Frau Nikolaus tritt nicht auf

BERNKASTEL-KUES. In Bernkastel-Kues hat der Name "Nikolaus" eine besondere Bedeutung. Die Ankündigung des Auftritts einer strippenden Frau Nikolaus hat deshalb das Wertegefühl einiger Leute verletzt.

Markus Loosen ist überrascht: "Hätte ich geahnt, was für eine Reaktion kommt, hätte ich darauf verzichtet", sagt er. Worauf verzichtet? Auf die Stripeinlage einer jungen Frau, die am 3. Dezember bei der Nikolaus-Party in der Güterhalle in Bernkastel-Kues fast alle Hüllen fallen lassen wird.Der Auftritt, der im Rahmen einer Nikolaus-Party geplant ist, sollte nur eine Antwort auf ähnliche Veranstaltungen sein, die andere Veranstalter in der Halle aufboten, sagt der Organisator. Loosen: "Wir müssen etwas bieten." Weil es eine Nikolaus-Party ist, sei die Idee der strippenden Frau Nikolaus entstanden. "Das sollte ein Spaß sein", sagt Loosen. Gefühle oder Werte habe er damit nicht verletzen wollen. Außerdem sei der Auftritt erst nach Mitternacht geplant.

Spaßige Gefühle kommen bei manch anderen Leuten nicht auf. Hermann Lewen, Geschäftsführer der Kultur & Kur GmbH, hat einen Brief an die politischen Gremien, an die Pastöre und einige Privatleute geschrieben. Tenor: Eine solche Veranstaltung in einer städtischen Halle schädige auch den Ruf der Kultur & Kur GmbH als "Noch-Kulturveranstalter im kommunalen Auftrag". Lewen: "Gerade in Bernkastel-Kues, wo der Name Nikolaus in besonderer Weise mit dem großen Sohn Nikolaus Cusanus eine besondere Bedeutung hat, werden mit Veranstaltungen einer strippenden Frau Nikolaus die christlichen und moralischen Werte unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger verletzt."

Georg Moritz, Pfarrer der Pfarrei St. Briktius Kues, empfindet "tiefe Abscheu". Er teile die Sorge, "dass durch solche Veranstaltungen - dazu noch in einem öffentlichen Gebäude unserer Stadt - die Botschaft, für die der heilige Nikolaus schon seit Jahrhunderten bürgt, verschoben und bis ins Perverse entstellt wird".

Rechtlich sei gegen die Veranstaltung nichts einzuwenden, sagt Stadtbürgermeister Wolfgang Port. Ein solcher Auftritt verstoße nach der Rechtsprechung nicht gegen die guten Sitten. Der Veranstalter habe die Halle gemietet und eine Ausschankgenehmigung bekommen. Angemeldet worden sei allerdings nur eine Discoveranstaltung. "Ab sofort wird vor der Genehmigungs-Erteilung gefragt, was genau veranstaltet wird", kündigt Port eine schärfere Vorgehensweise an.

"Ich habe schon mit den Pastören gesprochen und mich entschuldigt", sagt Loosen. Die Veranstaltung werde aber trotzdem wie geplant stattfinden, schließlich sei im Vorfeld ein hoher Aufwand betrieben worden.

Es gibt aber ein Zugeständnis: Die Hauptakteurin wird sich nicht im Nikolaus-Kostüm zeigen. Sie wird als Krankenschwester oder Polizistin auftreten, sagt Loosen.

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