Funken fliegen seit 100 Jahren

TRABEN-TRARBACH. Seit 102 Jahren gibt es die Schlosserei Spier in Traben-Trarbach. Der aus Enkirch stammende Schmiedemeister August Spier gründete 1902 in der Lorettastraße seine Firma, die heute von Enkel Karl Heinz und Urenkel Peter geführt wird.

In einem Schuppen liegen die Anfänge der Schlosserei Spier. 1903, bereits ein Jahr nach der Gründung, baute der Schmiedemeister in der Sponheimer Straße 29 ein Wohnhaus mit Werkstatt. Im selben Jahr wurde Sohn Karl August geboren, der selbstverständlich in Vaters Fußstapfen trat. "Es wurde keiner in der Familie dazu gezwungen", sagt Peter Spier, der nun in der vierten Generation Schlosser ist. "Ich wollte diesen Beruf auf jeden Fall ergreifen", erinnert sich der 39-Jährige. Doch zurück zu seinem Opa Karl August. Der übernahm 1936 von seinem Vater die Firma und war nicht nur Schmiedemeister, sondern auch Hufbeschlagmeister. "Dafür hat er eigens eine Prüfung in Köln abgelegt", weiß der Enkel.350 Quadratmeter Betriebsfläche

Karl Heinz Spier, Sohn des Betriebsgründers, ging zunächst bei seinem Vater zwei Jahre in die Lehre. Danach wechselte er in die Werkstatt seines Onkels nach Frankfurt am Main, wo er 1959 seinen Gesellenbrief erhielt. Die Meisterprüfung zum Schlossermeister legte er 1966 ab, und im selben Jahr übernahm er den väterlichen Betrieb. Noch immer befand sich die Schlosserei in der Sponheimer Straße, doch Anfang der 90er Jahre erwarb Karl Heinz Spier das Gebäude der ehemaligen Kellerei Mühlensiepen in der Bismarckstraße 26, wo die Schlosserei mittlerweile über 350 Quadratmeter Betriebsfläche verfügt. Sohn Peter machte seine Lehre von 1981 bis 1984 in der Pündericher Firma Schwickardt. "Lernen tust du nicht bei mir", habe der Vater ihm seinerzeit energisch verkündet, erzählt der der 39-Jährige lachend. Das wäre für ihn natürlich viel bequemer gewesen, als jeden Tag nach Pünderich zu fahren. Sein Handwerk beherrscht er heute genauso gut wie der Vater, allerdings ist er kein Schlossermeister mehr. "Diese Berufsbezeichnung wurde in den 90er Jahren durch den Metallbaumeister ersetzt", sagt Peter Spier, der seine Meisterprüfung 1993 in Trier machte. Das Berufsfeld sei inzwischen viel umfangreicher als früher. Vater Karl Heinz ist der Mann für den Außendienst und oft auf Montage. Die Schlosserei hat etwa 80 Prozent ihrer Kunden im Rhein-Main-Gebiet. In der Bismarckstraße halten Peter Spier, drei Auszubildende und Geselle Uwe Steuer die Stellung. Steuer lernte sein Handwerk bei Spier, seit 16 Jahren ist er in der Firma tätig. Peter Spier schwärmt von seinem ausgezeichneten Mitarbeiter, der gerade dabei ist, eine Treppe zu bauen. 15 Stufen wird sie haben, und wenn sie steht, wird sie auseinander geschraubt und nach Saarlouis in eine Verzinkerei gebracht. Der Arbeitsplatz in einer Schlosserei ist laut und staubig, es wird geschmiedet, geschweißt, gehämmert, geschliffen und gesägt. Feiner Metallstaub zieht durch die Werkstatt, er legt sich auf die Kleidung. Uwe Steuer zeigt seine pechschwarzen Hände. Wie es um die fünfte Schlosser-Generation bestellt ist, vermag Peter Spier noch nicht zu sagen. Sohn Christian wird in diesem Monat zwölf, und was Papa und Opa alles fertigen - Innen- und Außengeländer, Strahlkonstruktionen, Treppenanlagen, Überdachungen, Einzäunungen und vieles mehr - ist für den Filius noch nicht interessant. "Er schaut schon mal und möchte auch mal bohren", hat Vater Peter festgestellt. Und das lässt vielleicht doch auf schlosserische Begabung schließen.

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