Familie Fuchs und die Kinder

WITTLICH. Fuchs und Mensch können sich in der Kolberger Straße "Gute Nacht" sagen. "Stubenrein" – was die Öffentlichkeit angeht – ist die vierbeinige Nachbarschaft nebst Nachwuchs naturgemäß nicht. Wegen eines Kinderspielplatzes nahe des Fuchsbaus sorgen sich Anwohner, es könnten Krankheiten übertragen werden.

Sauber wirkt der Kinderspielplatz an der Kolberger Straße. "Der wird von der Stadt gut gepflegt", sagt Konrad Dostert. Gepflegt wirken auch die Vorgärten und Häuser, allerdings schließt sich am Wendehammer, an dem auch der Spielplatz liegt, eine kleine Wildnis an. Darin lebt mitten im Wohngebiet "Rollkopf" eine fünfköpfige Fuchsfamilie. "Deswegen fallen wir nicht in Panik. Aber wir sorgen uns um die Kinder, die fassen ja alles an", sagt Peter Zilligen. Früher im Forstdienst beschäftigt, ist er ein Mann vom Fach, hat auch schon manchen Fuchs erlegt: "Man sagt nicht umsonst: der schlaue Fuchs. Die sind schwer zu jagen und zu fangen. Sie würden mich weniger stören, wenn nicht die Kinder und das Risiko Fuchsbandwurm wären." "Leider fressen sie keinen Löwenzahn"

Die Krankheit kann sich über den Kot der Tiere auf den Menschen übertragen. Und die nicht nur am Spielplatz zu findende Hinterlassenschaft der Füchse ist eine Kehrseite der wilden Anwohner, die ihr Revier auch auf Nachbars Gärten ausgeweitet haben. "Zum Anschauen sind die Tiere schön", erzählt eine Anwohnerin. "Sie laufen ums Haus und in die Gärten." Sie hat gerade in ihrem grünen Reich gearbeitet und lacht: "Wenn sie Eierplauschen fressen würden, das wäre mir lieber. Jetzt hat einer unter unseren Apfelbaum gemacht." "Ab und zu bellen sie, ähnlich wie ein Hund", sagt Konrad Dostert, der die Tiere schon oft in den späten Abendstunden beobachtet hat. Er zeigt auf eine Bank unter einer großen Eiche: "Und da im Mülleimer suchen sie nach Abfällen." "Besonders wegen des gesundheitlichen Risikos wäre es mir lieber, die Tiere würden verschwinden", sagt Peter Zilligen. "Hier im Sand spielen doch immer die Kindergartenkinder." Er geht in seinen Garten und zeigt auf Fuchsspuren an der Mauer: "Dort klettern sie immer rüber." Dann blickt er auf seinen Nutzgarten: "Man traut sich ja fast nur noch Gemüse zu machen, das man kochen kann." Vor seinem Haus, am Spielplatz vorbei, etwa 20 Meter weiter, liegt der "Mini-Dschungel". Mittendrin ist eine Erdhöhle, der Fuchsbau. Den hat sich die ebenfalls informierte Stadtverwaltung auch schon angeschaut. Stadtförster Joachim Rodenkirch erklärt zur Furcht vor den Gesundheitsgefahren: "Stadtfüchse stellen kein größeres Gesundheitsrisiko dar als andere Tiere auch. Überdies fungieren sie als eifrige Ratten- und Mäusejäger. Der Fuchsbandwurm wird über das Beutetier Maus sowohl von Füchsen und Mardern wie auch von Hunden und Katzen übertragen. Die Gefahr, an Echinokokkose, der vom Fuchsbandwurm ausgehenden Krankheit, zu erkranken, ist in Deutschland sehr gering. " Er legt dazu Zahlen vor: 2001 seien bundesweit zwölf Erkrankungen gemeldet worden, 2002 sechs und 2003 habe es 21 Meldungen gegeben. Erkrankt seien fast ausschließlich Angehörige von Risikogruppen wie Jäger, Förster, Präparatoren und Tierärzte. So informiert auch der Pressesprecher der Stadt, Ulrich Jacoby, auf TV-Nachfrage: "Unsere Ordnungsverwaltung sieht keinen Grund zum Einschreiten, weil keine konkrete Gefahr vorliegt."

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