Es ist angerichtet

Die Gastronomie- und Hotelleriebetriebe im Landkreis Bernkastel-Wittlich würden gerne mehr Auszubildende einstellen. Allein: Es fehlt an geeigneten Bewerbern.

Bernkastel-Kues. Die Auswahl an möglichen Berufen in der Tourismusbranche ist groß. Das Spektrum reicht vom Koch und den Fachmännern/frauen für Hotel und Restaurant bis hin zur Fachkraft im Gastgewerbe und der Systemgastronomie. Den Betrieben entlang der Mosel fällt es jedoch immer schwerer, geeignete Kräfte als Auszubildende für diese Berufe einzustellen.

"Oftmals scheinen die Jugendlichen Berufe in der Gastronomie als Notlösung zu betrachten", berichtet Dieter Kettermann, Inhaber des Hotels "Bären" und des Restaurants "Altes Brauhaus" in Bernkastel-Kues. Dementsprechend sind auch seine Erfahrungen: "Praktika werden nicht eingehalten, die schulischen Leistungen sind nicht ausreichend. Die Jugendlichen müssen engagierter sein, von der schriftlichen Bewerbung bis zum Einstellungsgespräch".

Kettermann bietet jedes Jahr bis zu fünf Ausbildungsplätze an. In den vergangenen beiden Jahren hat er jeweils drei Plätze nicht besetzt.

Ähnliche Erfahrungen machte Christiane Reis-Keller vom Zeltinger Hof in Zeltingen-Rachtig: "Es ist schwer, qualifizierte Jugendliche zu finden." Viele Auszubildende unterschätzten die Anforderungen in der Gastronomie, insbesondere die Auswirkungen auf ihr Privatleben. Denn wenn die Freunde am Wochenende feiern, herrscht in Hotels und Gaststätten Hochbetrieb. Häufig werden aus diesem Grund Ausbildungen abgebrochen.

Gereon Haumann, Präsident der Dehoga Rheinland-Pfalz und selbst Hotelier in Horath, ist sich der Problematik bewusst. Zuwenig Bewerber kommen auf die vorhandenen Ausbildungsplätze. Er befürchtet durch die demografische Entwicklung eine weitere Verschärfung des Problems. Deshalb startet er in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit eine Offensive, um den Jugendlichen die Berufe in der Gastronomie schmackhaft zu machen. Die Dehoga als Dachorganisation des Gaststättengewerbes wird verstärkt in Schulen für die Ausbildungsberufe in der Gastronomie werben. Auch plane man, öfter mit einem Stand auf Ausbildungsbörsen vertreten zu sein sowie stärker mit den Ausbildungsberatern der Agentur für Arbeit zusammenzuarbeiten. Weiterhin will der Verband die Werbung intensivieren und die Vorzüge der Arbeitsplätze im Gaststättengewerbe herausstellen. "Diese Berufe sind zukunftssicher. Die Hotellerie bleibt bestehen und braucht Fachkräfte", so Gereon Haumann. Außerdem biete das Gastronomiegewerbe in Rheinland-Pfalz nach der öffentlichen Hand die meisten Arbeitsplätze, so dass die Gefahr einer Arbeitslosigkeit kaum bestehe.

Haumann ist überzeugt, dass seine Maßnahmen fruchten werden. Denn schließlich gebe es in der Gastronomie "die schönsten Berufe der Welt". Extra Auszubildende Hotel- und Gaststättengewerbe: Im Hotel- und Gaststättengewerbe stehen folgende Ausbildungsberufe zur Auswahl: Koch, Restaurantfachfrau(mann), Hotelfachfrau(mann), Hotelkaufmann(frau), Fachkraft im Gastgewerbe und Fachfrau(mann) für die Systemgastronomie. Für die fünf erstgenannten Berufe gilt folgende Ausbildungsvergütung: Erstes Ausbildungsjahr 464 Euro, zweites Ausbildungsjahr 515 Euro und drittes Ausbildungsjahr 577 Euro. Für Fachfrau(mann) in der Systemgastronomie (Restaurantketten) gilt ein anderer Tarif: Erstes Ausbildungsjahr 637 Euro, zweites Jahr 715 Euro und drittes Jahr 791 Euro. In den meisten anderen Branchen verdienen die Auszubildenden mehr. Zum Beispiel: Metall- und Elektroindustrie: im ersten Jahr 747 Euro, zweites Jahr 791 Euro, drittes Jahr 852 Euro. Bankgewerbe: im ersten Jahr 750, im zweiten Jahr 810 Euro und im dritten Jahr 869 Euro. Öffentlicher Dienst (Bund, Gemeinden): erstes Jahr 687 Euro, zweites Jahr 736 Euro und drittes Jahr 781. (sim)Extra Freie Stellen: Bei der Arbeitagentur für Arbeit waren zum Ende des Ausbildungsjahres 2009, Anfang September, im Kreis Bernkastel-Wittlich insgesamt 101 unbesetzte Ausbildungsstellen, davon über ein Drittel aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe registriert. An freien Ausbildungsstellen stehen unter anderem zur Verfügung: zehn Köche, neun Hotelfachleute, 13 Hotelkaufleute, acht Kellner, acht Restaurantfachleute. (sim)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort