Fifty/Fifty ist keine halbe Sache
WITTLICH. Die erste große Liebe wiedersehen oder einfach nur mit alten Freunden über früher reden- das wird der Jahrgang 1953/54 am Säubrennerkirmeswochenende erleben. Hinzu kommt ein Jubiläum. In diesem Jahr jährt sich die alte Tradition "Das Treffen der 50-Jährigen" zum 50 Mal.
"Fifty-fifty ist unser Motto. Nicht, dass ihr meint, wir würden jetzt nur noch halbe Sachen machen. Jetzt geht es erst richtig los", sagt Gaby Krämer. Das Motto bezieht sich darauf, dass der Jahrgang 53/54 nicht nur die Fünfziger sind, die in diesem Jahr zur Säubrennerkirmes durch die Stadt ziehen werden, sie sind auch die 50. Fünfziger. Sie haben also die Ehre, neben ihrem Wiedersehen das 50-jährige Bestehen einer Wittlicher Tradition zu feiern. Von 144 lassen sich das 63 nicht entgehen. Sie haben fest zugesagt. Daheimgebliebene, Weggezogene und sogar Ausgewanderte werden zusammenkommen, um zu feiern und sich an ihre Schulzeit in den Wittlicher Grundschulen zu erinnern. Wiedersehen mit heimlicher Liebe
"Ich freue mich auf alle", sagt Gaby Krämer und fügt hinzu, dass es aber natürlich auch Fälle gibt, bei denen man sich besonders freut. So wie bei einer Bekannten, die früher in einen Messdiener verliebt war und immer in die Kirche gegangen ist, um ihn zu sehen. Er allerdings zog nach seiner Ausbildung fort. "Sie freut sich unheimlich darauf, ihn wiederzusehen", verrät Gaby Krämer, ohne natürlich einen Namen preiszugeben. Die Vorfreude auf das Ereignis war es auch, die die Wittlicherin und sieben weitere ehemalige Mitschüler dazu brachte, ihre Freizeit in das Unternehmen "fifty-fifty" zu investieren und das Treffen zu organisieren. Seit Herbst 2002 tagen sie, um nicht nur ein viertägiges Programm auf die Beine zu stellen, sondern vor allem alle 144 Altersgenossen ausfindig zu machen und einzuladen. "Schwierig ist es vor allem bei den Frauen, wenn sie nicht mehr ihren Mädchennamen tragen, vielleicht sogar mehrmals verheiratet waren", erzählt Gaby Krämer. Anhand von Listen aus der Grundschule St. Bernhard, St. Markus und der evangelischen Schule machten sie sich auf die Suche. Zum Glück gab es bereits vor zehn Jahren ein 40er Treffen. Ein großer Teil Recherchearbeit wurde damals schon geleistet. Trotzdem kamen eine Menge Briefe zurück. "Das war eine große Enttäuschung. Und ums Porto war es natürlich auch schade." Aber zehn Jahre seien genug Zeit, um noch mal umzuziehen, sich scheiden zu lassen oder neu zu verheiraten. Aus Tasmanien, Florida und Frankreich
Also ging die Suche weiter. Eltern, Tanten, Cousinen, Freunde wurden angerufen, um auch noch den Letzten zu finden. Von vier bis fünf Leuten hatte das Organisationsteam von vorneherein keine Adresse. Im Anschreiben an die anderen vermerkte ein Zusatz: Wer Informationen über den Aufenthalt der Gesuchten Personen habe, solle sich bitte melden. Und tatsächlich kamen Hinweise. Trotz aller Bemühungen haben sich nur 63 von 144 angemeldet. Gaby Krämer erklärt sich das damit, dass viele für diese Zeit keine Urlaub bekommen haben, oder vielleicht einen schon gebuchten Urlaub nicht mehr absagen konnten. Doch das sei natürlich keine Entschuldigung für die, die nicht in die Welt hinaus gezogen seien: "Sehr schade, dass viele Wittlicher, die noch vor Ort wohnen, nicht dabei sein wollen. Das verstehe ich nicht. Aber man muss es akzeptieren", sagt sie. Dafür freut es sie umso mehr, dass andere von sehr weit weg anreisen. Aus Tasmanien, Florida und Frankreich kommen Ehemalige zum Fest. Gaby Krämer, die den Umzug schon als Kind mit ihrer Mutter immer vom Straßenrand aus angeschaut hat, kann kaum glauben, dass sie jetzt selbst mitgehen wird. "Von Jahr zu Jahr kannte ich mehr Leute und letztes Jahr dachte ich dann. Oh Gott. Nächstes Jahr sind wir dran. Aber ich bin davon überzeugt: Es wird eine große Kappensitzung."