Extremklettern ohne Pause

BERNKASTEL-KUES. 2007 soll der Prototyp eines Vollernters im Steilhang die ersten Trauben von den Stöcken holen. Mit ihm soll sogar eine selektive Lese möglich sein.

Es ist kein Zufall, dass die Vorstellung des neuen Steillagenkonzepts und die Vertragsunterzeichnung für die Konstruktion eines Vollernters für den Steilhang zur gleichen Zeit und am gleichen Ort stattfanden. Ein wichtiger Bestandteil des Steillagenkonzepts ist die Mechanisierung. Auch wenn die Geräte, die im Steilhang zum Einsatz kommen, ihren Preis haben: Auf Dauer gesehen lohnen sie sich, weil es zu einer enormen Zeitersparnis und sinkenden Lohnkosten kommt. Wie berichtet (TV vom 14. Juli) wird die Firma Durmatec aus dem badischen Durbach einen Vollernter entwickeln. An den Kosten, die auch das erste Gerät beinhalten, beteiligen sich das Land Rheinland-Pfalz, die Moselland eG, die EU und die Firma Durmatec. Die Vertragsunterzeichnung, der unter anderem auch Weinbaupräsident Adolf Schmitt beiwohnte, fand in den Räumen der Moselland eG in Bernkastel-Kues statt. "Riesenschritt" für Erhalt der Steillagen

"Wir beteiligen uns an diesem Projekt, um die Existenz unserer Mitglieder zu sichern", erläuterte Moselland-Vorstandsvorsitzender Werner Kirchhoff das Engagement der Genossenschaft, deren Mitglieder allein eine Fläche von 2350 Hektar bewirtschaften. Weiterer Vorteil: Kleinere Betriebe könnten mehr Flächen bearbeiten. Weinbau-Staatssekretär Günter Eymael sprach von einem "Riesenschritt" für den Erhalt der Steillagen, die die Landschaft prägten. Die Bausteine, aus denen der Vollernter bestehen wird, stünden bereits zur Verfügung, sagte Eugen Huber, Geschäftsführer der Firma Durmatec. Es gehe nun darum, sie so einem Ganzen zusammenzufügen, wie es die Gesetze eines Steilhangs mit einer Steigung von bis zu 60 Prozent erfordern. Ein solches Gerät, das mit zwei Seilzügen funktioniert und eine fahrbare Station auf einem Weg oberhalb des Weinbergs benötigt, soll eine Fläche von circa 50 Hektar ernten können. Es sei sogar eine selektive Lese möglich, betonte Huber. Der Einsatz der Maschine ist aber nicht auf die Ernte begrenzt. Mit entsprechenden Umrüstungen soll sie auch bei der Laub- und Bodenarbeit und beim Rebschutz zum verlässlichen Partner des Winzers werden. Von daher dürfte auch der Preis, der jenseits der 200 000 Euro-Grenze liegen wird, nicht überraschen. Große Betriebe, Lohnunternehmen sowie Winzer, die sich zusammenschließen, sind die Zielgruppe. Steillagenkonzept wird weiter beraten

Hubert Friedrich, Leiter des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Mosel, stellte das Steillagenkonzept vor. Es sei noch ein Rohentwurf, der in den kommenden eineinhalb Jahren noch mit Experten weiter beraten werde. Kernpunkte sind die bereits erwähnte Mechanisierung, das Flächenmanagement (etwa die Drieschenbeseitigung) und ein noch stärkeres Qualitätsbewusstsein. Außerdem, so Friedrich, sei ein Messnetz im Aufbau. Über die darin auflaufenden Wetterdaten soll der Pflanzenschutz optimiert werden. Die Winzer haben lange auf dieses Konzept gewartet. "Wir waren ungeduldig", sagte Weinbaupräsident Adolf Schmitt. "Wir benötigen alle Kraft, damit die wertvollen Steillagen erhalten bleiben. Wenn sie wegfallen, geben wir alles auf." Der Weinbaupräsident hofft auf einen schnelle Umsetzung. "An ihren Taten werden wir sie messen", nahm er eine Anleihe in der Bibel.

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