Flüchtlinge in Irmenach bangen um ihre Zukunft - Petition an Bundestag soll Duldung erreichen

Irmenach/Minderlittgen · Zehn junge Männer leben seit September 2011 in der Irmenacher Wohngruppe Zugvögel. Sie sind aus ihrer Heimat Afghanistan geflüchtet - ganz ohne Familie. Vier Jugendlichen droht die Abschiebung. Eine Petition an den Bundestag soll ihnen helfen.

 Faiz Hassansade und Morteza Farahi lernen unter den Augen ihres Gruppenleiters Torsten Zang (Mitte) auch den Umgang mit der Nähmaschine.TV-Foto: Christoph Strouvelle

Faiz Hassansade und Morteza Farahi lernen unter den Augen ihres Gruppenleiters Torsten Zang (Mitte) auch den Umgang mit der Nähmaschine.TV-Foto: Christoph Strouvelle

Der Name sagt es: Zugvögel sind an vielen Orten zuhause. Für die jungen Männer, die in der Irmenacher Wohngruppe Zugvögel leben, scheint es ein Schicksal zu sein, weiterziehen zu müssen.
Vor etwa anderthalb Jahren sind sie aus Afghanistan geflüchtet. Allein, ganz ohne Familie. In Deutschland gehen sie regelmäßig zur Schule, besuchen Deutschkurse, machen in den Ferien Praktika und hoffen auf einen Ausbildungsplatz. Seit September 2011 leben die zehn afghanischen Jugendlichen in der Wohngruppe des evangelischen Jugendhofes Martin Luther King, die in Irmenach im ehemaligen Pfarrhaus untergebracht ist.
Flüchtlingsstatus nicht anerkannt


Doch vier von ihnen, alle 17 Jahre alt, droht nun die Abschiebung, weil bei ihnen der Flüchtlingsstatus nicht anerkannt wurde. Deshalb haben Menschen aus der Region eine Petition an den Deutschen Bundestag auf den Weg gebracht - mit dem Ziel, eine weitere Duldung von sechs bis acht Jahren zu erreichen. So könnten die Jugendlichen zunächst einen Schulabschluss und später auch eine Ausbildung und damit erste Berufserfahrungen machen.
"Es kann doch nicht sein, dass wir junge Menschen abschieben, die unter großer Not ihre Familie verloren oder verlassen haben und ihr Leben riskierten, um hierher zu kommen", sagt Regina Fahle aus Minderlittgen. Die Jugendreferentin im Kirchenkreis Simmern-Trarbach erklärt: "Sie sind fleißig, sie bemühen sich um Ausbildungsplätze, doch die drohende Abschiebung sorgt nun für Stress und erschwert das Lernen."
Mit einer anerkannten Ausbildung, mit Berufserfahrung und einer Ausbildereignung der Industrie- und Handelskammer, die sie ebenfalls anstreben, könnten die jungen Flüchtlinge eine geordnete Rückkehr organisieren und sich dort sinnvoll am Aufbau ihres Heimatlandes beteiligen.
Die jungen Männer selbst sollten in der Presse nicht zitiert werden, da sie 17 Jahre alt, damit noch minderjährig sind und zudem einen Vormund haben, sagt Andreas Reinhard, stellvertretender Leiter des Evangelischen Jugendhilfeverbunds Mittelmosel. Er berichtet, die Jugendlichen seien sehr verunsichert und "haben große Sorge" - was zahlreiche Probleme mit sich bringe und sie auch bei der Ausbildung demotiviere.
Fahle klagt zudem, es werde öffentliches Geld verschwendet. Schließlich erhalten die Jugendlichen in Irmenach Erziehungshilfen vom Land. "Bei einer Abschiebung könnte dieses sinnvolle und mit Landesmitteln geförderte Projekt nicht zu Ende gedacht und geführt werden", sagt Fahle.

Unterschriften bis April 2013


Deshalb hoffen Fahle und ihre Mitstreiter auf einen Erfolg der Petition an den Deutschen Bundestag. Derzeit werden dazu Unterschriften gesammelt, Ende April 2013 sollen die Listen wie auch die Namen der Unterzeichner im Internet beim Petitionsausschuss des Bundestages eingereicht werden. "Wir hoffen auf die Hilfe vieler Menschen", sagt Fahle. Unterstützung erhalten sie auch aus der evangelischen Kirche. "Es wäre schlimm, wenn diese jungen Menschen aus diesem Projekt herausgerissen würden in ein Land, das ihnen kaum Möglichkeiten bietet", sagt Horst Hörpel, der Superintendent des Kirchenkreises Simmern-Trarbach.
Reinhard ist optimistischer. Er sieht die Petition als letztes Mittel und hofft, auch mit Gesprächen viel erreichen zu können. Solange die jungen Männer noch minderjährig seien, drohe ihnen noch keine Abschiebung - und auch nicht, solange das Jugendamt einen sogenannten erzieherischen Bedarf sieht. Sprich: solange sie eine helfende Hand brauchen, um erwachsen zu werden.
Die Petition steht im Internet unter https:// www.openpetition.de/petition/online/ausbildung-statt-abschiebung-von-jungen-fluechtlingen

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