Fliegen hat Tradition

TRABEN-TRARBACH. Vor 50 Jahren, am 21. Mai 1954, wurde in Traben-Trarbach der Deutsch-Amerikanische Segelflugclub (DASC) gegründet. Von 51 Anwesenden im Bachkeller im Wolfer Weg unterschrieben 29 noch am Abend der Gründungsversammlung die Beitrittserklärung. Wenige Monate später zählte der Club rund 100 Mitglieder. Bis zum ersten Start eines Segelflugzeugs sollte aber noch etwas Zeit vergehen.

Der "königliche Berg" indes hat eine lange Flugplatz-Geschichte hinter sich. Schon am Nachmittag des 12. Oktober 1913, einem Sonntag, gab es auf dem Mont Royal ein großes Schaufliegen. Als "einzige deutsche fliegende Dame" kündete die Zeitungs-Annonce seinerzeit "Fräulein Charlotte Möhring aus Berlin" an. Georg Mürau, "Besitzer der ältesten renommierten Grade-Fliegerschule in Gelsenkirchen", sollte ebenfalls in die Luft gehen. Am 14. August 1932 gab es einen weiteren Flugtag, zu dem sich hunderte Schaulustige auf dem Berg einfanden. Der Maler Ernst Havenstein hielt dies in vielen Fotografien fest, die jetzt im Besitz des Irmenacher Heimatforschers Hans Schneiß sind. Am 10. September 1937 landete Ernst Krips erstmalig mit einem Segelflugzeug in Traben-Trarbach. Emil Scherer, von 1978 bis 1984 Vorsitzender des DASC, erzählt die spannende Geschichte des Traben-Trarbacher Segelfliegers, der mit einigen Kameraden nach Köln fuhr, um von dort im Schlepp eines Motorflugzeugs in die Heimat zu starten. Anderthalb Stunden dauerte der Flug vom Rhein an die Mosel. Über dem Mont Royal klinkte Krips das Schleppseil aus, um seine Bahnen über Traben-Trarbach zu ziehen. Eine halbe Stunde segelte er über der Stadt - der Motorflieger hatte inzwischen den Rückflug nach Köln angetreten - bis er auf einer Wiese am Moselufer aufsetzte. Die Mitglieder des neu gegründeten DASC machten zunächst von einem Fluggelände in Wittlich-Wengerohr die ersten "Luftsprünge". Der Schulgleiter des Clubs, eine SG38, ähnelte allerdings mehr einem Verhau aus Holz und Drähten mit überdies völlig frei vor den Tragflächen liegendem Sitz. Doch 1955 konnte die erste "Rhönlerche" - ein doppelsitziges Schulflugzeug - erworben werden, mit der am 26. März desselben Jahres der erste Erprobungsflug auf dem Mont Royal erfolgreich ausgeführt wurde. Am Ostersonntag wurde die Rhönlerche von Glennis Yeager, der Ehefrau des weltweit ersten Überschallpiloten Chuck Yeager, am Moselufer auf den Namen "Liebeskummer" getauft. 1956 begannen die Mitglieder des DASC, den Segelflugplatz auf dem Berg anzulegen. In mehr als 3000 Arbeitsstunden wurde der Platz hergerichtet, drainiert und eingesät. 5000 Kubikmeter Erde wurden bewegt, um die elf Hektar große Flugplatzfläche zu planieren. Halle und Gaststätte entstanden ebenfalls innerhalb eines Jahres, und vom 15. bis 17. Juni 1957 gab es einen großen Eröffnungsflugtag. Fliegerische Prominenz hatte sich dazu in Traben-Trarbach eingefunden: Liesel Bach, die als erste Frau der Welt 1951 den Mount Everest und Nanga Parbat überflogen hatte und 1934 Europameisterin im Kunstflug wurde und Albert Falderbaum, der vor und während des Kriegs mehrfacher Deutscher Kunstflugmeister war. Ein Hubschrauberflugtag, der Besuch des Luftschiffs "Drei Musketiere", ein Oldtimer-Treffen, der Bau einer neuen Flughalle und Flugleitung mit Werkstatt in reiner Eigenleistung ohne finanzielle Unterstützung sind nur einige der weiteren Höhepunkte in der 50-jährigen Geschichte des Deutsch-Amerikanischen Segelflugclubs.

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