Flanieren, probieren und genießen

TRABEN-TRARBACH. (sim) "100 Jahre — 100 Weine": Die Weinprobe des Winzerverbandes Traben-Trarbach im Alten Casino anlässlich des Moselweinfestivals und der Geburtstagsfeierlichkeiten der Stadt war mehr als ein würdiger Auftakt für das viertägige Fest.

Die Traben-Trarbacher Winzer sind bekannt für Kreativität und Ideenreichtum. Im vergangenen Jahr verlegten sie die Weinprobe in die Kirche und ernteten für die besinnlich-genussvolle Veranstaltung höchstes Lob. Diese einzigartige Probe noch einmal zu toppen, das war den Winzer klar, ist kaum möglich. Also entschied man sich diesmal für eine ganz andere Art der Weinprobe. Und die wurde dem Anlass "100 Jahre Doppelstadt Traben-Trarbach" und vor allem dem außergewöhnlichen Jahrgang 2003 mehr als gerecht. Die fachmännische Probe, das Vergleichen, das Fachsimpeln und der Gedankenaustausch mit dem Winzer standen diesmal im Vordergrund. Die 100 Weine, vom "einfachen" Rivaner bis zur edlen Auslese, standen auf langen Tischen, sortiert nach Geschmacksrichtungen und Qualitätsstufen. Erstmals war es möglich, den neuen Jahrgang, der schon mit so vielen Vorschusslorbeeren bedacht wurde, umfassend zu probieren. 58 Kreszenzen stellte der neue Jahrgang, die anderen Weine verteilten sich zum größten Teil auf die Jahrgänge 2000 bis 2002, ergänzt von einem 95er, einem 98er und einem 99er allesamt Rieslinge. Zum 2003er: Wie wird er einst bewertet werden? Sicher ist, dass er sich in die großen Jahrhundertjahrgänge wie 1959, 1964 und 1976 einreihen wird. Aber: So richtig gibt er seinen wahren Charakter noch nicht preis, lässt sich noch nicht in eine Schublade stecken. Zu individuell präsentieren sich die einzelnen Weine, ein ganz bestimmter Jahrgangstyp ist noch nicht zu erkennen - vielleicht deshalb, weil sogar die alleredelsten Trauben zumeist in vollreifem Zustand geerntet werden konnten. Es lohnt sich also zu probieren und immer wieder zu probieren. Das taten die zahlreichen Besucher im Alten Casino ausgiebig. Robert Müller aus Bengel fand es reizvoll, immer mal wieder die Weine miteinander vergleichen zu können. Er will seinen ohnehin gut bestückten Weinkeller mit dem 2003er noch weiter aufwerten. Claus Buxmeyer aus Traben-Trarbach hatten es die Rotweine angetan. In der Tat: Selten hat es an der Mosel solch hochwertigen Spätburgunder und Dornfelder gegeben, die Weine präsentieren sich außerordentlich gehaltvoll und farbintensiv."Versuchung ist groß, etwas mehr zu trinken"

Peter Zens aus Traben-Trarbach hingegen verweilte etwas länger bei den halbtrockenen Rieslingen. Sein Urteil über den 2003er: "Solch schönen Weine habe ich bislang noch nicht probiert." Helga Soeding pflichtete bei und meinte: "Die Versuchung, etwas mehr zu trinken, ist sehr groß." Den Neuen probieren, die Vorgänger-Jahrgänge 2000 bis 2002 jetzt trinken - das ist wohl der beste Rat, den man einem Weinkonsumenten jetzt geben kann. An der Weinprobe waren folgende Traben-Trarbacher Weingüter beteiligt: Karl Caspari, Conrad-Bartz, Dinkel, Franz Josef Ehses, Carl Emert, Emil Franz, Rainer Göbel, C.A. Haussmann, Louis Klein, Harald Peifer, Römerhof, Alfred Sausen, Friedrich Storck, Heinrich Thomas und Jörg Trossen.

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