"Es ist ganz schlimm geworden"

GEROLSTEIN/WITTLICH/BITBURG/PRÜM. Ob alte Reifen, Kühlschränke oder Bauschutt: Um sich die Entsorgungskosten zu sparen, laden viele Unbeirrbare ihren Unrat an öffentlichen Rast- und Parkplätzen ab. Das beklagen auch die Mitarbeiter der Straßenmeistereien, die, um den Müll zu sammeln, mitunter in gefährliche Situationen kommen.

Raimund Dillbahner, Chef der Straßenmeisterei (SM) Daun, ist sauer: "Es ist ganz schlimm geworden mit der illegalen Müllentsorgung!" Es sei schon immer ein Problem gewesen, berichtet Dillbahner, aber teilweise werde der Müll nicht nur auf den Parkplätzen abgestellt, sondern in schwer zugängliche Böschungen geworfen. "Unsere Leute müssen unter Einsatz ihrer Gesundheit in abschüssiges Gelände, das ist unzumutbar", erregt sich Dillbahner. Das habe nichts mehr mit der normalen Müllsammlung zu tun, die zu den Aufgaben einer SM gehöre. Dillbahner hat festgestellt, dass sich der illegale "Mülltourismus" von den Autobahnen, wo viele Rastplätze geschlossen worden seien, zu den Bundes- und Landesstraßen verlagert habe. Zum "Sammelgut" der Mitarbeiter der SM Daun gehörten im vergangenen Jahr unter anderem 67 Reifen, 65 Liter Altöl, fünf Fernseher und 60 Liter "undefinierbare Stoffe". "Was das den Steuerzahler kostet. Viel Geld wird fällig, was aber vermeidbar wäre, wenn die Leute nur ein bisschen verantwortungsvoller wären", sagt Dillbahner. Seine Einschätzung teilt auch Reinhold Heinz (SM Bitburg), in dessen Zuständigkeitsbereich 19 Park-, Rast- und Mitfahrerplätze fallen. Diese werden zwei Mal wöchentlich zur Müllentsorgung angefahren. "Auch wir haben in den vergangenen Jahren eine starke Zunahme der illegalen Müllablagerungen festgestellt", berichtet Heinz. Teilweise nehme das extreme Ausmaße an: "Immer wieder gezielt Schlachtabfälle, Fleisch- und sonstige Nahrungsmittelreste sowie Kadaver werden an den Mülltonnen abgeladen. Das ist - gerade im Sommer - Ekel erregend und letztendlich auch gesundheitsgefährdend." Hinzu komme Müll jeglicher Art. Auffällig ist für Heinz auch die "Müllhäufung im Graben- und Bankettbereich an den Straßen, besonders um Bitburg herum." Dort finde man Getränke-, Fast-Food- und andere Imbissverpackungen, die aus den Fahrzeugen geworfen würden. Ralf Schmitz (Leiter der SM Wittlich) stellt fest, dass Hausmüll "ganzjährig im gleichen Umfang illegal abgelagert" werde. Das liegt seiner Ansicht nach daran, dass im Kreis Bernkastel-Wittlich überwiegend kleine Abfallbehälter an die Haushalte ausgeliefert wurden und in den Abfallgebühren nur zwölf Leerungen enthalten sind: "Für zusätzliche Leerungen muss extra gezahlt werden." Elektroschrott auf dem Rückzug

Ähnlich ist es bei anderem Müll wie Schlachtabfällen, Bauschutt oder Siloplanen. Deren illegale Entsorgung sei darauf zurückzuführen, dass (mit Ausnahme von Altölen, die kostenlos vom Lieferant entsorgt werden müssen) für die Entsorgung des übrigen Mülls bei der Anlieferung auf der Zentralmülldeponie Sehlem beziehungsweise der Tierbeseitigungsanlage Rivenich (für Schlachtabfälle) Gebühren fällig würden. Es sei allerdings auch festgestellt worden, berichtet Schmitz, dass die Ablagerung von Elektroschrott rückläufig ist, da dieser kostenlos entsorgt werden könne. Ähnlich wie die Straßenmeistereien in der Eifel registriert die SM Thalfang, dass Müllanfall unvermindert hoch sei. Eine Zunahme sei beim Bauschutt und Bauabfall zu verzeichnen. Anders ist es bei der SM Prüm. Leiter Karl-Heinz Rach hat keine Zunahme des illegalen Mülls zu melden. "Das steigende Verkehrsaufkommen bringt auch automatisch steigende Müllmengen mit sich, das aber jedoch nicht in einem erhöhten Maß", berichtet Rach.

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