Fenster prägen Wittlich

WITTLICH. (noj) Georg Meistermann hat das Bild von Wittlich durch seine Glasfenster im Rathaus mit geprägt und dem Museum seinen Namen gegeben. Aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des Meistermann-Museums wurde jetzt eine Ausstellung eröffnet, bei der Bücher, Kunstdrucke und Dokumente des Künstlers gezeigt werden.

Bei der Ausstellungseröffnung in der Synagoge legte der erste Beigeordnete der Stadt Wittlich, Albert Klein, den Besuchern besonders die Märchenbücher Meistermanns ans Herz. Die Märchen wurden von der Ehefrau des Künstlers geschrieben und von Meistermann illustriert. Natürlich seien diese seltenen Exemplare in Vitrinen untergebracht, sagte Albert Klein; drei davon seien aber als Kopie vorhanden und könnten auch gelesen und genauer betrachtet werden. Elke Scheid, Leiterin der Wittlicher Stadtbücherei, hatte bei der Vorbereitung der Ausstellung intensiv zum Thema Meistermann und vor allem zu der Entstehungsgeschichte der Rathausfenster mit den vier apokalyptischen Reitern recherchiert. "Wir wurden von Abend zu Abend verblüffter", schilderte sie dem Publikum ihre erstaunlichen Erkenntnisse über die mangelnde Information der Öffentlichkeit. Von den Meistermann-Fenstern sei erstmals in einem Stadtratprotokoll vom 17. Mai 1954 zu lesen gewesen. In der darauf folgenden Sitzung, so stehe es in alten Protokollen, sei Meistermann beauftragt worden, die Fenster zu entwerfen und die Entwürfe vorzustellen. Der fertige Einbau sollte aber schon bis September für die große Landwirtschaftschau erfolgen. Tatsächlich waren die Fenster bis August fertig, was, so Scheid, vermuten lässt, dass es zuvor schon Absprachen gegeben habe.Der Mensch als Individuum

Im damaligen Wittlicher Tageblatt wurde erstmals am 17. August, eine Woche vor der Präsentation der Fenster, darüber berichtet. Am 18. August stand geschrieben: "Die künstlerische Darstellung wird Stoff zu Diskussionen bieten." Auch bei der Präsentation am 22. August war die Öffentlichkeit nicht eingeladen. Später habe man zwar eingeräumt, dass die Unterrichtung der Presse nicht immer so gewesen sei, wie sie sein sollte. Dieses Manko wurde aber vom damaligen ersten Beigeordneten Matthias Josef Mehs mit "den Dingen, die verkraftet werden mussten", entschuldigt. Nach dieser interessanten Darstellung der damaligen Kulturpolitik gab Kulturamtsleiter Justinus Maria Calleen noch Erläuterungen zu der Ausstellung und zum Kunstverständnis Meistermanns. Der Künstler sei immer vom Menschen als Individuum ausgegangen, und somit richtete sich ein Kunstwerk auch immer nur an den Einzelnen. Die Ausstellung ist bis zum 9. Januar, täglich außer Montag, 14 bis 17 Uhr, in der Synagoge zu sehen.

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