Gärtnern wie zu Omas Zeiten

LANDSCHEID. Einsäen, auspflanzen, Unkraut jäten, gießen und ernten: Faul dürfen sie nicht sein, die Kinder, die in den kommenden Monaten im jeenischen Garten des Gewerbevereins mitarbeiten.

Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt... - wer hätte dieses Lied in seiner frühen Jugend nicht gesungen? Allein: Welchem Kind des dritten Jahrtausends sagt es heute noch etwas? Das dachten sich auch die Mitglieder des Gewerbevereins in Landscheid, der in seinem Jubiläumsjahr noch für manche Überraschung sorgen möchte. Dies war nun die erste: Gemeinsam mit den Fünfjährigen der örtlichen Kindertagesstätte möchten sie einen Garten wie zu Omas Zeiten anlegen, die zarten Pflänzchen pflegen, sie wachsen sehen, um im Herbst, wenn alles gut geht, die Ernte einbringen zu können.Das Pferd wurde nervös

Fast wäre er geplatzt, der gestrige, so wichtige Termin auf dem Grundstück neben dem Haus- und Gartenmarkt Follmann. Als die Kinder anrückten, glänzte das Pferd, auf das sich alle so gefreut hatten, durch Abwesenheit. Vorstandsmitglied Walter Raskop hätte es eigentlich samt einer Egge mitbringen sollen. Allein, der Gaul war in den letzten Tagen aus unersichtlichem Grund nervös geworden und damit zu unberechenbar für einen Einsatz in unmittelbarer Nähe von neugierigen Kindern. Doch ein 100 Jahre alter Verein ist erprobt in der Kunst des Improvisierens, sonst wäre er schließlich nicht so alt geworden. Ein Anruf bei Sascha Kolley genügte. Sofort setzte der sich auf seinen Traktor und zog die mitgebrachte Kreiselegge mit weit mehr als einer Pferdestärke über das vorgesehene Stückchen Ackerland, dessen Erde der Gewebeverein extra hatte aufschütten lassen. Diese Lösung war vielleicht sogar die einzig praktikable. Zuvor nämlich waren die Mädchen und Jungen voller Elan mit Schaufeln und Harken ans Werk gegangen, waren jedoch trotz allen Eifers nicht weit gekommen. Zu schnell getrocknet und damit schier undurchlässig war die Oberfläche gewesen, als dass kleine Kinderhände sie wirklich hätten bearbeiten können. Die erste Erfahrung bei der knochenharten bäuerlichen Arbeit vergangener Tage war also bereits gemacht, als Walter Raskop betonte: "Unter diesen Bedingungen hätte auch ein Pferd nicht viel mehr ausrichten können." Heute geht es weiter mit der Arbeit im Garten, der den Namen "jeenischer" trägt, eine Reminiszenz an die Sprache der Händler früherer Zeiten. Ein großes Plakat am Zaun des Geländes kündet davon. "Auch unser Gewerbeverein begann ja als Zusammenschluss von Händlern, die über Land zogen", begründet Vorstandsmitglied Edda Mark den Namen. Sie hat gestern schon kräftig mit angepackt, gab gemeinsam mit den Mädchen und Jungen ihr bestes, um den festen Boden aufzulockern. Vielleicht ist sie auch heute wieder dabei. Diesmal wird eingesät: Erbsen, Kartoffeln, Erdbeeren, Salate und vieles mehr soll unter der Obhut der Kinder gedeihen. Der Roggen steht schon; den haben die Erwachsenen allein eingesät, sonst wäre es zu spät gewesen. "Die Kinder dürfen hier ganz elementare Erfahrungen machen", freut sich Kita-Leiterin Margit Ludwig. Auch auf dem Land gibt es inzwischen Kinder genug, die die Abläufe auf Feldern und in Gärten nicht mehr unmittelbar mitbekommen. Für diese wird die Aktion des Gewerbevereins eine besondere Bereicherung darstellen.

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