Flüchtlingshilfe der besonderen Art

Bernkastel-Kues · Zwei lizenzierte Trainer wollen etwas Abwechslung und Leichtigkeit in den Alltag von Flüchtlingen bringen. Ab Samstag wird alle zwei Wochen auf dem Kunstrasenplatz in Bernkastel-Kues gekickt. Wer keine Fußballschuhe hat, kann trotzdem kommen.

Flüchtlingshilfe der besonderen Art
Foto: (m_mo )

Bernkastel-Kues. Die Tore stehen, die Leibchen und die Bälle liegen bereit, die Trainer scharren mit den Füßen. Fehlen nur noch die Fußballspieler.
Wie viele davon sich am kommenden Samstag, 16. Mai, gegen 10 Uhr auf dem Kunstrasenplatz im Bernkastel-Kueser Schulzentrum einfinden, ja ob überhaupt jemand kommt, steht allerdings noch in den Sternen. Die Adressaten sind Flüchtlinge ab etwa 15 Jahren. Ob deren Gedanken sich mit Fußball beschäftigen, ist die große Frage.
Aber vielleicht ist gerade dieser Sport ein Türöffner für das Angebot, dass alle 14 Tage gemacht wird.
"Wir wollen den Flüchtlingen durch den Sport ein Stück Halt und Integration geben", sagen die beiden Übungsleiter, Jürgen Servatius (60) und Manfred Junk (66).
Die beiden lizenzierten Trainer würden sich schon freuen, wenn zur ersten Einheit wenigstens ein paar Leute kommen. Denn die könnten dann auch als Multiplikatoren fungieren. Nach Auskunft von Leo Wächter, dem hauptamtlichen Beigeordneten der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, wissen aber auch Leute, die sich um Flüchtlinge kümmern, von dem Angebot und werben dafür.
Das Projekt ist Teil der vom Land initiierten Initiative "Ich bin dabei", an der sich auch die VG Bernkastel-Kues beteiligt. 13 Gruppen mit ganz verschiedenen Angeboten und Aufgaben - auch für Flüchtlinge - haben sich bisher zusammengefunden (siehe Extra). "1:0 für ein Willkommen in der VG Bernkastel-Kues", ist das jüngste Projekt.
Wie kommen Servatius und Junk dazu, solch ein Angebot zu machen, ohne dafür einen Cent zu erhalten? Beide sind gegen Honorar im Projekt "Fußball macht Schule" des Fußballverbandes Rheinland an Ganztagsschulen im Kreis tätig. Junk ist außerdem Informationsbeauftragter in der Spielklasse Mosel. Aus dieser Tätigkeit heraus sei die Idee entstanden, auch etwas für Flüchtlinge zu tun. Beide Trainer spielten aktiv in der Bezirksliga und genossen einen guten Ruf.
Gedacht haben sie schon an Probleme, die sich beim Kicken stellen könnten. Denn wer Fußball spielt, braucht entsprechendes Schuhwerk. Das dürften die Flüchtlinge wohl nicht im Gepäck gehabt haben. "Wir haben an der Burg-Landshut-Schule einen Fundus an Schuhen", sagt Jürgen Servatius. Auch Leo Wächter verspricht, dass die Aktion nicht an den fehlenden Fußballstiefeln scheitern wird und auch nicht daran, dass keine Fahrtmöglichkeit zum Sportplatz vorhanden ist. Er will beim Fußballverband anklopfen und fragen, ob nicht sowieso eine Förderung möglich ist. Wächter weist auch darauf hin, dass sich das Einzugsgebiet nicht auf die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues beschränkt.
Im Kreis Bernkastel-Wittlich leben derzeit etwa 580 Flüchtlinge. Servatius und Junk wollen langen Atem beweisen, auch wenn der Start holprig werden könnte. Ihre Motivation: "Es macht Spaß in freudige Gesichter zu sehen."Extra

Am seit Herbst 2014 laufenden Ehrenamtsprojekt "Ich bin dabei" nehmen fünf rheinland-pfälzische Kommunen, darunter auch die Verbandsgemeinden Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach teil (der TV berichtete). In Bernkastel-Kues hat unter anderem alle vier Wochen ein Repair-Café geöffnet, das sich guten Zuspruches erfreut. Bereits um Flüchtlinge kümmert sich die Gruppe "Heimatlos - Wir helfen". Eine andere Gruppe konzipiert eine Seniorenzeitung. Weitere Angebote: Sicherheit in elektronischen Medien, Seniorenhilfe und Fahrdienst, Nachbarschafts-Notfallnetz Wintrich, Theater-AG, Sparschwein, Wandern mit Einheimischen und Gästen, Bernkasteler Bücher-Basar, Lesen, Opas Hund und Omas Katze. cb

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