Für den Notfall verständigt

WITTLICH. (noj) Jede Kultur hat ihre eigene Art, mit dem Tod umzugehen. Die Ehrenamtlichen Mitarbeiter der DRK-Notfallnachsorge besuchten die Moschee der Türkisch-Islamischen Union in Wittlich und sprachen mit dem Vorsitzenden Yildiz Yilmaz über den Umgang mit diesem Thema.

Die Aufgabe der Ehrenamtler ist nicht leicht. Sie haben es sich zum Ziel gemacht, Menschen in schwierigen Situationen zu helfen, unter anderem dann, wenn ein naher Angehöriger plötzlich stirbt. Wenn es darum geht, den Verwandten die schreckliche Nachricht möglichst schonend beizubringen, ist es hilfreich, wenn man über die Sitten und Gebräuche der Betroffenen informiert ist. Aus diesem Grund besuchte die Gruppe der Notfallnachsorge des Deutschen Roten Kreuzes im Kreis Bernkastel-Wittlich die Moschee in Wittlich.Zunächst lernte die Gruppe den Gebetsraum kennen und erfuhr einiges über die fünf Säulen des Islam, über moslemische Feiertage und das tägliche Gebet. Zum eigentlichen Thema kam man dann im Gemeinschaftsraum des Türkisch-Islamischen Zentrums. "Wie verhalten wir uns, wenn wir eine Todesnachricht überbringen, was können wir falsch machen?" lautete die Frage der DRK-Mitarbeiter. Yildiz Yilmaz übersetzte die Antwort des Vorbeters (Iman) ins Deutsche. Er erklärte, dass man bei den Moslems nicht gleich mit der schlimmen Nachricht beginne, sondern sich erst zu der Familie setze und mit allgemeineren, an den Glauben angelehnten Formulierungen, beginne.Schnell zeigte sich in dem Gespräch, dass eine gemeinsame Arbeit mit dem DRK in solchen Fällen gewünscht ist. Yilmaz versprach den DRK-Mitarbeitern, Telefonnummern an die Hand zu geben, so dass immer jemand erreichbar sei, und sofort auch der Iman informiert werden könne, der immer mit zu den Angehörigen fahre.Auch über Rituale im Umgang mit den Toten berichteten die Moslems. So werde ein Mann immer vom Iman gewaschen, eine Frau dagegen von dafür ausgebildeten Frauen. Grundsätzlich versuche man, den Toten so schnell wie möglich zu begraben. "Der Verstorbene möchte so schnell wie möglich zur Ruhe kommen", schilderte Yilmaz.Auch bei dem Begräbnis, das meist in der Türkei stattfindet, gibt es Bräuche, die sich von den christlichen unterscheiden. So werde der Tote nicht in einem Sarg, sondern lediglich in einem Leinentuch beerdigt. Dabei lege man den Toten auf die rechte Seite, so dass das Herz in Richtung Mekka zeige. Yilmaz räumte aber ein, dass bei Begräbnissen auf deutschem Boden selbstverständlich die Gesetze eingehalten werden. Ausnahmen müssten auch bei Katastrophen wie jetzt zum Beispiel im Iran gemacht werden. Dann könnten die Toten nicht gewaschen und in ein Leinentuch gehüllt werden. Auch die Gastgeber in der Moschee erfuhren etwas über die Arbeit der Notfallnachsorge. Letztlich gebe es doch eine Menge, das die Religionen verbinde, hieß es übereinstimmend.

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