Förderverein für Stumm-Orgel wächst weiter

TRABEN-TRARBACH. Den Traben-Trarbachern ist an ihrer Stumm-Orgel in der evangelischen Kirche zu Trarbach gelegen: Dem Ende Juni gegründeten Förderverein zur Erhaltung und Restaurierung des wertvollen Instrumentes (der TV berichtete) treten ständig weitere Mitglieder bei. Indessen sind bei einigen Bürgern Zweifel aufgekommen, dass die Orgel tatsächlich den verheerenden Großbrand von 1857 überstanden haben soll.

 Dieses Bild von Trarbach nach dem Brand von 1857 wird derzeit von der Gräfin Loretta-Stiftung in einem Schaufenster der Poststraße gezeigt, wo es auf viel Aufmerksamkeit stößt. Im wenig später verfassten "Hilferuf für die abgebrannten Trarbacher" heißt es: "Aber, was jedermann für unmöglich gehalten hätte, die hoch auf dem Berge allein stehende Kirche, die wie eine Krone die Stadt schmückte, entzündete sich zuletzt noch durch die ungeheure Gluth der Luft; das brennende Heiligtum mit den darunter liegenden Pfarrhäusern und Schulhäusern bot im abendlichen Dunkel einen herzzerreißenden Anblick dar". Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Dieses Bild von Trarbach nach dem Brand von 1857 wird derzeit von der Gräfin Loretta-Stiftung in einem Schaufenster der Poststraße gezeigt, wo es auf viel Aufmerksamkeit stößt. Im wenig später verfassten "Hilferuf für die abgebrannten Trarbacher" heißt es: "Aber, was jedermann für unmöglich gehalten hätte, die hoch auf dem Berge allein stehende Kirche, die wie eine Krone die Stadt schmückte, entzündete sich zuletzt noch durch die ungeheure Gluth der Luft; das brennende Heiligtum mit den darunter liegenden Pfarrhäusern und Schulhäusern bot im abendlichen Dunkel einen herzzerreißenden Anblick dar". Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Es war der 21. Juli, als 280 Wohnhäuser und Nebengebäude, Kirche, Schul-, Pfarr- und Rathaus ein Opfer der Flammen wurden. Bis auf 42 Häuser, die an den drei Toren und vor der Stadtmauer standen, brannte ganz Trarbach ab. In der von Willi Westermann erstellten Feuerwehr-Chronik finden sich Einzelheiten zu der Katastrophe, die 1400 von insgesamt 1700 Bewohnern in nur vier Stunden obdachlos machte. Oscar Münster aus Kleinich besuchte damals mit seinem Bruder Fritz das hiesige Gymnasium; die Jungens waren während der Schulzeit in einer Pension in der Schottgasse untergebracht. Oscar hat die Ereignisse niedergeschrieben. Gegen halb fünf am Nachmittag hörte er aus der heutigen Moselstraße den Feuerruf, und er und sein Bruder eilten sofort zum Marktplatz. "Dort angekommen, riefen mich gleich Herr Apotheker Pfeiffer und Herr Konditor Heitz, mit denen ich in das Rathaus lief und Brandeimer nach der Brandstätte schaffte. Bei unserer Ankunft stürzte schon das Haus, worin der Brand entstanden war, zusammen und die Flammen faßten eben das der Witwe Spier", schreibt Oscar. Die Kinder halfen beim Ausräumen der Häuser und mussten schließlich ihre eigene Habe in den Weinberg schaffen, weil sich der Brand der Schottgasse näherte. Gutachter hält Orgel für echt

Immer rasender breiteten sich die Flammen in Trarbach aus, und auch die Kirche wurde nicht verschont. Mit der Kleinicher Feuerspritze traf der Vater der Brüder, Pfarrer Friedrich Münster, in der Stadt ein. Vater und Söhne wurden Augenzeugen, wie der "Thurm schon fast verloren" war. Die Glocken stürzten herunter, "und bald stürzte auch das brennende Dach des Thurmes herab. Von der Kirche verbrannte blos das Dach, da sie gewölbt ist", hat Oscar Münster notiert. In den engen Straßen, den Häusern fast nur aus Fachwerk und den Speichern, die mit Holz und Heu gefüllt waren, hatten die Flammen reichlich Nahrung gefunden. Hauptlehrer Simon schrieb damals, dass "die mit ihren Habseligkeiten flüchtenden Menschen nicht einmal in der Kirche mehr Schutz fanden, Dach und Thurm wurden von der gräßlichen Hitze entzündet und ebenfalls ein Raub der Flammen". Die älteste Fotografie von Trarbach zeigt die Brandstätte von 1857. Das Bild wird derzeit von der Gräfin Loretta-Stiftung als Großaufnahme in einem Schaufenster in der Poststraße ausgestellt. Hoch über dem Trümmerfeld erheben sich die traurigen Reste der Trarbacher Kirche, und es grenzt schon an ein Wunder, das die 1748 von Johann Nikolaus Stumm erbaute und 1750 geweihte Orgel dieses Feuer überstanden haben soll. Kreiskantor Jürgen Rehberg kann jedoch die Zweifel beseitigen, denn der Musikwissenschaftler Professor Dr. Jürgen Eppelsheimer aus München hat ein Gutachten über das Instrument erstellt und seine Echtheit bescheinigt. "Er ist d e r Experte für Stumm-Orgeln", betont Rehberg, und demnach hat nicht nur die Orgel, sondern auch die Blattwerk-Schnitzerei aus Eichenholz den Brand überstanden. 2000 Pfeifen hat das Instrument, 75 Prozent davon sind noch aus der Werkstatt von Johann Nikolaus Stumm. Jetzt allerdings ist rasches Handeln angesagt, denn die Barockorgel muss dringend restauriert werden. Faltblätter und Beitrittsformulare werden in Kürze der örtlichen Wochenzeitung beigelegt und in den Geschäften ausliegen. Der Mitgliedsbeitrag im Förderverein beträgt 24 Euro im Jahr, Spenden können auf das Konto des Fördervereins der Stumm-Orgel, Konto-Nr. 32153496, Sparkasse Mittelmosel, BLZ 58751230 eingezahlt werden.

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