Farbenpracht am Abendhimmel: Die Kunst der Explosion

Müllenbach/Bernkastel-Kues · Ein Interview mit dem Macher des Feuerwerks beim Weinfest. Beim großen Weinfest in Bernkastel-Kues darf neben dem Wein eines nicht fehlen: das große Feuerwerk am Samstagabend.

Der Meister des Feuerwerks heißt Helmut Reuter. Der 60-jährige Eifeler macht seit seiner Kindheit Feuerwerke. Und seit mehr als 30 Jahren in Bernkastel-Kues. Der TV hat sich vor der großen Show mit ihm unterhalten.

Ist Bernkastel-Kues eine Traumkulisse?
HELMUT REUTER Aus Sicht von Pyrotechnikern ist die Mosel auf jeden Fall eine Besonderheit. Im Wasser spiegelt sich das Feuerwerk, und im Moseltal gibt es einen Widerhall. Das unterscheidet Bernkastel-Kues von anderen Orten. Außerdem kann man hier das Feuerwerk von mehreren Positionen schießen, wie zum Beispiel vom Ufer aus, von der Burg oder von Zufahrtswegen.

Seit wann machen Sie in Bernkastel-Kues Shows?
REUTER Die ersten Feuerwerke in Bernkastel-Kues haben wir vor mehr als 30 Jahren geschossen. Daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Seitdem hat sich viel verändert.

Was hat sich seither verändert?
REUTER Früher waren die Abbrennplätze nur auf der Burg und am Ufer. Später kamen weitere Plätze dazu, wie das Schützenhaus sowie der Zufahrtsweg vom Schützenhaus zur Burg. In diesem Jahr kommt ein weiteres Highlight hinzu.

Schauen Sie sich selbst Feuerwerke an?
REUTER Ja natürlich, aber ich sehe Feuerwerke jetzt aus einer anderen Sicht als die Zuschauer. Man betrachtet sie kritischer. Und auch bei den eigenen sieht man ganz genau hin.

Was ist der optimale Punkt, um das Feuerwerk zu entzünden?
REUTER Wir richten uns nach den Zuschauern und schießen das Feuerwerk so, dass es für die alle gut zu sehen ist.

Wie plant man ein Feuerwerk?
REUTER Zuerst besprechen wir mit den Veranstaltern, ob es bestimmte Vorstellungen oder Wünsche gibt. Das kann zum Beispiel ein Musikwunsch sein oder eine bestimmte Farbauswahl im Finale, sei es bunt oder einfach in Silber oder Gold gehalten. Wir versuchen, dies zu berücksichtigen, und stellen ein abwechslungsreiches Programm zusammen, was natürlich auch immer etwas von dem Budget abhängig ist.

Wie wird die Musik ausgesucht?
REUTER Wir richten uns bei den Musikfeuerwerken immer nach der Musik. Entweder gibt der Veranstalter einen Musikwunsch vor oder wir bieten ihm einen von uns zusammenstellten Musikschnitt an. Dementsprechend wird das Feuerwerk dann zusammengestellt, wobei die Synchronität eine wichtige Rolle spielt.

Wie lange dauert die Vorbereitung für so eine große Show?
REUTER Die Dauer der Vorbereitungen ist natürlich vom Budget und später vom Abschussort abhängig. Bei so einem großen Feuerwerk wie in Bernkastel-Kues sind sie dementsprechend aufwändig. Nachdem das Programm geschrieben worden ist, muss das Material besorgt werden. Dann müssen die sogenannten Feuerwerksbomben verbunden werden. Das heißt: Die einzelnen Bomben werden mit Verzögerungssätzen versehen und entsprechend den Vorschriften für den Transport verpackt. Vor Ort bauen wir das Feuerwerk mit bis zu 10 Personen auf und sind damit einen ganzen Tag beschäftigt. Von morgens 9 Uhr bis abends um 20 Uhr. Und um 21 Uhr schießen wir dann alles in die Luft (lacht).

Wie lange dauert ein Feuerwerk normalerweise?
REUTER Grundsätzlich hängt die Länge eines Feuerwerks von dem Budget ab. Gängig sind etwa zehn bis 15 Minuten. In Bernkastel-Kues findet das größte Feuerwerk der Mosel statt und wird entsprechend circa 20 bis 25 Minuten dauern.

Was sagen Sie Kritikern, die Feuerwerk unnötig finden?
REUTER Es gibt immer wieder viele, die sagen, dass Feuerwerk unnötig sei. Das ist Einstellungssache und eine persönliche Meinung. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Feuerwerke auf Weinfesten und anderen Veranstaltungen immer wieder Besuchermagnete sind. Und somit hoffen wir, dass die Faszination Feuerwerk noch lange bestehen bleiben wird. Es gibt ja auch die Aussage "Brot statt Böller". Bei uns mag es vielleicht noch kein riesiges Gewerbe sein, aber in China verdienen unglaublich viele Menschen ihr Brot genau damit.

Was machen Sie an Silvester?
REUTER An Silvester haben wir bundesweit mehr als 25 Aufträge für professionelle Feuerwerke. Unsere circa 30 ausgebildeten Pyrotechniker und viele weitere Helfer sind damit beschäftigt. Es steckt also viel Arbeit und Mühe hinter der ganzen Sache. Nach den Feuerwerken treffen wir uns alle in der Firma, um die gelungenen Feuerwerke und den guten Start ins neue Jahr zusammen zu feiern."
ZUR PERSON

Helmut Reuter, 60, hat das Dasein als Pyrotechniker praktisch im Blut: Sein Vater hatte bereits Anfang der 1950er Jahre damit angefangen. Schon als Kind durfte er ihn zu vielen Feuerwerken begleiten. So wurde sein Interesse geweckt. Trotzdem habe er damals ein Sport-und Geographiestudium begonnen, doch die Leidenschaft galt von Beginn an dem Feuerwerk. In den Anfangszeiten waren Studium und die Feuerwerkerei noch gut zu vereinen, aber das Auftragsvolumen stieg von Jahr zu Jahr. Während es am Anfang noch circa 50 Feuerwerke waren, sind es heute bis zu 300 Aufträge im Jahr. Somit fiel seine Wahl auf den direkten Einstieg in die Firma.

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