Erziehen wird schwerer

Wittlich. (red) "Das ,Geschäft’ des Erziehens ist heute deutlich schwieriger geworden als zu Zeiten unserer Großeltern." Darauf weist die Lebensberatungsstelle des Bistums Trier in Wittlich in ihrem Jahresbericht 2004 hin.

In einer pluralistischen Gesellschaft gebe es keine Übereinstimmung mehr in der Frage, was "man" tue und was in der Erziehung richtig sei, stellen die Wittlicher Berater fest und sprechen sich für drei Verhaltensweisen aus: Anerkennung, Anregung, Anleitung. "Anerkennung" meint dabei mehr als Lob und Liebe. Wichtig sei vor allem, dass Eltern Zeit für ihre Kinder hätten: "Unsere Kinder sind auf einfühlsame und zugewandte Erwachsene angewiesen." Mit Blick auf den Aspekt der "Anregung" unterstreicht das Beraterteam, es sei in erster Linie Aufgabe der Eltern, die Kinder darauf vorzubereiten, dass es normal ist, Dinge auch gegen eine oft schnell aufkommende Lustlosigkeit durchzuhalten. Nur so könnten Kinder auch die Freude an eigener Leistung entdecken. Zur "Anleitung" hält der Jahresbericht fest, Eltern oder auch Lehrer brauchten eine "gute erzieherische Autorität", auch wenn sie das mitunter unbequem oder unbeliebt bei den Kindern mache. Eltern und Lehrer seien gefordert, Kindern zu vermitteln, dass jedes gesellschaftliche Zusammenleben von Regeln und Vereinbarungen lebe: "Die wollen auch durchgesetzt sein." Den Ärger oder Unwillen der Kinder müssten die Erziehenden aushalten. Erst so erweise sich, dass der Erwachsene ein verlässlicher Partner der Kinder ist. 2004 hatten 1179 Kinder, Jugendliche und Erwachsene Kontakt mit dem Beratungsteam in der Schlossstraße. Zusätzlich nahmen 985 Menschen an Beratungs- und Weiterbildungsveranstaltungen teil. Der Jahresbericht listet die Probleme auf, mit denen die Menschen sich im vorigen Jahr an die Wittlicher Lebensberater wandten. Bei den Erwachsenen waren Kom-munikationsprobleme, destruktives Streiten, Probleme bei Trennung und Scheidung, Fragen der individuellen Lebensgestaltung sowie Trennungsabsichten wich-tige Themen. Kinder wurden in Wittlich vor allem beraten, wenn es Entwicklungsauffälligkeiten, Arbeits- und Leistungsstörungen, Selbstwertemangel, Ängste oder ein auffälliges aggressives Verhalten gab. Über die Hälfte der Kinder und Jugendlichen (51,6 Prozent), die zur Wittlicher Lebensberatungsstelle kamen, lebten nicht mehr in ihrer Ursprungsfamilie, sondern bei einem allein erziehenden Elternteil. Die Kosten der Lebensberatungsstelle wurden zu 67 Prozent vom Bistum Trier finanziert, 14 Prozent wurden vom Kreis und 19 Prozent vom Land übernommen. Für die Ratsuchenden entstehen keine Kosten. Angesichts angespannter Finanzen sind Spenden willkommen. Die Wittlicher Lebensberatungsstelle befindet sich in der Schlossstraße 38. Erreichbar ist das Beratungsteam montags bis donnerstags von 8 Uhr bis 17 Uhr sowie freitags von 8 Uhr bis 12 Uhr unter Telefon 06571/4061.

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