Ex-Bürgermeister ist jetzt Student

Enkirch/Trier · Über 13 Jahre führte Ulrich K. Weisgerber die ehemalige Verbandsgemeinde Traben-Trarbach. Am 1. Juli 2014 war Schluss. An dem Tag wurde Marcus Heintel als Bürgermeister der neuen VG Traben-Trarbach vereidigt. Weisgerber hatte für das Amt nicht mehr kandidiert. TV-Redakteur Winfried Simon sprach mit dem 52-Jährigen über seine Zukunftspläne.

 Ulrich K. Weisgerber vor der Uni Trier. Im TV-Interview äußert er sich über das Studentenleben und seine Zukunftspläne. TV-Foto: Friedemann Vetter

Ulrich K. Weisgerber vor der Uni Trier. Im TV-Interview äußert er sich über das Studentenleben und seine Zukunftspläne. TV-Foto: Friedemann Vetter

Enkirch/Trier. Was macht eigentlich Ulrich K. Weisgerber? Der Enkircher ist seit knapp einem Jahr von der kommunalpolitischen Bühne verschwunden. Als Bürgermeister der VG Traben-Trarbach stand er am Ende seiner Amtszeit im Mittelpunkt einer politischen Schlammschlacht. Auslöser waren seinerzeit die Querelen innerhalb der CDU um den ehemaligen Tourismuschef Matthias Holzmann. Am Ende gab es nur Verlierer. Seit etwa einem Jahr sind Sie nicht mehr Bürgermeister der Verbandsgemeinde. Was machen Sie jetzt?Ulrich K. Weisgerber: Ich bin wieder Student, und zwar an der Uni Trier.Was studieren Sie?Weisgerber: Jura - mit dem Ziel Staatsexamen.Wie fühlt man sich als 52-Jähriger zwischen all den jungen Studenten?Weisgerber: Gut. Ich bin freundlich aufgenommen worden. Wir pflegen untereinander einen kameradschaftlichen Umgang. Der Altersunterschied ist überhaupt kein Problem.Warum Jura?Weisgerber: Das Thema Recht hat mich immer schon sehr interessiert. Vor meiner Wahl zum Bürgermeister hatte ich bereits nebenberuflich mit dem Jurastudium in Trier begonnen.Wann sind Sie fertig?Weisgerber: Das weiß ich noch nicht genau. Jetzt im Juli schreibe ich die letzte Klausur. Dann bin ich "scheinfrei" und kann ins erste Staatsexamen gehen. Haben Sie einen Schwerpunkt im Studium?Weisgerber: Ja. Internationales Steuerrecht.Was sind Ihre beruflichen Ziele?Weisgerber: Nach dem Abschluss will ich mich beruflich neu orientieren. Das berufliche Spektrum nach dem Jurastudium ist sehr groß.Etwas konkreter.Weisgerber: Ich studiere nicht, um Bürgermeister einer Verbandsgemeinde zu werden. Mir schwebt eine Niederlassung als Rechtsanwalt vor. Es gibt viele Menschen, die rechtliche Beratung brauchen. Diesen will ich helfen. Wollen Sie noch einmal in die Kommunalpolitik einsteigen?Weisgerber: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt habe ich mich dafür entschieden, kommunalpolitisch eine Pause einzulegen. Ich kann jetzt nicht sagen, was ich in zwei, drei oder vier Jahren machen werde. Fakt ist: Ich will mich auf keinen Fall aufs Altenteil zurückziehen.Sie haben in Ihrer Amtszeit sehr schwierige Zeiten mitmachen müssen. Es gab zum Teil böse Beschuldigungen. Sind die Wunden inzwischen verheilt?Weisgerber: Bei mir sind keine Wunden entstanden. Sicher, es war eine heftige politische Auseinandersetzung, die seitens meiner Gegner von eigennützigen Motiven geprägt war. Damit muss man immer rechnen, wenn man sich für ein solches Amt zur Verfügung stellt. Ich verhehle aber nicht, dass meine Familie daran zu knabbern hatte.Die Sache ist für Sie also abgeschlossen?Weisgerber: Ja.Im Rückblick: Haben Sie Fehler gemacht?Weisgerber: Wer macht schon keine Fehler. Aber darüber sollen andere urteilen. Man müsste auch, um diese Frage zu beantworten, die damaligen Geschehnisse noch einmal aufbereiten und bewerten.Ihre schärfsten Kritiker waren CDU-Parteifreunde. Sind Sie von Ihrer Partei enttäuscht?Weisgerber: Von der Partei bin ich nicht enttäuscht. Es waren einzelne Personen in der Partei, speziell im CDU-Stadtverband Traben-Trarbach, die die ganze Diskussion damals aus Eigennutz angeheizt hatten.Blicken wir auf die neue Verbandsgemeinde Traben-Trarbach. Wie beurteilen Sie die Arbeit von VG-Chef Marcus Heintel?Weisgerber: Ich möchte ungern ein Urteil abgeben. Aber unabhängig von seiner sachlichen Arbeit habe ich den Eindruck, dass der Bürgermeister es schafft, die widerstreitenden Lager zusammenzuführen.Sehen Sie die neue Verbandsgemeinde auf einem guten Weg?Weisgerber: Ich war immer ein Befürworter dieser Fusion. Ich bin es auch heute noch. Allerdings ist eine Fusion kein Selbstläufer. Wenn eine Fusion den Bürgern etwas bringen soll, zum Beispiel durch niedrigere Wasser- oder Abwassergebühren beziehungsweise indem keine Steuern erhöht, sondern gesenkt werden, dann muss man fleißig daran arbeiten. Extra

Ulrich K. Weisgerber wurde im Jahr 2001 zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach gewählt. 2009 wurde er für weitere acht Jahre gewählt. Weisgerber erhält bis bis zum Ende seiner regulären Wahlzeit, also bis zum 31. Dezember 2017, 70 Prozent seiner Amtsbezüge. Diesen Betrag trägt nicht die Verbandsgemeinde, sondern die Rheinische Versorgungskasse. sim

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