Erwachsenenbildung auf Rädern

SEHLEM. Liegend durch die Lande radeln und dabei etwas lernen über Kunst, Geschichte oder Geologie der Region – was klingt wie eine Mär ist ein real existierendes Angebot. Ein Angebot von Arnold Binzen aus Sehlem.

Der 47-Jährige Arnold Binzen betreibt die Liegerad-Erlebnisstation in Sehlem, ein kleines Unternehmen, an dem die ganze Familie beteiligt ist: drei Kinder zwischen 13 und 17, Arnold Binzen und seine Frau Veronika. Es bietet Touren auf regionalen wie überregionalen Radwegen bis nach Frankreich an. Auf Wunsch informiert Binzen zu Themen wie "Auf den Spuren der Römer", Jugendstil, Burgen- und Klöster, Wein- und Winzer oder Orchideen. Es geht um Spaß und Freude oder auch Selbst- und Gruppenerfahrungen. 15 Räder stehen zur Auswahl, mal mit zwei, mal mit drei Reifen, langsamer oder schneller. So vielseitig wie das Angebot ist auch der Anbietende. Binzen: "Ich kann nicht dauernd nur eine Sache machen, ich muss mich ständig weiter entwickeln. Das ist für mich keine Arbeit, das ist meine Leidenschaft." Diese Haltung spiegelt sich im Werdegang des 47-Jährigen wider. Katholische Theologie hat er studiert und anschließend beim Generalvikariat Zivildienstleistende für Behindertenarbeit pädagogisch begleitet. Dann wurde er gefragt, ob er als Rettungsschwimmer Baby-Schwimmkurse anbieten wolle. Er wurde Schwimmpädagoge und bietet seitdem Schwimmkurse für Kinder und Erwachsene an . Erwachsenenpädagogik hatte Binzen schon immer interessiert. Also studierte er das Fach und hält nun Vorträge zu pädagogischen Themen oder Zeitmanagement. Bei Kinderschutzbund und Naturschutzbund ist er aktiv, außerdem fotografiert er gerne. Schließlich baute Binzen die Liegerad-Erlebnisstation auf. Anstoß dazu gab ihm seine Erfahrung als Reiseführer mit Busgruppen. "Bei Busreisen haben die Leute keinen Kontakt zur Umwelt. Die Gegend zu Fuß oder mit dem Rad zu erkunden, ist viel anschaulicher und intensiver." Und auch umweltfreundlicher, was für Binzen sehr wichtig ist. Liegeräder seien zudem für Bildungstouren ideal, findet der Erwachsenenausbilder. Man sitze bequem, könne gut in die Landschaft schauen und auf drei Rädern sicher anhalten. Für Binzen, der seinem Gesprächspartner offen und neugierig in die Augen schaut, gehört zum Tourismus außerdem der Kontakt zu Menschen. Und so sieht er sich für seine Touren auf den Dörfern auch nach Menschen mit besonderen Talenten um. Eine aufwändige Vorbereitung. Doch Binzen sieht seine "Erwachsenenbildung auf Rädern", die er für moderate Preise anbietet, nicht als Gewerbe, sondern als pädagogische Dienstleistung. Die Aufgabe, die Familie zu ernähren, teilt er sich mit seiner Frau, die halbtags berufstätig ist. Und was kommt nach den Liegerädern? Die Ideen gehen Binzen nicht aus. Den lang gehegten Wunsch, eine Familienbildungsstätte aufzubauen, verfolgt er im Stillen immer noch. Auch eine Akademie für Hobbykünstler fände er gut. Nun wird aber erstmal auf seine Initiative hin ein Raderlebnistag an der Salm ins Leben gerufen (der TV berichtete). Mehr Infos zu den Liegerad-Touren im Internet: www.liegerad-erlebnisstation.de.

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