Frisch, farbenfroh, fulminant

HIMMEROD. (red) Trotz strahlender Sommersonne fanden sich viele Orgelbegeisterte in Himmerod zum zweiten Konzert des Zyklus ein. Solist war der Ratinger Kirchenmusiker Ansgar Wallenhorst, der mit einem nicht alltäglichen Programm die Himmeroder Klais-Orgel zum Klingen brachte.

Dass selbst moderne Werke wie Jean Guillous Toccata von 1963 oder Thierry Escaichs "Évocations" von 1996 zum kurzweiligen, beeindruckenden Hörerlebnis wurden, ist nicht zuletzt dem jugendlich-temperamentvollen Spiel des Organisten Ansgar Wallenhorst zu verdanken. So frisch, so farbenfroh, so fulminant hat man die Himmeroder Orgel selten gehört. Besonders Escaichs "Évocation II" mit ihrem ekstatischen Rhythmus zeigte eine Seite der Orgel, wie sie nur selten in Konzerten zu hören ist. Mit unbändiger Spielfreude meißelte Wallenhorst die percussive Rhythmik ebenso wie in Prokofjews Toccata und in seiner abschließenden Improvisation in den lichtdurchfluteten Raum, gab den musikalischen Strukturen räumliche Kontur und zauberte mystische Klänge. Im Zentrum des Konzerts stand Bachs Toccata, Adagio und Fuge C-Dur BWV 564. Auch hier zeigte sich der eigenwillige, unkonventionelle Gestaltungswille des Interpreten, der die üblichen Standards weit hinter sich ließ. Schon die differenziert registrierte Toccata ließ jedes Klischee von protestantischer Strenge weit hinter sich. Das Adagio war ohne jede akademische Starrheit, und die Fuge kam leichthändig und beschwingt daher. Welch ein facettenreiches Instrument die Orgel sein kann, das demonstrierte Ansgar Wallenhorst an diesem Nachmittag auf beeindruckende Weise. Moderne Orgelwerke können reizvoll sein, vorausgesetzt sie sind in einen inhaltlich stimmigen Kontext eingebunden. Tradition und Fortschritt, Altes und Neues müssen da nicht unversöhnlich nebeneinander stehen. Hier gibt es noch viel zu entdecken. Beim Orgelkonzert am Sonntag, 3. Juli, 15 Uhr, ist Jonathan Oldengarm aus Kanada mit Werken von Sweelinck, Bach, Händel und Karg-Elert zu Gast in Himmerod.

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