Frau Nachbarin hilft beim Ofenbau

PLEIN. Eigenhändig einen Brennofen bauen: Wer kann das heute noch? Die Kinder im Kindergarten Plein haben es jetzt gelernt. Die Künstlerin Barbara Baumann zeigte ihnen, wie es geht.

"Elementares Arbeiten mit Ton und Feuer - Töpfern und Brennen im Vulkanofen". Hinter dieser trocken klingenden Überschrift verbirgt sich ein Projekt des Kindergartens Plein, das den Knirpsen eine Menge Spaß gebracht hat. Die Künstlerin Barbara Baumann, spätestens bekannt seit der steinernen Handtasche, die sie während des zweiten Wittlicher Bildhauersymposiums gefertigt hat, wohnt quasi "ums Eck". Wenn die Kindergartenkinder einen Spaziergang machen, kommen sie regelmäßig bei ihr vorbei, beobachten sie beim Bearbeiten schwerer Steine und stellen neugierige Fragen. Geheimnis des Ofenbaus in Afrika gelernt

So kam man ins Gespräch. Barbara Baumann bot denn auch bereitwillig ihre Unterstützung an, als das Team rund um Kiga-Leiterin Bärbel Gutjahr beschloss, mit den Kindern zu töpfern. "Wir hatten allerdings keinen Brennofen", erzählt Gutjahr. Für Baumann war das das geringste Problem: "Dann bauen wir halt selbst einen!" Die Künstlerin hatte sich während eines Afrika-Aufenthaltes in die Geheimnisse des Ofenbaus einweihen lassen. In Kamerun benutzen die Frauen dafür Kuhdung. Den ersetzte man in Plein durch Tonschlicker, von den Kindern liebevoll "Schlempes" genannt. Zunächst hoben die Kinder in Zusammenarbeit mit Baumann, dem Kiga-Team und einigen Müttern zwei kleine Gruben aus der Wiese des Kindergartens aus. Dort wurde Zeitungspapier, darüber etwas dünnes Holz und darüber ein Gitterrost gelegt. Rund um das aus alten Holzlatten errichtete Gestell, das oben mit Draht fixiert wurde, legten die Baumeister zwei Lagen Kaninchendraht. Jetzt konnte man sich hemmungslos schmutzig machen: In den Hohlraum füllten die Kinder voller Hingabe abwechselnd Holzkohle und ihre in Zeitung eingewickelten Tonobjekte: Binnen Sekunden waren sie alle so schwarz wie Grubenarbeiter, die von der Schicht kommen. Marisa erzählt mit anschaulichen Gesten, wie sie ihre beiden Daumenschälchen gefertigt hat. Nico hat zusätzlich ein kleines Öfchen gebaut. "Da kommt dann, wenn es fertig gebrannt ist, ein Teelicht rein", berichtet er aufgeregt. Und auch die kleine Virginia, die erst vor zwei Tagen aus dem Saarland nach Plein kam, darf dem Tag, an dem sie die gebrannten Objekte aus dem dann erloschenen Feuer nehmen werden, gespannt entgegen sehen: Julia hat beim Töpfern an sie gedacht - schließlich wussten alle, dass sie "Zuwachs" bekommen würden. "Ich habe für Virginia einen Schneemann gemacht", erzählt sie. Jetzt sind alle Objekte samt der Holzkohle in den beiden Öfen verstaut. "Und jetzt kommt endlich der Schlempes!", rufen zwei Jungs aus, die sich schon lange auf diese Matscherei freuen. Tagelang hatten die Kinder alte Tonabfälle mit Wasser angerührt und so einen dünnen Brei hergestellt, den sie nun auf dem restlichen Zeitungspapier verstreichen und um den Kaninchendraht pappen. Über Nacht dürfen die Kinder, die nach den Sommerferien zur Schule gehen, im Kindergarten schlafen und Nachtwache an den Öfen halten. Danach werden alle ihre kleinen Kunstwerke mit nach Hause nehmen. "Die werden aussehen, als wären sie schon ein paar Hundert Jahre alt", verrät Baumann. Der Trick: Mit etwas Eisenoxid eingepinselt, bekamen die Objekte einen echt antiken Touch verpasst.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort