Fachkräfte: Mangel und Mängel

Vor zwei Jahren hat sich der Arbeitskreis Schule/Wirtschaft, Region Mosel/Hunsrück, gegründet. Vorsitzende sind der Landtagsabgeordnete Alex Licht und die Leiterin der Berufsbildenden Schule Bernkastel-Kues, Brigitte Fischer. Bei seiner jüngsten Diskussionsveranstaltung befasste sich der Arbeitskreis mit dem Thema Fachkräftemangel.

 Gute Servicekräfte sind begehrt und schwer zu finden. Der Arbeitskreis Schule/Wirtschaft, Region Mosel/Hunsrück hat sich Gedanken über den Mangel gemacht. TV-Foto: Archiv/Willi Speicher

Gute Servicekräfte sind begehrt und schwer zu finden. Der Arbeitskreis Schule/Wirtschaft, Region Mosel/Hunsrück hat sich Gedanken über den Mangel gemacht. TV-Foto: Archiv/Willi Speicher

Bernkastel-Kues. In der Region Trier sind derzeit 150 Ausbildungsstellen unbesetzt. Vor allem in der Metallbranche und im Hotel- und Gaststättengewerbe werden gute und motivierte Lehrlinge gesucht. Diese Tatsache trübt etwas die immer noch außerordentlich gute Arbeitsmarktlage in der Region Trier. Für Wolfram Leibe, Leiter der Arbeitsagentur Trier, der an der jüngsten Diskussionsveranstaltung des Arbeitskreises Schule/Wirtschaft, Region Mosel-Hunsrück, in Bernkastel-Kues teilnahm, gibt es dafür mehrere Ursachen. Ein Grund: Immer mehr Jugendliche entscheiden sich im Zweifelsfall fürs Abitur und ein Studium. Das bestätigte auch Werner Ringeisen, Lehrer am Gymnasium Bernkastel-Kues. Ringeisen: "Viele Schüler gehören nicht auf die Uni." Erich Schreiner, Leiter der Berufsbildenden Schule (BBS) Wittlich, bedauerte, dass sich zu wenige Abiturienten für duale Studiengänge entscheiden. Er wies auf das "Azudenten-Projekt" hin. Acht Firmen im Kreis, das Überbetriebliche Ausbildungszentrum (ÜAZ) plus die BBS Wittlich und die Fachhochschule am Umweltcampus Birkenfeld haben in diesem Herbst einen neuen dualen Studiengang gestartet. Es ist eine Ausbildung zum Industriemechaniker, gekoppelt mit einem Studium. Dirk Steinsberger von der Firma Goodyear Dunlop, Wittlich, hält diesen Studiengang für eine sehr gute Sache. Und Werner Ringeisen meinte: "Solche Studiengänge werden immer mehr kommen."

Doch neben Mangel an Fachkräften in einigen Branchen gebe es Mängel in der Qualifikation. Vielen Jugendlichen fehle es an den Sekundär-Tugenden wie Pünktlichkeit, Gewissenhaftigkeit und Fleiß, meinte Karsten Fleury, Bäckermeister aus Brauneberg. Silke Otten von der Vereinigten Volksbank Raiffeisen eG hat festgestellt, dass es unter den Jugendlichen sehr große Unterschiede gibt. Otten: "Es gibt welche, die sehr gut und engagiert und gleichzeitig welche, die schwach und wenig leistungsbereit sind."

Alexandra Lossjew von der IHK Trier bedauerte, dass es viele Berufsfelder gebe, die mit Vorurteilen behaftet seien. Solche Betriebe hätten Probleme, gute Lehrlinge zu finden. Hermann-Josef Wehage von der Regionalen Schule Salmtal verwies darauf, dass es nach einer Lehre sehr viele Möglichkeiten der Weiterbildung und Qualifizierung gebe. Diese Möglichkeiten müssten stärker den Jugendlichen aufgezeigt werden. Alexander Licht meinte abschließend: "Ein Mangel an Fachkräften entsteht auch durch Mängel in der Ausbildung."

Meinung

Viele Baustellen

Das Thema Bildung ist in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Diskussion gerückt. Zu Recht, denn es gibt viele Baustellen - in den Schulen, an den Unis, in den Betrieben. Für den Mangel und Mängel an Fachkräften gibt es eine Reihe von Ursachen. Das zeigte die Diskussion zwischen Lehrern, Betriebsleitern und Vertretern der IHK und des Arbeitsamts. Zu viele Schüler, die mit Ach und Krach ihr Abi schaffen, entscheiden sich direkt für ein Studium, obwohl dieser Weg oft in eine Sackgasse führt. Viele Branchen sind mit Vorurteilen behaftet, sie haben ein schlechtes Image. Beispiel Gastronomie/Hotellerie: In dieser Branche gibt es einige Betriebe, die ihre Lehrlinge ausbeuten, anstatt sie anständig auszubilden. Diese beschädigen den Ruf der vielen guten Betriebe, die sich vorbildlich um den Nachwuchs kümmern. In den Schulen gibt es sehr viele engagierte Pädagogen, aber auch einige lustlose Lehrer, die kaum in der Lage sind, den Schülern etwas beizubringen. Und nicht zuletzt: Es gibt immer mehr zerrüttete Familienverhältnisse - Väter und Mütter, die sich um nichts kümmern, und Kinder "erziehen", denen Schule und Ausbildung gleichgültig sind. w.simon@volksfreund.de

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