Freude über "ein Stück Land an der Mosel"

TRABEN-TRARBACH. (GKB) Aus der ganzen Republik reisten sie nach Traben-Trarbach, und alle kamen wegen des Weines: Die stolzen Besitzer und Besitzerinnen einer Rebzeile in der Lage "Taubenhaus" feierten hier erstmalig das Rebzeilenfest und legten Hand an ihre Weinstöcke.

"Die Rebzeilenpatenschaften sind eine Attraktion", sagt Albrecht Eggert, Vorsitzender des örtlichen Winzer- und Bauernverbands. "Nur am Telefon zu sitzen und auf Anrufe zu warten, bringt nichts", sagt der Winzermeister, "man muss sich etwas einfallen lassen." Mehr als 20 Vollerwerbsbetriebe gebe es in Traben-Trarbach, und darunter seien einige, die Rebzeilen an ihre Kunden verpachteten. "Jeder gestaltet das ein bisschen anders", sagt Eggert, "aber für den Winzer bedeutet es immer viel Arbeit." Dass die ganze Aktion aber auch viel Spaß bringt, zeigte jetzt das Rebzeilenfest, das Peter Storck vom Weingut Friedrich Storck im Trarbacher Taubenhaus erstmalig veranstaltete. Patenschaften für einzelne Weinstöcke hatte der Weinbauingenieur schon früher vergeben, seit 2004 gibt es sie auch für ganze Rebzeilen. "Aber alle wollen nur die kurzen und flachen Zeilen", lacht Ehefrau Conni. Insgesamt 40 Rebenpaten konnte das Ehepaar in seinem Weingut begrüßen, darunter weit angereiste Gäste aus Norwegen und Island. In der isländischen Hauptstadt Reykjavik zeigte das Thermometer nur 15 Grad Celsius, und der Wind blies kalt, als sich Berglind Snaeland mit Ehemann Eirikur Eiriksson auf den Weg an die wonnig warme Mosel machte. "Hitze haben wir selten", sagt die junge Frau, die schon oft in Traben-Trarbach war und mit Storcks eine enge Freundschaft verbindet. Die schenkten ihr eine Rebzeile, als sie im Februar Eirikur Eiriksson heiratete. Die weite Reise nahm sie gerne in Kauf: "Ich bin verrückt nach der Mosel", sagt die blonde Isländerin mit der hellen Haut, die sie im schattenlosen Weinberg vor der glutheißen Sonne immer wieder mit Creme schützt. Schweiß treibende Schwerstarbeit

Nicht ganz so weit nördlich, aus der Kieler Gegend, reisten Dietrich Thuler und seine Frau Ute Harmel an, die im vorigen Jahr eine Rebzeilenpatenschaft erwarben und nun stolz im Weinberg das Namensschild aus Messing an einen langen hölzernen Pfahl nageln. Doch der muss erst mal in den Schieferboden geschlagen werden, und das bedeutet schweißtreibende Schwerstarbeit. Ute Harmel darf anschließend die Schenkel der Weinstöcke vom Laub befreien und freut sich, dass das so einfach geht. Aber der Respekt vor dem Beruf des Winzers ist an diesem heißen Vorsommertag gewachsen, den Rebenpaten wird klar, wie viel Arbeit dahinter steckt, bis der Wein endlich genussreif auf dem Tisch steht. Dieter Mönnig aus dem Vogelsbergkreis bekam im vergangenen Jahr zum 55. Geburtstag von der Familie eine Rebzeile geschenkt und freut sich über "das Stück Land an der Mosel". Fünf Jahre bekommen die Paten alljährlich sechs Flaschen Moselwein zugeschickt, und Conni und Peter Storck wollen auch noch einen kleinen Beitrag zum Bevölkerungswachstum der Deutschen leisten: Sechs Flaschen Jahrsgangswein gibt es für jeden neuen Erdenbürger aus ihrem Kundenkreis. "Zur Konfirmation kann dann der erste Schluck genossen werden und die letzte Flasche bei der Scheidung", lacht Peter Storck. Nach getaner Arbeit im heißen Weinberg dürfen sich die Rebzeilenpaten stärken. Es gibt leckere Salate, Gegrilltes und natürlich Wein in allen Variationen. Da entspinnt sich eine rege Fachsimpelei über den edlen Rebensaft, den alle so sehr schätzen. Ute Harmel freut sich, dass sie und ihr Mann in Norddeutschland schon erfolgreich missioniert haben. Überzeugten Biertrinkern im Bekanntenkreis wurde einfach mal der spritzige Riesling serviert, und die Herren konvertierten umgehend vom Gerstensaft zum Moselwein.

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