Frevel im Wingert: Es gibt einen Verdächtigen

Neumagen-Dhron · Es war ein Schock - nicht nur für die betroffenen Winzer. 500 Rebstöcke hatte ein Unbekannter im März in einem ganz besonderen Weinberg zerstört. Der ermittelte Tatverdächtige lässt sich von einem Rechtsanwalt vertreten.

 Reinhard Philipps (links) und Ralf Görgen am 22. März in ihrem mutwillig beschädigten Weinberg. Der Täter hatte fachmännisch 500 Reben durchtrennt. TV-Fotos (2)/Archiv: Clemens Beckmann

Reinhard Philipps (links) und Ralf Görgen am 22. März in ihrem mutwillig beschädigten Weinberg. Der Täter hatte fachmännisch 500 Reben durchtrennt. TV-Fotos (2)/Archiv: Clemens Beckmann

Foto: (m_mo )

Neumagen-Dhron. Mit Ungläubigkeit und Wut reagierten die Menschen vor einigen Wochen auf den TV-Bericht, dass ein Unbekannter im sogenannten Herzwingert in Neumagen-Dhron etwa 500 Reben durchschnitten hatte. Nach Auskunft von Polizeioberkommissar Walter Maibaum (PI Bernkastel-Kues) gibt es nun einen Tatverdächtigen - "nach Hinweisen aus der Bevölkerung", erläutert der Beamte, der damals den Schaden aufgenommen hat. Danach sei ein Mann in dem Weinberg gesehen worden. Maibaum stellt aber klar: "Er wurde nicht beim Durchschneiden von Reben beobachtet."
Viel Zuspruch für Winzer

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Mehr will der Beamte derzeit nicht sagen. Nur so viel: "Der Verdächtige lässt sich durch einen Rechtsanwalt vertreten." Noch liege die Akte bei der Polizei. In den nächsten Tagen werde sie an die Staatsanwaltschaft gehen. Die entscheide dann über den weiteren Fortgang.
Der Weinberg ist vor circa 15 Jahren von zwei Neumagen-Dhroner Winzern, Reinhard Philipps und Ralf Görgen, neu angelegt worden - und zwar in Herzform, um die Liebe der beiden zu ihrem Beruf auch optisch herauszustellen. Ein Teil des Erlöses aus dem Weinverkauf spendeten die Winzer für wohltätige Zwecke. Auch deshalb war der Aufschrei besonders groß.
"Das ist wie ein Stich ins Herz", hatte Philipps damals gesagt. Etwa ein Fünftel der Weinstöcke war gekonnt zerstört worden. Mehrere Stunden muss der Täter in dem Weinberg zugebracht haben. Das Areal liegt auf der anderen Moselseite unmittelbar an der B 53 in Richtung Trittenheim. Zu den Ermittlungen will Philipps nichts sagen. Für ihn ist aber klar, dass der auf der anderen Moselseite gelegene Weinberg kein exponiertes Areal für Spaziergänger ist. Er und sein Kollege hätten seither viel Zuspruch erhalten, berichtet Philipps. Dabei sei fast immer der Begriff "Schweinerei" gefallen. Es sei aber auch gefragt worden, ob die Betroffenen vielleicht "etwas falsch gemacht hätten" - zumindest in den Augen des Täters. Philipps fällt dazu aber nichts ein. An einen Zuspruch erinnert er sich besonders. Ein Mann aus dem Saarland habe ihm einen Brief geschrieben. Inhalt: ein Bild, das der sechsjährige Sohn Elias gemalt hat, und das ein zerstörtes Herz zeigt. Der Mann habe dazu geschrieben, dass sein Sohn ein großer Tier- und Naturfreund sei. "Dem habe ich persönlich geantwortet und mich bedankt", sagt Reinhard Philipps.
Der materielle Verlust der beiden Winzer beläuft sich auf den Gegenwert von etwa 1400 Flaschen Wein, der Schaden an den Rebstöcken auf etwa 1500 Euro.

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