Fröhlich, frech und voller Sehnsucht

BERNKASTEL-KUES. (urs) Lebensfreude und Vergänglichkeit, Liebesglück und Liebesleid. Für ihre poetische Begegnung polnischer und deutscher Chansons fanden "Margaux und die Banditen" in der Güterhalle eine stimmige Atmosphäre - und ein begeistertes Publikum.

 "Margaux und die Banditen": Das Publikum verstand auch ohne Polnisch-Kenntnisse, was ihnen die Sängerin sagen wollte, im Hintergrund Daniel Speer am Kontrabass.Foto: Ursula Schmieder

"Margaux und die Banditen": Das Publikum verstand auch ohne Polnisch-Kenntnisse, was ihnen die Sängerin sagen wollte, im Hintergrund Daniel Speer am Kontrabass.Foto: Ursula Schmieder

Starke drei Mal klatschten die Zuhörer Musiker und Sängerin auf die Bühne der Güterhalle zurück. Fast schien es so, als würde der Beifall für "Margaux und die Banditen" kein Ende nehmen wollen. Bis die Künstler sich mit einer polnischen Tragödie sowie zwei deutschen vorerst endgültig verabschiedet hatten. Für die in Danzig geborene und heute in Morbach lebende Elzbieta ein wunderschöner Abend: "Als ob das Konzert nur für mich wäre", schwärmte die polnisch sprechende Hunsrückerin im Anschluss. Denn offensichtlich war sie die Einzige im Zuschauerraum gewesen, die bei den polnischen Texten ebenso wenig Verständnisschwierigkeiten hatte wie bei den deutschen. Die Idee einer poetischen Begegnung polnischer und deutscher Chansons fand sie gut. Denn: "Das Kulturelle beider Länder kann man gar nicht trennen - das ist einfach drin", ist Elzbieta überzeugt. Andere Konzertbesucher, des Polnischen nicht mächtig, hätten sich dagegen mehr deutsche Lieder gewünscht. Obwohl Margaux auf jeden polnischen Text mit einer kurzen Inhaltsangabe einstimmte, bedauerte Linda Sellin: "Schade, dass so viel in Polnisch ist." Einen schönen Gegensatz im Vergleich zu den ansonsten in der Region gebotenen Klängen bescheinigte der Trierer Ulrich Perl der Musik. Gestand aber dennoch ein: "Es ist gewöhnungsbedürftig." Wolfgang Nierhoff war jedoch beeindruckt, beurteilte das Konzert schlichtweg als sehr gut. Der treue Besucher der Mosel Festwochen hatte erst kürzlich in Trier etwas Ähnliches gehört, was jedoch ziemlich dürftig gewesen sei. Positiv aufgefallen war ihm, dass Publikum und Künstler allmählich wärmer wurden. "Sehr stimmungsvoll und vielseitig", kommentierte Manfred Otto das Programm: Sängerin Margaux habe eine sehr starke Ausdruckskraft: "Obwohl sie polnisch singt, versteht man, was sie sagen will." Ehefrau Jutta stimmte ihm zu und attestierte Margaux darüber hinaus "eine brillante Mimik". Ihr Bekannter Manfred Schäfer zeigte sich von der Zurückhaltung der Musiker beeindruckt und freute sich, "mal etwas anderes" zu hören, während seine Gattin Brigitte die enorme Tüchtigkeit der Sängerin hervorhob.Der Umschwung kam am Ende

Dabei hatte der erste Teil des Abends diese Euphorie gar nicht erwarten lassen. Denn anfangs schienen die Freunde des Chansons dem ungewohnten Programm eher etwas reserviert gegenüber zu stehen. Ein Umschwung, den die in Polen, im südlichen Pommern, geborene Sängerin Margaux Kier allerdings bereits schon einmal erlebte. Ähnlich sei es in einem der ersten Konzerte mit Dietrich Thomas (Piano), Daniel Speer (Kontrabass) und David Plate (Gitarre) gewesen. Und dann dieser Überschwang zum Ende. Was jedoch auch Ziel ihrer Musik von Lebensfreude und Vergänglichkeit, Liebesglück und Liebesleid ist, die sie mal fröhlich, mal frech und auch mal ein bisschen frivol rüber bringt. "Über die Musik, die das Herz berührt" will sie die Menschen erreichen und Brücken zur Sprache und Kultur Polens schlagen. Was seine Ursache darin hat, dass Kier als Kind den nach Deutschland ausgewanderten Eltern erst viel später hatte nachreisen dürfen. Seither ist sie in beiden Kulturen zu Hause. Die Sehnsucht nach Polen und die Wiedersehensfreude in Deutschland bestimmen ihr Leben. Dabei ist Margaux selbst von der Untrennbarkeit beider Kulturen überzeugt: "In jedem Deutschen steckt ein Viertel Pole und in jedem Polen ein Viertel Deutscher." Sie will aber ebenso zeigen, "dass Polen nicht ein Land der Autoschieber und Maurer ist." Hoffnung machen ihr Kultur verbindende deutsche Schulprojekte sowie die eigene Erfahrung, dass die "polnische Jugend keine Ressentiments mehr gegen die Deutschen hat." Hermann Lewen, Intendant der Mosel Festwochen, zeigte sich trotz des eher schwachen Besuches zufrieden. "Klein, fein, effizient", stellte er fest, bevor er die Gäste des "Abends für Kenner und Suchende" begrüßte. Ein Programm wie dieses sei eben den potenziellen Besuchern schwer zu vermitteln. Dennoch wagte er die Prognose: "Wenn sie im nächsten oder übernächsten Jahr wieder kommen, ist die Halle voll."

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