Es geht tatsächlich

TRABEN-TRARBACH. Zu einer Weinprobe der besonderen Art hatten der Opal-Frauentreff Bernkastel-Kues und das Slow Food Convivium Eifel-Mosel-Hunsrück geladen: Im imposanten Rittersaal, der 1370 erstmalig in den Urkunden erwähnt wird, vereinigten sich Wein und Schokolade zu einem außergewöhnlichen Geschmackserlebnis.

Ausverkauft bis auf den letzten der 40 Plätze war die Veranstaltung, und nicht wenige Skeptiker hatten sich im Rittersaal eingefunden: Das kann doch eigentlich gar nicht zusammen passen. Doch es geht tatsächlich, und schon die erste Verkostung eines 2004er halbtrockenen Spätburgunders aus dem Weingut Alfred Sausen mit Bio-Vollmilch-Nuss-Schokolade und Vollmilch-Joghurt-Heidelbeer-Vanille ließ die Gäste staunen. Gerade bei der zweiten Sorte wurde der Frucht-Geschmack der Schokolade intensiviert, und der Wein überstand die gewagte Kombination souverän, ohne sauer oder verbittert zu sein. Wie der Trierische Volksfreund in Erfahrung bringen konnte, ist die beliebte Verbindung von Käse und Wein, die Gourmets von magischen Geschmacksmomenten schwärmen lässt, für die Geschmackssknopsen gar nicht ideal. Eine US-Studie zweier Wissenschaftlerinnen der Universität Davis/Kalifornien ergab nämlich, dass Käse den Weingeschmack stark überdeckt. Selbst Kenner, so die Studie, könnten einen guten von einem mäßigen Tropfen nicht mehr unterscheiden. Die Wissenschaftlerinnen vermuten, dass Mund und Zunge vom Fett im Käse überzogen werden und die Geschmacksnerven so daran hindern, die Eigenheiten verschiedener Weine zu erkennen. Sie schließen aber auch nicht aus, dass sich Proteine im Käse mit Aroma-Molekülen des Weines verbinden und diese die Geschmacksknospen dann nicht mehr aktivieren könnten. Vollmilch-Joghurt-Orange erschlägt die Beerenauslese

Das Fazit der Studie lautet, dass den Gästen guten Gewissens ein relativ billiger Rebensaft kredenzt werden kann, wenn Käse dazu gereicht wird. Bei der Schokolade verhält sich das offensichtlich anders. Ulrike Böcking und Jutta Müllern moderierten und kommentieren den Abend, bei dem sechs hochwertige Weine aus den Weingütern Alfred Sausen und Richard Böcking gereicht wurden. Zwölf verschiedene Schokoladensorten zergingen cremig-zart auf der Zunge, wo sie auf Rivaner, Riesling, halbtrockene Spätlese, Auslese und Beerenauslese trafen. Anders als bei den meisten Weinproben, bei denen jeder Schluck auch den Redefluss der Gäste anfeuert, herrschte im nur vom Kerzenschein erleuchteten Rittersaal eine geradezu andächtige Aufmerksamkeit und Ruhe. Konzentriert wurde gekostet und kommentiert, und natürlich gingen die Geschmäcker auseinander. Die Zartbitter-Schokolade mit Splittern aus Kakaobohnen und Blancor-Creme kam beim Genuss von Rivaner besser weg als die weiße Schokolade mit Joghurt, Himbeer und Vanille. Fast einstimmig der Tenor, dass die 2003er Riesling-Beerenauslese viel zu schade sei, um sie mit Schokolade zu probieren. Vollmilch-Joghurt-Orange schaffte es tatsächlich, den edlen Tropfen zu "erschlagen". Wo war das herrliche beerige Aroma geblieben? Doch Vollmilch-Honig zauberte es wieder herbei, eine köstliche Kombination für Süßschnäbel. Die Künstlerin Gudrun van Brandwijk unterhielt die Gäste mit heiteren Versen, Ulrike Böcking und Jutta Müllen lieferten viel Information zum Wein und zur Kakaomasse, aus der die süßen Köstlichkeiten gemacht werden, und als Fazit des Abends kann gelten, dass Wein und Schokolade durchaus kombiniert werden können und ein interessantes Geschmackserlebnis versprechen.

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