Fünf-Millionen-Wunsch

WITTLICH. Ein alter Wunsch: Wittlich will eine Stadthalle. Seit der ersten Planung und seit der Ära "Kurfürstenhof mit Saalbau", die nur auf dem Papier bestand, hält man fest am Wunschprojekt. Jetzt sollen erste Schritte hin zu einer Realisierung gegangen werden.

Zustimmung und Lob gab es in der vergangenen Sitzung des Stadtrates Mitte Februar. Anlass für die wohlwollenden Worte der Ratsmitglieder war die Vorstellung des Rahmenkonzeptes Oberstadt, nebst Wittlichs Lieblingslangzeitthema: Neubau einer Stadthalle. Jetzt gibt es eine neue Vision, die laut Bericht auch auf neue Entwicklungen wie die geplante Großraumhalle im Industriegebiet reagiert. Um jedenfalls aus der Vision handfeste Fakten schaffen zu können, bedarf es in der kommenden Sitzung des Stadtrates einer grundsätzlichen Zustimmung der Fraktionen zu dem, was die Verwaltung erarbeitet hat: "Der Stadtrat hält an der Notwendigkeit fest, dass die Stadt Wittlich als Mittelzentrum zur Ergänzung der vorhandenen Infrastruktur so schnell wie sachlich möglich eine Stadthalle benötigt." Diese "benötigte Notwendigkeit" ist als Vorläufermodell unter Regie von Ex-Bürgermeister Helmut Hagedorn nicht nur an den immensen Kosten gescheitert. Das neue Konzept am Standort des ehemaligen Hauses Schumacher soll unter der Regie von Bürgermeister Ralf Bußmer statt zehn nun fünf Millionen Euro kosten. Das Geld muss noch "eingenommen" werden: "Die Finanzierung dieses Betrages setzt die Bewilligung von Zuschüssen des Landes und des Landkreises in der üblichen Höhe voraus. Der Eigenanteil der Stadt von voraussichtlich 2,7 Millionen Euro soll grundsätzlich aus Verkaufserlösen städtischer Immobilien finanziert werden." Damit ist aus Sicht der Stadt, die einige Käufer für diverse Immobilien finden muss, ein gewisser Unsicherheitsfaktor gegeben. Das war schon einmal so. "Bußmer wirft seinem Amtsvorgänger vor, dass es kein Nutzungskonzept und keine Kosten-Nutzen-Analyse gegeben habe. Rund 3,5 Millionen Euro seien aus dem Verkauf von städtischen Immobilien erwartet worden, um die Stadthalle mitzufinanzieren, aber für kein Objekt sei ein Käufer da" , berichtete der Trierische Volksfreund im vergangenen Jahr zum Thema "abgesteckte Halle". Kurzum: erstens: halbierte Baukosten von zehn auf fünf Millionen, zweitens: ein Eigenanteil der Stadt, der zwar um 0,8 Millionen Euro vermindert wurde, aber eben noch zu verdienen ist, plus drittens: laut bisheriger Planung ein jährlicher Zuschussbedarf von 113 000 Euro im Jahr, das sind rund 10 000 Euro im Monat sozusagen für die Existenz der Halle an sich - wenn die Rechnung aufgeht. "Big Eppel" und die Tücke im Detail

Als Maßstab für den Finanzrahmen der neuen Stadthalle hat die Projektgruppe der Stadtverwaltung andere Großprojekte zum Vergleich gesucht. Denn die Projektgruppe hatte naturgemäß nicht das Blaue vom Himmel versprechen wollen, sondern sich in der Region nach ähnlichen Bauvorhaben umgesehen. Neben den im Bericht kurz erwähnten Beispielen in Daun, Bitburg, Simmern, Morbach, Gerolstein und Kusel konzentrierten sich die Wittlicher Planer in ihrem Bericht auf die Vergleichsprojekte in Prüm (Veranstaltungs- und Kongresszentrum) sowie im saarländischen Eppelborn (Kulturhalle). So kam man auch auf die erste Kostenschätzung von fünf Millionen Euro, so die Stadtverwaltung: "Bei dieser Kostenschätzung wurden die Zahlen von vergleichbaren Hallen in Eppelborn und Prüm zugrunde gelegt." Wie flexibel - wenn auch nur im Detail - man diese Zahlen sehen muss, zeigt das Beispiel Eppelborn: Das hoch gelobte Vorzeigeprojekt der Stadt im Saarland, getauft auf den Namen "Big Eppel" ist seit Januar diesen Jahres nach 18 monatigen Bauarbeiten im Betrieb. Makulatur war allerdings kurz darauf schon die erste Nutzungs- und Gebührenordnung für das neue Kultur- und Kongresszentrum. In die Kritik geraten sind die Preise für kommerzielle Großveranstaltungen im großen Saal (474 Quadratmeter). Deshalb mussten die erhofften Mietkosten von 750 auf 400 Euro gesenkt werden. Zum Vergleich: in der Modellrechnung für die Wittlicher Halle rechnet man auf der Einnahmenseite mit 30 Veranstaltungen zu 700 Euro (die große Halle hat 430 Quadratmeter) im Jahr und dazu 150 Veranstaltungen zu 100 Euro . Doch Details wie Gebührenordnungen stehen noch nicht zur Debatte. Eher grundsätzlich muss sich der Rat entscheiden, ob die Stadthalle komplett in kommunaler Regie, halbe-halbe als öffentlich plus privates oder auch als rein privates Projekt gebaut werden soll. Generell steht im Projektbericht: "Die nachstehenden Gesamtkosten (fünf Millionen Euro) umfassen ausschließlich den kommunalen Bereich der Stadthalle. Es wird davon ausgegangen, dass die Projektierung gewerblicher Flächen durch einen oder mehrere private Investoren, z.B. nach dem Bauherrenmodell erfolgt." Sitzung des Stadtrates Wittlich am Donnerstag, 20. März, 18 Uhr, Altes Rathaus.

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