"Es war zur Zeit…"

WITTLICH. 150 Schauspieler zeigen zum Kirmesauftakt am Freitag, 15. August, 21.30 Uhr, im Stadtpark, wie die Säubrenner zu ihrem Namen kamen. Das Spektakel erfreut sich wachsender Beliebtheit- und in jedem Jahr kommt etwas Neues hinzu.

Die wesentliche Neuerung: Statt wie bisher nach dem samstäglichen Festumzug eröffnet der Bürgermeister die Kirmes bereits am Freitag. Außerdem neu: Nach dem Schauspiel am "Amphitheater" sollen alle gemeinsam, die vom Fackelschein beleuchteten Mitwirkenden und die Zuschauer, zum Marktplatz ziehen. "Hier erst bekommt nun der siegreiche Ehrenberger seinen Trunk", erläutert Detlef Boor: "Danach kann sich ganz Wittlich mit ihm am Belagerungstrunk gütlich tun." Grund für die Verlagerung der Schlussszene: Das wilde Durcheinander nach dem Schauspiel sorgte für manch verloren gegangenes Kind und zerbrochenes Requisit. Boor ist Nachfolger von Albert Klein, den er in der Rolle als Stadtschreiber (bei der Kirmeseröffnung) und Chronist (im Schauspiel) abgelöst hat. Damit fällt ihm automatisch auch die Aufgabe zu, hinter den Kulissen zu koordinieren, zu organisieren und zu disziplinieren. E-Mails mit der jeweiligen letzten Fassung des Textes flitzen zwischen Theresia Rodenkirch, der Verantwortlichen für das Kirmesprogramm bei der Stadt, und Boor hin und her. Wer spielt wen, wer steht wo, wer trägt welches Kostüm, wer hat ein eigenes, wer muss angekleidet werden? Im Grunde sind die Rollen - außer die der Kinder, die traditionell Ursula Komes anleitet - längst verteilt. "Wenn nicht jemand krank wird oder ausdrücklich sagt, dass er nicht mehr mitspielen will, behält jeder seine einmal gewählte Rolle", so Boor, der 1999 selbst wegen der plötzlichen Erkrankung von Adi Kaspari eine tragende Rolle bekam. Wenige Tage vor der Kirmes schlüpfte er in das Kostüm des Stecher-Mattes, eine übrigens historisch belegte Gestalt. Ebenso wie Maasens Doart, gespielt von der unschlagbaren Rita Neukirch, die alle Anfeindungen seitens des leicht anzüglichen Stecher-Mattes, längst wieder von Kasparis Adi dargestellt, glänzend pariert. Die Ursprünge des Säubrennerspiels liegen im Jahr 1958. Damals hatte der legendäre Matthias-Joseph Mehs das später von Ursula Komes vertonte Säubrennerlied geschrieben: "Es war zur Zeit als Friedrich von Ehrenberg...". Anfang der 80er Jahre dachten die Stadtoberhäupter darüber nach, die Kirmes am Freitag beginnen zu lassen. Erst Pantomime, dann "echtes" Theater

"1984 ging erstmals ein Fackelzug vom Türmchen zum Markt", erinnert sich Albert Klein, dem stets ein Schauspiel an der Markuskirche vorschwebte. Zunächst fand es jedoch am Marktplatz statt. 1986 war es soweit: Kulissen wurden gebaut, das Spiel an der Kirche, mal oberhalb, mal unterhalb der Treppe, aufgeführt, jedoch immer noch pantomimisch. 1987 war das Geburtsjahr des Chronisten, der das Geschehen bis 1990 kommentierte. Als ein Jahr später die Stadt zur 700-Jahr-Feier schritt, war das große Werk vollendet. Die Schauspieler bekamen eine Stimme. Die Szenerie wechselte 1999 in den Stadtpark, das Ensemble wurde auf 150 Leute ausgedehnt, Ursula Komes singt mit den Liesertalspatzen das Säubrennerlied dazu. "Viele besitzen heute eigene Kostüme", erzählt Boor, und präsentiert stolz das seinige. Leichter sei es als das vordem beim Theater geliehene und somit hitzeverträglicher. Auch die ein oder andere Überraschung verspricht Boor, dem Hermann Haller bei der Leitung zur Seite steht. So soll es in jedem Jahr einen einmaligen Running Gag geben - der diesjährige bleibt selbstverständlich unter Verschluss. Wer sich für eine Rolle interessiert: Stets sind die Verteidiger der Stadt ein wenig dürftig besetzt. Kostüme besitzt die Stadt; Kurzentschlossene sind willkommen.Kontakt: Detlef Boor, Telefon 06571 / 28953. Treffen der Kinder mit Ursula Komes: Montag, 11. August. Generalprobe für alle Schauspieler am Mittwoch, 13. August.

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