Freie Bürger mit großem Selbstbewusstsein

KRÖV. Stolz sind die Kröver auf ihren Ort und auf ihre Geschichte. Denn wer in der Region kann schon von sich behaupten, in einem eigenen Reich zu leben? Fast 1000 Jahre bestand das Kröver Reich, ein politisches Gebilde, das auch das Denken und Fühlen der Menschen geprägt hat.

"Doch ist heutzutage trotz aller Nivellierungen der Bewohner des kaiserlichen freien Kröver Reiches (...) durch einen gewissen Stolz, ein Gefühl von Unabhängigkeit und Selbstständigkeit ausgezeichnet. Dies Gefühl beruht auf der rein materiellen Erinnerung an die Freiheit oder vielmehr an die Herrenlosigkeit, die sich unter der geteilten Herrschaft eingefunden hat." Diese Sätze schrieb 1837 Christian von Stramberg in seinem Buch über das Moseltal. Längst gab es das "Kröver Reich" als politische Einheit nicht mehr, die Franzosen hatten der Kleinstaaterei kurzerhand ein Ende gemacht, und die Preußen, die sich später der Rheinprovinz bemächtigten, hatten die von den Franzosen geschaffenen Strukturen übernommen. Doch vor 150 Jahren wie heute gilt: Das Kröver Reich (zu ihm gehörten neben dem Zentrum Kröv die Orte Bengel, Erden, Kinderbeuern, Kinheim, Kövenig und Reil) wirkt heute noch im Selbstbewusstsein der Bürger nach. Entscheidungsfreudig und voller Tatendrang

Die Kröver gelten als entscheidungsfreudig, selbstbewusst und sind ausgestattet mit einer großen Schaffenskraft. "Während die anderen noch diskutieren und planen, sind wir bereits fertig", so ein Kröver Kommunalpolitiker im Gespräch mit dem TV. Das Kröver Reich lebt auch weiter in manchen Namen und Bräuchen. So feiern die "Kröver Reichsnarren" die Fastnacht, man trifft sich in der "Reichsschenke" zum Schoppen Wein, und auf der Mosel lädt das Fahrgastschiff "Kröver Reich" zur Rundfahrt ein. Und im Kröver Gemeindewappen findet sich der doppelköpfige Reichsadler. Vor 35 Jahren, als die Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf gebildet wurde, gab es Überlegungen, die VG "Kröver Reich" zu nennen, was aber naturgemäß den Bausendorfern nicht gefiel. Nachfolgend einige Daten der Geschichte des Kröver Reiches: Das Kröver Reich war ein früheres Königsgut der Karolinger, eines fränkischen Herrschergeschlechts. Wann genau das Gebiet des Kröver Reiches in den Besitz der fränkischen Könige überging, ist nicht überliefert. Es gibt jedoch frühe Zeugnisse darüber, wann sie zum ersten Mal über die Güter verfügten. So existiert unter anderem eine Urkunde aus dem Jahr 752, in der König Pippin der Kleine die Abtei Echternach mit einer Kirche in Kröv beschenkt. Kröv und das Kröver Reich treten mit diesem Datum aus dem Dunkel der Geschichte. Aus dem Jahr 862 stammt ein Schriftstück von König Lothar II., der dem Kloster Stablo-Malmedy eine Kapelle in Kröv überließ. Die Könige ließen ihre Krongüter von Stellvertretern verwalten, im hohen Mittelalter waren dies die Pfalzgrafen. Ein wichtiges Datum ist der 25. November 1274, als König Rudolf von Habsburg das Kröver Reich an den Grafen Heinrich von Sponheim verpfändete. In dem Buch "Geschichte des Kröver Reiches" von Erwin Schaaf heißt es dazu: "Damit legte er (der König) auch den Grundstein für einen Interessengegensatz zwischen den Grafen von Sponheim und den Erzbischöfen von Trier, denen bei ihrem Bestreben, dem Verlauf der Mosel entlang eine Verbindung zwischen ihren wichtigsten Städten Trier und Koblenz zu schaffen, das Kröver Reich wie ein schwerer Felsbrocken im Wege lag." Nach Jahrhunderten erbitterter Auseinandersetzungen - man denke nur an die spektakuläre Gefangenschaft des Erzbischofs Balduin durch die Gräfin Loretta von Sponheim-Starkenburg - kam es 1784 zu einem Vertrag, in dem Kurtrier ein Drittel der Landeshoheit im Kröver Reich zugestanden wurde. Diese Regelung hatte aber nur zehn Jahre Bestand, denn 1794 marschierten die französischen Revolutionstruppen ein. Die Rivalität der Sponheimer Grafen mit den Trierer Kurfürsten war für die Kröver nicht unbedingt von Nachteil. Sie konnten immer wieder die Rivalen gegeneinander ausspielen und manches Privileg ergattern. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist das so genannte Kröver Weistum, in dem die komplizierten Rechtsverhältnisse geregelt sind. Es legt auch die Rechte der Bürger fest, die mit einem sehr hohen Maß an Eigenverwaltung ausgestattet wurden. Kröv war damals wie heute auch wirtschaftlich ein bedeutender Ort. Wegen des Weinbaus war Kröv Anziehungspunkt für geistliche und adlige Höfe, die einige stattliche Bauten hinterlassen haben. Im Jahr 1802 zählte Kröv 1083 Einwohner und war somit nach Schweich zweitgrößtes Dorf innerhalb der Grenzen des Regierungsbezirks Trier. Liebe Kröver, wie könnte Ihr Heimatort im Jahr 2020 aussehen? Bitte senden Sie uns Ihre Visionen zur Zukunft des Ortes möglichst kurz gefasst bis Dienstag, 20. September, per E-Mail an w.simon@volksfreund.de, per Fax an 06541/839229 oder per Brief an Trierischer Volksfreund, Brückenstraße 21, 56841 Traben-Trarbach.

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