"Festspiel, Saubrooden, Weinstään"

WITTLICH. Heute Abend startet die Säubrennerkirmes. Mit dabei sind Rita Neukirch und Adi Kaspari, die im Festschauspiel, das heute um 21.30 Uhr in Platt im Park aufgeführt wird, ihr Bestes geben. Der TV hat die Originale rund um die Kirmes befragt. Eine Übersetzung liegt bei.

Warum schwätzen die Wittlicher selten "in der Öffentlichkeit" Platt, dass viele - auch beim Festspiel - den Dialekt nicht mehr verstehen?Matthes/Doart: Bei dä aale Wettlier gett imma Platt geredt, un et kimmt och via, datt ma daan von dä anare Leit komisch ongekugkt gett. Oosa Määnung nooh honn die määst jung Wettlier, die Zoogezorenen un Freemen vielleischt och net suviel Intresse on oosem Platt. Äß joo mielisch. Awa wenn dä änen oda anaren Spaaß droon hott, dä kaan oos jo mool dropb oonreden. (Übersetzung: Die alten Wittlicher sprechen immer Platt miteinander, und manches Mal wird man dann schon von Außenstehenden komisch angesehen. Aber nach unserer Meinung haben die meisten jungen Wittlicher, die Zugezogenen und Fremden vielleicht auch nicht so viel Interesse an unserer Mundart. Das ist ja möglich. Aber wenn der eine oder andere Spaß daran hat, kann man uns ruhig darauf ansprechen.) Apropos Platt: Was ist ihr Wittlicher Lieblingswort und warum?Matthes: MajusebettaDoart: Ei Dunnakeil noohmool! Daat sein die Wäada, die mia imma soon, wenn oos de Spautz foartbleiwt un et oos de Sprooch vaschläädt. (Übersetzung: Matthes: Majusebetta ist ein Wort das kann ich nur Maju mit Maria und Josef (Juppes) erklären. - betta weiss ich nicht. Doart: Dunnakeil ist Donnerkeil, andere sagen Potzblitz. Beides sind Wörter, die wir immer sagen, wenn uns die Spucke wegbleibt und es uns die Sprache verschlägt.) Nun heißt bei der Kirmes ja auch: Alle Jahre wieder "alt eppes Neies". Was wissen die beiden Insider über Neuerungen in diesem Jahr?Matthes/Doart: Neiischkääten wesse ma kään, awa als "Neiischkäät" deete ma oos dä schiene Weinkelch wieda opb de Moart winschen un omends, mindestens awa mondachs - daat äß jo imma schunn dä Omend fia die Wettlier gewääs - su en Musiek opb de Moart, wu och ääla Leit - su wie mia - rischtisch häarzhaft metsingen un schunkeln kinnen. (Übersetzung: Neuigkeiten wissen wir keine, aber als "Neuigkeit" würden wir uns den schönen Weinkelch wieder auf den Marktplatz wünschen und - zumindest für Montag - das ist schon immer der Abend für die Wittlicher gewesen - eine solche musikalische Unterhaltung auf dem Marktplatz, dass auch ältere Leute - so wie wir - richtig herzhaft mitsingen und schunkeln können.) Und was muss an Kirmes unbedingt so bleiben, wie es ist?Matthes: Bleiwen on oosa Kiames soll daat Festspiel, de Saubrooden, die Weinstään von de Wettlier Winza un dä Stand met dä gebagkene Fesch on da Poss.Doart: Genau! Bei dä Fesch do geddet en Knobelooch-Sooß, die äß rischtisch good. Awa wenns de die gääß hoss, brauchste nimmi unna de Leit ze giehn, die maachen aal en Boren um deisch rum. (Übersetzung: An Kirmes sollen unbedingt so bleiben: das Festspiel, der Saubraten, die Weinstände der Wittlicher Winzer und der Backfischstand an der Post. Doart: Genau. Zu dem Fisch gibt's eine Knoblauchsoße, die ist richtig gut. Aber wenn du die gegessen hast, dann brauchst du nicht mehr unter die Leute zu gehen, die machen alle einen Bogen um dich herum. ) Als Sie beide noch Kinder waren: Was war das Größte an der Kirmes und was ist es heute?Matthes: Als Kennd woar daat Kennabelustijung, Kläädtaboom, Karusellscha opb`m Veehmoart un gebrannt Mandeln.Doart: Noohdäm eisch mia als Kennd beim Foahren met dä Knuppsautoscha - on däm Greff via - beim Zeesoomenknuppsen mool die Viadazäähn loosgeschloon haat, sein eisch nua nooch opb daat Karusellsche gaangen, wu ma die Flieja su ropp und runna lengken kunnt. Heit äß daat Schienst un daat Grießt on da Kiames fia oos, wenn ma oon em Wettlier Weinstand, met ganz leewe Leit zesoomen stääht un en gooden tringkt un daan och nooch en Saubrooden vadregkt. (Übersetzung: Matthes: Als Kind war das Kinderbelustigung, Kletterbaum, Karussell auf dem Viehmarkt und gebrannte Mandeln. Doart: Nachdem ich mir als Kind beim Fahren mit den Auto-Scootern - am Haltegriff vorne - bei einem Zusammenstoss die Vorderzähne los geschlagen hatte, bin ich nur noch auf ein Karussell gegangen. Da konnte man die Flieger hochziehen und wieder runter lenken. Heute ist das Schönste und Größte für uns, wenn man an einem Wittlicher Weinstand mit ganz lieben Leuten zusammensteht und guten Wein trinkt und dann noch einen Saubraten vertilgt.) Das Original "Viktor Wintrich" forderte immer eine Kinderbelustigung "wie früher"? Wissen Sie warum Kletterbaum und Würstchen-Schnappen "aus der Mode" gekommen sind?Matthes/Doart: Wufia et heit dä Kläädtaboom un et Wäaschtschesschnappen nimmi gett, wesse ma net. Schien woar daat. Awa vielleischt äset jo su, datt de Vasischarungen do nimmi met maachen (weil et gefäahrlisch äß) un beim Schnappen nooh de Wäaschtscha honn de Leit Aangst via dä Virussen die do droon hängken bleiwen, wenn daat oamseelisch Wäaschtschi on aal dä Schneßja voabei flutscht. (Übersetzung: Weshalb es heute Kletterbaum und Würstchen-Schnappen nicht mehr gibt, das wissen wir nicht. Schön war's. Aber vielleicht ist es ja so, dass die Versicherungen da nicht mehr mitmachen (weil gefährlich?) und beim Schnappen nach den Würstchen haben die Leute Angst vor Viren, die vielleicht am armseeligen Würstchen hängen bleiben, wenn's denn an so vielen Mündern vorbeiflutscht.) Da Sie zur Kirmes und beim Karneval auf der Bühne stehen: Warum darf ein Wittlicher keines von beiden verpassen?Matthes/Doart: Die Kiames un de Foosenoocht sein fia oos zwai de hiegkst Feiadaach. Die gehäaren äänfach zu Wettlisch dazoo. (Übersetzung: Kirmes und Fastnacht sind für uns beide die höchsten Feiertage. Sie gehören einfach zu Wittlich dazu.) Wenn Sie drei Wünsche für die Kirmes frei hätten?Matthes/Doart: Also oos drei Winsch fia de Kiames sein: 1. daat oos Saibräna-Kiames ahaalen bleiwt, genau wie oos Sprooch. 2. good Wääda, net ze gleedisch un net naaßkalt. 3. rischtisch good Vaflejung. (Übersetzung: Unsere drei Wünsche für die Kirmes sind: 1. dass unsere Säubrenner-Kirmes erhalten bleibt, genau wie unsere Mundartsprache. 2. gutes Wetter, nicht zu heiss und nicht nass-kalt. 3. richtig gute Verpflegung.) S Die Fragen stellte unsere Redakteurin Sonja Sünnen

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