ines Land.Die hat auch Erna Senczek beobachtet, die Tochter von Luise Scott, in deren Haus damals die Flut schwere Schäden angerichtet hatte (der TV berichtete). Die neuen Tapeten hielten nicht; immer noch sind die Wände feucht. Das Ehepaar Land hatte damals spontan und unbürokratisch eine Sammlung im Dorf organisiert, um der schwerbehinderten alten Dame wenigstens mit ein bisschen Geld unter die Arme zu greifen. Auch der direkt am Scott'schen Haus vorbeiführende Mühlenbach sei nach wie vor in einem jämmerlichen Zustand, berichtet Senczek. Am Boden ist noch immer Heizöl sichtbar. "Ich habe den Honoratioren damals gesagt: ‚Wenn ihr den Bach bis zum nächsten Hochwasser nicht reinigt und das Wasser wieder bis ins Haus dringt, werde ich Niederkail verklagen!'" Gestank und Ungeziefer seien die logische Folge der Verzögerungstaktik in diesem Sommer, und auch Ratten hätten inzwischen im Mühlenbach Einzug gehalten.Gefahrenquelle für Kinder

Mehr als alles andere ärgert sich Ines Land über den Spielplatz, der während des Sommers für Kinder unerreichbar gewesen ist. Der Aufgang zur Brücke, die über den Kailbach zur Rutschbahn führt, wurde von den Fluten mitgerissen. Seitdem versperrt ein dort flach hingelegter Bauzaun den Weg zur Brücke - zumindest theoretisch. Denn Kinder klettern gerne, und es ist zu vermuten, dass der Zaun die wenigsten daran hindert, bis zum Spielplatz durchzudringen: Seit Monaten also eine echte Gefahrenquelle für den Nachwuchs. Das regt die zugezogene Dame wirklich auf.Bürgermeister Ulrich Müller erklärt, warum es mit den Aufräumarbeiten, für die die Gemeinde zuständig ist, so lange dauert: "Der Auftrag ist längst an eine Firma gegangen. Die kam jedoch vor den Betriebsferien nicht mehr dazu." Er rechnet spätestens in der übernächsten Woche damit. Verzögert habe sich die Sache im Vorfeld vor allem, weil nicht nur Schäden am Bachbett repariert werden, sondern das Bachbett verbreitert und Bäume gefällt werden sollen. Rund 5000 Euro wird das die Gemeinde kosten.

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