Fackeln und Frohsinn

TRABEN-TRARBACH. Die Stadtgarde der Moselstadt, die Sponheimer Musketiere, sind Garanten für Frohsinn und gute Unterhaltung. Das bewiesen sie jetzt erneut während einer historischen Stadtführung, bei der "Suff und Fraß" nicht zu kurz kamen. 50 Gäste hatten sich im Schein der Fackeln am Trarbacher Marktplatz eingefunden.

Die Sponheimer Musketiere und ihre Marketenderinnen vertreten die Stadt im In- und Ausland und werden 2007 zum zweiten Mal an der weltbekannten Steuben-Parade in New York teilnehmen. Jetzt führten sie 50 Gäste im Fackelschein bei Nacht durchs Städtchen. Korporal Manfred Schneiders begrüßte sowohl auswärtige Besucher, darunter Gäste aus den Niederlanden, als auch Bürger, die ihr Städtchen im Fackelschein erleben und ihr Wissen um die Geschichte auffrischen wollten.Musketen auf der Brücke

Nachdem die Stadtgarde vorgestellt wurde, schritt der Korporal mit der großen Sponheimer Fahne vorweg, gefolgt von Musketieren und Marketenderinnen mit Laternen und Fackeln. Zunächst zog der Tross durch die Mittelstraße, schwer hallten die Schritte über das Kopfsteinpflaster. Erstes Innehalten am Alten Stadtturm, der sich mit Lichtergirlanden festlich geschmückt präsentierte und über den Musketier-Anwärter Horst Lenard den Gästen Wissenswertes erzählte. Seit einigen Wochen gehört er der Stadtgarde an und trägt noch das "Büßergewand". Bis er sich in schmucker Landsknecht-Uniform zeigen darf, erwarten ihn noch einige Aufgaben. Ein Schauern ergriff die Gäste, als sie erfuhren, dass die als Hexe angeklagte Agnes Comes im Turm einst eingekerkert war. Vor dem stattlichen Barockbau Böcking berichtete Musketier Volker Oehring über das Mittelmosel-Museum, und die erste Stärkung erwartete die Gäste an der Storcke Stütz. Dort erfreute ein köstlicher süffiger Riesling die Truppe, und Musketier Peter Storck erzählte von dem aus dem 14. Jahrhundert stammenden Gebäude, in dessen Hochkeller die Weine der Grevenburg lagerten. Am Brückenkopf informierte Thomas Krempel über das Brückentor, das 1899 vom Berliner Jugendstil-Architekten Bruno Möhring erbaut wurde. Die einst mautpflichtige Brücke wurde bis zur Mitte überschritten, dann vermittelte Musketier-Anwärter Lenard Wissenswertes von der sich stolz über die Stadt erhebenden Grevenburg und die Villa Sonora. Vielfach donnerte das Echo vom Berg zurück, als der Korporal das Feuer freigab und die Musketiere ihre Musketen zündeten. Ein Spektakel im Fackelschein, das Autofahrer ungläubig staunen ließ, als sie über die Brücke fuhren. Marketenderin Cornelia Bockelmann erzählte über das Loretta-Haus in der Poststraße, während Ehemann Bernd über das Trabener Rathaus informierte. Am Spies-Brunnen, der dem legendären Museumsgründer Dr. Ernst Willen Spies gewidmet ist, wurde über Anekdoten rund um den Heimatforscher geschmunzelt. Nichts schien seinerzeit vor dem notorischen Sammler sicher zu sein. So erzählte Peter Storck von den Spies-Besuchen bei Mutter und Großmutter und dass es dann stets hieß: "Guckt, dass der nichts mitnimmt." Vorbei am Kommandantenhaus ging es zum Moselufer, wo Marketenderin Dorothe Haussmann über den wahrscheinlich aus dem neunten Jahrhundert stammenden Aacher Hof und das im Jugendstil glänzende Hotel "Bellevue" berichtete. Über den Trabener Marktplatz wehte indessen schon ein leckerer Duft. Die Marketenderinnen schenkten den Gästen Glühwein aus, Musketier John Bockelmann war Bratwurst-Bräter, und es herrschte Einigkeit: Dies war ein rundum köstlicher Abend.

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