Fischer vor den Klostermauern

Weil es Unstimmigkeiten zwischen dem Kloster Himmerod und dem ehemaligen Pächter der Klosterfischerei gab, wurde der vorläufige Pachtvertrag nicht verlängert. Nach einem Urteil des Landgerichts musste das Pächter-Ehepaar die Anlage jetzt räumen.

 Hat es sich für Ernst Greve und Sabine Brand-Greve ausgezüchtet? Die ehemaligen Pächter der Klosterfischerei in Himmerod verhandeln mit der Abtei nur noch über ihre Anwälte. Foto: TV-Archiv/Uwe Hentschel

Hat es sich für Ernst Greve und Sabine Brand-Greve ausgezüchtet? Die ehemaligen Pächter der Klosterfischerei in Himmerod verhandeln mit der Abtei nur noch über ihre Anwälte. Foto: TV-Archiv/Uwe Hentschel

Himmerod. "Nebelschwaden liegen über den Fischteichen des Himmeroder Klosters, die Klosterglocke ruft gerade zur Frühmesse, als einige mit langen Ruten bewaffnete, finster dreinblickende Gestalten sich dem Wasser nähern. Die Frage, was sich dort gerade abspielt, ist schnell geklärt, als kurze Zeit später die stummen Todesschreie der Forellen durch das Salmtal schallen und die beschauliche Ruhe jäh beendet wird." So schreibt Hermann Heck aus Eisenschmitt in einem Brief an den TV. Heck selbst ist eine dieser dunklen Gestalten, dem die vermeintliche Grausamkeit seiner Angeltätigkeit erst bewusst wurde, als er vor einigen Wochen den Aushang am Ladengeschäft der Klosterfischerei Himmerod zu lesen bekam.Kommuniziert wird nur noch über Anwälte

Dort wurden die "lieben Angler" darauf hingewiesen, dass aus tierschutzrechtlichen Gründen das Angeln mit der Route ab sofort nicht mehr erlaubt sei. Bis vor Kurzem war es das noch. Da gab es einen festen Anglerstamm, "dem die Fischereigesetze nicht fremd waren", erklärt Heck, doch das sei jetzt vorbei.Vorbei deshalb, weil das Pächterehepaar Sabine Brand-Greve und Ernst Greve die Klosterfischerei im März aufgegeben haben - aufgeben mussten. Und das, obwohl sie erst vor zweieinhalb Jahren, nach der Insolvenz der Klosterfischerei Himmerod GbR, an der Ernst Greve auch beteiligt war, neu angefangen hatten (der TV berichtete). "Wir können und wollen nicht mehr auf Biegen und Brechen produzieren", hatte Greve damals gesagt, der froh war, dass das zuvor zerstrittene Verhältnis zwischen Kloster und ihm wieder "bestens" war. Doch das ist jetzt vorbei, und wenn jetzt miteinander kommuniziert wird, dann in der Regel nur noch über Anwälte, wie beispielsweise vor dem Landgericht Trier.Dort wurde im Dezember 2006 entschieden, dass der Pächter die Anlage zu räumen hat. Grundlage des Urteils und Rechtsstreits zwischen Kloster und Betreiber war ein vorläufiger Pachtvertrag, der nach der damaligen Insolvenz mit den "neuen" Pächtern abgeschlossen wurde, und der schließlich verlängert werden sollte, "sofern keine Leistungsstörungen auftreten". Doch es kam zu Störungen. "Wir hatten in der Anfangsphase finanzielle Schwierigkeiten", sagt Greve, "und da war die Abtei auch sehr entgegenkommend, was Stundungen angeht." Doch dann sei es zu Problemen gekommen, weil aufgetretene Mängel wie beispielsweise ein Rohrbruch, von Seiten des Klosters nicht beseitigt worden seien. Dennoch habe sich die Klosterfischerei trotz offener Pachtrechnungen in den vergangenen zwei Jahren positiv entwickelt, sagt Greve. "Wir sind ja von einem Vertrag ausgegangen, wonach wir neun Jahre gehabt hätten", sagt Sabine Brand-Greve, und schließlich hätten sie und ihr Mann viel Zeit und Geld in die Fischzucht investiert. Und jetzt, wo der Laden läuft, habe auch das Kloster erkannt, dass mit der Fischzucht auch Geld zu verdienen sei.In der Tat ist es so, dass hinter den dicken Klostermauern auf Einnahmen durch überregional bekannten Himmeroder Fisch gehofft wird. So wurde dort bereits vergangenes Jahr ein Fischereimeister eingestellt, und auch die marode Anlage wird derzeit erneuert. Bio-Fische sollen dort zukünftig produziert werden. "Das ist das ganz normale Geschäftsleben", sagt Abt Bruno, und es habe Verpflichtungen gegeben, die nicht eingehalten worden seien. Außerdem habe die klostereigene Fischzuchtanlage einen Ruf und einen Standard, der aufrecht erhalten werden müsse, fügt der Abt hinzu. "Wir müssen sehen, dass wir Kapazitäten, die wir haben, auch nutzen können", sagt er, schließlich verschlinge das Kloster mit seinen Anlagen jedes Jahr rund 300 000 Euro Betriebskosten. Und nicht zuletzt sei Greve ja auch kein ausgebildeter Fischereimeister, gibt der Ordensbruder zu bedenken. "Das stimmt", sagt der ehemalige Pächter, allerdings habe das bisher auch keine Rolle gespielt. "Für uns ist klar: Es gibt ein neues Konzept, und da passen wir nicht rein", sagt Greve.In einem Konzept, in das er nicht so wirklich reinpasst, sieht sich auch der ehemalige Klosterangler Hermann Heck. Hier werde der "gemeine Angler mit dem japanischen Hochseeangler gleichgesetzt", sagt er und wirft dem Kloster Doppelmoral vor. Wenn das Angeln doch aus tierschutzrechtlichen Gründen verboten sei, wie soll dann der Fisch auf den Teller. Für ihn gibt es da nur zwei Möglichkeiten: "Entweder der Fisch stirbt eines natürlichen Todes oder er wird einfach tot gebetet."

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