Erste Hilfe fürs Sorgenkind - Traben-Trarbacher Kulturausschuss berät über Zukunft des Mittelmosel-Museums

Traben-Trarbach · Das Mittelmosel-Museum in Traben-Trarbach ist in die Jahre gekommen. Die Ausstellung könnte modernisiert werden, viele Teile des Gebäudes, das unter Denkmalschutz steht, sind renovierungsbedürftig. Im Kulturausschuss der Stadt haben nun Konzeptbüros erste Pläne vorgestellt.

Traben-Trarbach. Ohne Konzept keine Fördergelder - und ohne Fördergelder könnte es bald durch das Dach des Traben-Trarbacher Mittelmosel-Museums regnen. Das Barockgebäude, das unter Denkmalschutz steht, wurde 1750 gebaut und gilt als eines der besterhaltenen Patrizierhäuser an der Mosel. Dort lebte einst die wohlhabende Traben-Trarbacher Familie Böcking. Inzwischen gehört der Stadt das Gebäude. Es ist einerseits Heimatmuseum, präsentiert aber auch die großbürgerliche Lebensweise des 18. Jahrhunderts. Viele Zimmer sind noch im Originalzustand. Aber der Zahn der Zeit nagt an dem Gebäude (der TV berichtete am 4. November).

Um das Gebäude wieder herzurichten, will die Stadt Fördergelder des Landes in Anspruch nehmen. Und um diese zu beantragen, muss ein Konzept vorgelegt werden. In der Sitzung des Kulturausschusses am Montag haben zwei Büros erste Pläne und Ideen vorgestellt. Im nächsten Schritt wird das Gremium dann entscheiden, welches Konzeptbüro den Zuschlag erhält. Jörn Borchert, Museumsberater aus Wachtberg (NRW), bestätigt nach einer ersten Begehung, dass das Museum in einem "desolaten Zustand" ist. Als Stärken des Museums nennt der Kulturwissenschaftler, dass es sich um ein beeindruckendes Gebäude in guter Lage handle, mit schönem Interieur und guter Atmosphäre. Es könnte damit ein herausragendes Museum zwischen Koblenz und Trier werden. Seine Schwächen nennt er ebenso: "Als Sehenswürdigkeit spielt es nach dem Buddha-Museum, das sehr bekannt ist, die zweite Geige. Der Zustand ist desolat, es gibt offenbar nur einen mangelhaften Brandschutz und es ist nicht barrierefrei. Ein zweiter Rettungsweg fehlt." Auch die personelle Situation erhält schlechte Noten: "Es ist schon fast unvorstellbar, dass es nur eine halbe Stelle für dieses Museum gibt. Es braucht mindestens zwei fest angestellte Mitarbeiter," sagt Borchert.

Dann könnten die Themen "Barockvilla" und "Stadtmuseum" sinnvoll zusammengefügt werden.
Dr. Wolfgang Fritzsche, ebenfalls Kulturwissenschaftler und Museumsberater aus Ginsheim-Gustavsburg (bei Mainz), sagt über das Gebäude: "Es ruft schon nach Hilfe". Er würde ein Konzept in drei Stufen erarbeiten, von der Bestandsanalyse über das Herausarbeiten eines Alleinstellungsmerkmals bis hin zum Raumkonzept. Dabei müsse zwischen dem Museumskonzept und dem Plan für eine Sanierung unterschieden werden.
Bürgermeister Patrice Langer erklärt die weitere Vorgehensweise: Als nächstes wird entschieden, wer das Konzept erstellt. Anschließend können mit dem erarbeiteten Konzept Fördergelder beantragt werden. Im nächsten Schritt sollen dann die Instandsetzungsmaßnahmen anlaufen. Anfang nächsten Jahres soll entschieden werden, welches Beratungsbüro den Zuschlag erhält.Meinung

Ein Museum, das sich lohnt
Das Mittelmoselmuseum hat Alleinstellungsmerkmale, die es über den Landkreis hinaus bekannt machen könnten. Wo sonst kann man in einem öffentlichen Gebäude die Wohn- und Lebenswelt einer Familie des Großbürgertums im 18. Jahrhundert so detailgetreu nachempfinden? Wer das Gebäude besucht, fühlt sich schon in der Eingangshalle wie auf einer Zeitreise. Kein Wunder, denn das Haus selbst stammt ja auch aus dieser Zeit, die übrigens eine sehr spannende Zeit war. Es war der Beginn der Moderne in Europa. Das ist in einer Region, in der der Fokus gerne auf die römische Geschichte gelegt wird, ein echter Pluspunkt und vor allen Dingen ein Alleinstellungsmerkmal. hp.linz@volksfreund.de

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