Fußballer sehen keine Alternative zum Kunstrasen

Zeltingen-Rachtig · Eine Vielzahl von Mannschaften, doch nur ein Naturrasen, der bei schlechtem Wetter unbespielbar ist und oft von der Mosel heimgesucht wird: Der SV Zeltingen-Rachtig will einen Kunstrasen. Doch der kostet 745 000 Euro.

Zeltingen-Rachtig. Sportlich schwimmt der SV Zeltingen-Rachtig auf einer Erfolgswelle. Der Aufsteiger in die Fußball-Bezirksliga steht nach Abschluss der Hinrunde auf Platz acht. Das ist schon deshalb beachtlich, weil nicht jedes Training und Heimspiel auf dem Platz unterhalb der Brücke ausgetragen werden kann, sondern ein Ausweichquartier gesucht werden muss. Denn bei zu viel Regen besteht die Gefahr, dass der Naturrasen umgepflügt und irreparabel geschädigt wird.
Viele Teams im Verein


Dazu kommt: Der Verein (450 Mitglieder) verfügt über zwei weitere um Punkte kämpfende Männermannschaften, ein Damenteam, Alte Herren und diverse Jugendmannschaften. Seit mehreren Jahren kämpft der SV um einen Kunstrasenplatz. "Die Pläne sind lange fertig", sagt Vorsitzender Werner Kalle.
Es gibt aber ein großes Problem. Der neue Platz soll dort entstehen, wo jetzt trainiert und gespielt wird. Doch wenn die Mosel über die Ufer tritt, steht auch der Platz schnell unter Wasser. Der Sand oder das Granulat, das normalerweise den Kunstrasen füllt, würde fortgeschwemmt.
Auch wenn es schon länger kein solches Hochwasser mehr gab. Das Risiko wollen die Zeltingen-Rachtiger nicht eingehen. "Es gibt aber kein anderes Gelände", sagt Kalle.
Und da kommt natürlich das Geld ins Spiel: Die neueste Art Kunstrasen, ohne Sand oder Granulat, ist sehr teuer. Etwa 745 000 Euro, sagt der SV-Vorsitzende. In Reil ist ein solcher Platz 2012 in Betrieb genommen worden. Sein Preis: 716 000 Euro und damit mehr als 100 000 Euro teurer als Kunstrasen mit Granulat. Die Gemeinde Zeltingen-Rachtig, zweitgrößter Ort der VG Bernkastel-Kues, ist, so Ortsbürgermeister Manfred Kappes, weiter bereit, 200 000 Euro in das Projekt zu investieren. Der Sportverein würde, so Werner Kalle 150 000 Euro plus 80 000 Euro an Eigenleistung zur Verfügung stellen. Da klafft eine Lücke von etwa 285 000 Euro.
Förderpraxis hat sich geändert


Zum Vergleich: In Reil beteiligte sich das Land mit 276 000 Euro, die damalige Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf mit 130 000 Euro und der Kreis mit knapp 75 000 Euro. Doch die Förderpraxis im Land und im Kreis hat sich seither geändert. Und dass sich die große VG Bernkastel-Kues beteiligen würde, gilt als ausgeschlossen.
Werner Kalle rechnet mit einem Landeszuschuss von 100 000 Euro, hofft aber auf mehr. Man sei auch schon in Mainz vorstellig geworden. Dort sei aber unter anderem gesagt worden, dass es noch keine Erfahrungen auf die Hochwassertauglichkeit des Reiler Platzes gebe, weil er bisher verschont geblieben ist. Der Kreis Bernkastel-Wittlich hat vor zwei Jahren feste Quoten für die Zahl der Plätze in den Kommunen festgelegt (siehe Extra).
In Zeltingen-Rachtig wird sich in den nächsten Tagen ein Arbeitskreis mit Vertretern von Gemeinde und Verein zusammensetzen. Er wird noch einmal alle Fakten und Wünsche zusammengetragen und nach weiteren Fördermöglichkeiten suchen.
Auch der Sportkreis Bernkastel-Wittlich, wird sich mit dem Thema beschäftigen. "Schon deshalb, weil Zeltingen schon eine hohe Priorität hatte, als es noch höhere Fördermittel gab", sagt Vorsitzender Günter Wagner.Extra

Der Kreisausschuss hat festgelegt, dass in Verbandsgemeinden, Städten und Gemeinden mit bis zu 15 000 Einwohnern ein Kunstrasenplatz gefördert beziehungsweise zur Förderung vorgeschlagen wird. Bei bis zu 25 0000 Einwohnern sind es zwei, bei über 25 000, wie in der VG Bernkastel-Kues, maximal drei. Und in dieser Kommune gibt es bereits drei solcher Anlagen: in Bernkastel-Kues, Mülheim und Piesport. Der Kreis warte, so Pressesprecher Manuel Follmann, den neuen Antrag aus Zeltingen-Rachtig ab. Dann könne unter anderem darüber diskutiert werden, ob der Platz in Bernkastel-Kues als Schulsportanlage gezählt werden könne und deshalb ein weiterer Kunstrasen förderwürdig sei. cb

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