Friedensstifter Wein

NEUMAGEN-DHRON. Die Römer sorgten dafür, dass Neumagen einer der ältesten Weinorte Deutschlands ist. Der Wein zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte.

"Und endlich erblickte ich Noviomagus (Neumagen), das berühmte Kastell des göttlichen Constantinus. Das schrieb "Mosella"-Verfasser Ausonius im Jahr 368 nach Christus bei seiner Reise von Bingen nach Trier. Auch von Weinbergen ist in den Versen die Rede. Sie begründen den Ruf als zumindest "einer der ältesten Weinorte Deutschlands" (Ortsbürgermeister Willi Herres). Das in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts errichtete Kastell war mit 13 Rundtürmen und zwei quadratischen Toranlagen befestigt und dehnte sich über eine ovale Fläche von 1,28 Hektar aus. In den Fundamenten der Festung waren die berühmten Neumagener Denkmäler verbaut. Die Grabmonumente spiegeln das Alltagsleben, den Handel und die Entwicklung der Bildhauerkunst des Trierer Landes zur römischen Kaiserzeit einzigartig wider, heißt es dazu. "Die Funde sind einzigartig für solche Orte", sagt Ortsbürgermeister Willi Herres, profunder Kenner der Geschichte, wie er bei einem Rundgang durch das Heimatmuseum beim Gespräch mit einem Besucher beweist. Die Spuren der römischen Vergangenheit begegnen dem Besucher in Neumagen auf Schritt und Tritt, wenn auch, wie das berühmte Weinschiff (Grabmal eines römischen Weinhändlers), oft nur als Nachbildung. Der Wein spielte im Laufe der Geschichte des Ortes immer wieder eine herausragende Bedeutung. Ein Fuder Wein soll zum Friedenschluss (Westfälischer Friede) nach dem 30-jährigen Krieg beigetragen haben. 20 Fuder für die Fürsten

Hintergrund: Die Grafen von Sayn -Wittgenstein, in Berleburg (Westfalen) ansässig, waren im 16. Jahrhundert die Herren von Neumagen. Das Fürstengeschlecht erhielt damals jährlich 20 Fuder Deputatwein. Ein Fuder davon wurde 1647 nach Münster und Osnabrück gebracht, um die schwedische Verhandlungsdelegation positiv zu stimmen. Und noch einmal sollte Neumagener Wein Friedensstifter werden. Der damalige Amtsbürgermeister Johannes Everz und der Vorsitzende des Heimatvereins, Heinz Schuh, schickten im Jahr 1959 den in Genf tagenden Außenministern der vier Großmächte (USA, Sowjetunion, England, Frankreich) eine Auswahl bester Weine. Gleichzeitig versprachen sie den Politikern ein Fuder besten Weines, "falls eine Gipfelkonferenz den von allen friedliebenden Menschen ersehnten Frieden für einen langen Zeitraum schaffen werde". Alle vier Außenminister drückten in Schreiben ihren Dank aus und versprachen, sich um dauerhaften Frieden zu bemühen. Doch der Wein verließ nie den Keller. Die Neumagener würden ihn sicher immer noch gerne ausliefern. Das Interesse der Weltöffentlichkeit wäre ihnen sicher. Liebe Leserinnen, liebe Leser! Wie soll Neumagen-Dhron im Jahr 2020 aussehen? Mailen Sie uns bis zum 10. August in wenigen Sätzen Ihre Vision an die Adresse mosel@volksfreund.de.

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