"Frische Service" unter neuer Flagge

THALFANG. Die 22 Mitarbeiter des "Frische Service" der Hochwald Nahrungsmittelwerke GmbH haben seit wenigen Tagen einen neuen Arbeitgeber. Der Unternehmenszweig der drittgrößten Molkerei in Deutschland mit Sitz in Thalfang wurde an die Luxemburger Holding Organix S.A. in Diekirch verkauft. Die Belegschaft reagiert mit gemischten Gefühlen.

Wo Hochwald drauf steht, ist nicht immer Hochwald drin. Die "Butter-Autos", die für die Hochwald Nahrungsmittel-Werke GmbH seit vielen Jahren über die Dörfer bis in die Eifel, die Pfalz und das Saarland hinein fahren, um Milch, Käse, Butter und andere Lebensmittel dorthin zu bringen, wo Ladengeschäfte vor Ort fehlen, gehören seit wenigen Tagen zu der Luxemburger Holding Organix S.A., beziehungsweise deren neu gegründeter Tochterfirma Gourmet Express GmbH. Die Holding betreibt nach Angaben von Geschäftsführer Christian Zielke bereits mehrere Fahrgeschäfte dieser Art. Der neue Ableger soll dieses Geschäft in Deutschland übernehmen. Nach TV-Informationen war der "Frische Service" in der Vergangenheit wenig rentabel gewesen. In den neuen Betrieb gingen offenbar Lagerhalle, Firmenfahrzeuge und die meisten Arbeitsplätze über. Zwei Mitarbeiter sind nach Auskunft von Stefan Brück, seit Anfang April Betriebsratsvorsitzender am Standort Thalfang, wegen Altersteilzeit und Langzeiterkrankung bei der Hochwald verblieben. Drei weitere hätten Widerspruch eingelegt. Für sie würden neue Arbeitsplätze im alten Unternehmen gesucht. Gelingt dies nicht, droht nach Auskunft von Christel Martin von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Trier die betriebsbedingte Kündigung. Martin wollte sich zu den neuen Entwicklungen am Standort Thalfang nicht äußern. Der neue Betriebsrat habe die NGG nicht einbezogen. Für die Mitarbeiter ändert sich momentan wenig. Ein Jahr lang behalten sie die bisherigen Konditionen wie Gehalt und Urlaubsanspruch. Der Kündigungschutz ist nach Angaben von Brück nach Verhandlung mit der Geschäftsführung sogar um sechs Monate verlängert worden. Der Thalfanger, der mit einer zweiten Liste gegen den damaligen Betriebsrat angetreten war, bewertet den Verkauf als positiv. Man müsse die Gesamtsituation sehen, argumentiert er. "Der Bereich wäre früher oder später geschlossen worden, weil er nicht mehr wirtschaftlich war." Es hätten mehrere Kaufangebote vorgelegen. Einige hätten sich allerdings nur die "Rosinen rauspicken wollen". Engel habe darauf geachtet, dass die Mitarbeiter eine Perspektive bekommen, dass der Standort beibehalten und investiert werde. Der kleine Bereich benötige eine intensivere Betreuung. Zu der neuen Entwicklung habe es nur eine Alternative gegeben: die Arbeitslosigkeit. Bei den betroffenen Mitarbeitern herrscht große Unsicherheit. Nur wenige sind bereit, sich gegenüber dem TV überhaupt zu äußern. "Für mich war die Entscheidung zunächst wie ein Schock", sagt einer von ihnen, der namentlich nicht genannt werden will. Nächtelang habe er angesichts der heutigen Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum geschlafen: "Wer will denn schon nur zu Hause rumhängen?" Dennoch habe er schon länger gewusst, dass es so nicht weitergehen könne. Man habe gefürchtet, dass die Abteilung komplett schließt. Auch von einem Verkauf sei schon die Rede gewesen, und dann "ging alles ruckzuck". Der neue Arbeitgeber macht auf den Mann allerdings einen guten Eindruck: "Die Leute haben gute Ideen und erweitern beispielsweise die Produktpalette." Er gebe der Firma eine "gute Chance". Weniger optimistisch sieht ein anderer Mitarbeiter die Situation: Trotz großer Vorbehalte habe er sich entschieden, in das neue Unternehmen wechseln. "Sonst bleibt außer Arbeitslosigkeit auf dem Land nicht viel." Und das gehe vielen seiner Kollegen so, die zum Großteil schon über 50 seien und seit Jahrzehnten auf der Lohnliste der Hochwald gestanden hätten: "Wir sind ein Altersheim." Hochwald-Geschäftsführer Karl-Heinz Engel war bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme erreichbar. In dieser Woche hatte er angekündigt, noch in diesem Jahr die Standorte Hillesheim und Wohratal zu schließen.

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