Freiwillig und mit Begeisterung dabei

BERNKASTEL-KUES. Hauptschüler haben sich fit gemacht für die nahe Zukunft und beim ersten "Bewerbercamp" vor allem in punkto Vorbereitung, Auftreten und Selbstvertrauen viel gelernt.

Der Bühnenvorhang schwebt zur Seite, und das Auge fällt auf eine völlig andere Szene. Statt herumalbernder Schüler stehen nun künftige Auszubildende Rede und Antwort. Kurz vor ihrem ersten Bewerbungsgespräch wissen sie, dass für sie hier einiges auf dem Spiel steht. Aber sie sind gut vorbereitet, die Bewerbungsunterlagen samt Fotos tiptop, und sie selbst haben sich fein gemacht - und zwar "saugeil", so eine Schülerin. Dass es sich bei diesem Termin um ein Training im Rahmen des ersten "Bewerbercamps" der Hauptschule Bernkastel-Kues handelt, ist Nebensache. Denn bald wird es für alle ernst. Und dann wollen sie das Gefühl haben, ihr Bestes gegeben zu haben. Die Lektion, wie sehr Kleinigkeiten entscheiden können, haben die 14 bis 16-Jährigen gelernt. Ansonsten wären sie wohl kaum auf die Tipps der für sie in die Jugendherberge eingeladenen Typberaterin eingegangen und hätten sich auch nicht für eine neue Frisur entschieden. Doch was nützt all das, wenn das persönliche Auftreten nicht passt oder es an Form und Inhalt der Bewerbungs-Unterlagen hapert? Patrick hat da an den zwei Tagen viel gelernt. So ist ihm klar geworden, dass Schreibfehler oder Grammatik-Schnitzer in einer Bewerbung tabu sind. Und auch optisch sollte alles perfekt sein. Ansonsten nütze auch eine inhaltlich gute Bewerbung wenig. "Man muss einen guten Eindruck hinterlassen", hat José erkannt, der Koch werden möchte und fürs Bewerbungsgespräch rasch ein Hemd angezogen hat. Als hilfreich sieht Lisa auch die Gespräche in der Runde: "Da lernt man, mit anderen offen zu reden." Bei einer Mitschülerin hatte sich die Begeisterung anfangs aber in Grenzen gehalten. "Ehrlich gesagt, hatte ich nicht so die Lust auf dieses Wochenende - aber jetzt macht es mir Spaß, ich find's sehr interessant." Matthias bekräftigt: "Man lernt viel und ist besser vorbereitet." Da macht es auch nichts, dass die Palette der Betriebe beim Camp begrenzt ist. Statt als Kinderkrankenschwester bewirbt sich Josephine eben bei Bäcker Fleury: "Ich find's gut, mal zu gucken, wie ich mich präsentiere." Beim echten Gespräch, mache sie sicher einiges besser: "Und ich bin nicht so ängstlich." Und das ist laut Schulsozialarbeiterin Nadine Werner schon viel wert. Viele Schüler hätten "eine ganz normale Hemmschwelle". Daher sei es gut, dass beim Camp der Erfolgsdruck fehle. Dass alle dennoch "mit soviel Engagement" dabei sind und das auch noch auf freiwilliger Basis am Wochenende, ringt ihr "ganz großen Respekt" ab. Überrascht habe sie, binnen kürzester Zeit erste Erfolge zu sehen. So hätten die Schüler keine Eile, am Ende einer Lerneinheit eine Pause einzulegen. Statt dessen fragten sie, "Können wir das noch grad fertig machen?" Dabei stellten die Gespräche hohe Anforderungen an die 24 Schüler, betont Mariette Becker-Schuh, die für das Dekanat mit Lehrern, Jugendpflegern, Lehrern, Betrieben und Kammern im Bewerbercamp-Boot sitzt. "Aber sie wissen, es geht um sie und die Chance, sich gut zu präsentieren und gut vorbereiten zu können", so die Pastoralreferentin. Und auch das Selbstwertgefühl komme voran, wenn Stärken wie Hilfsbereitschaft, Teamfähigkeit oder Kreativität ans Tageslicht befördert würden. Denn die Ängste, als Hauptschüler bei Bewerbungen ins Hintertreffen zu geraten, sind da.

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