Ganz beruhigt Urlaub machen

WITTLICH. Spaß für Behinderte und Entlastung für ihre Familien: Die Einrichtung Maria Grünewald weitet ihr Ferienangebot aus. Kino- und Gaststubenbesuche, Picknick an der Lieser und ein Ausflug ins Brühler Phantasialand gehören zum Programm.

Endlich Ferien! Ausschlafen, wegfahren, abhängen, an lauen Abenden eine Flasche Wein mit Freunden trinken und die Seele baumeln lassen. So unbeschwert geht es nicht bei allen zu. Zum Beispiel nicht bei jenen mit einem pflegebedürftigen Familienmitglied. Da reißen die Verpflichtungen nie ab. Umso wichtiger werden ambulante und Kurzzeit-Pflegeangebote. Maria Grünewald, die Einrichtung für geistig behinderte Kinder und Erwachsene, weitet aus diesem Grund die individuell zugeschnittenen Angebote aus. "Unser Einzugsbereich erstreckt sich von Saarbrücken bis Mainz, von der Mosel bis nach Daun und Bitburg", sagt Uwe Schultheiß. Der Koordinator der Ferienaufenthalte stellt sich jedes Jahr, inzwischen zweimal, zu Ostern und im Sommer, den Herausforderungen einer solchen Mammutaufgabe: Da müssen die Teilnehmer zueinander passen, Aufenthaltszeiten abgestimmt werden, Bettenzuteilung, Personalschlüssel und Qualifizierungen stimmen. Erzieher und Heilerziehungshelfer, Praktikanten und Auszubildende bilden die beiden leistungsstarken Teams, die nicht nur die Grünewald-internen Angebote wie Snoozleraum, Turnhalle, Waldparcours, Spielplätze und Hüpfburg anbieten. Aufregende Ausflüge stehen auf dem Programm, zumindest für die, die daran Spaß haben. Weniger mobile Teilnehmer machen Spaziergänge durch den Wald, singen gemeinsam Lieder, malen und basteln in aller Stille. Schultheiß: "Unser oberstes Gebot: Alles orientiert sich an den Interessen, Fähigkeiten und Fertigkeiten des Einzelnen."Ins Schokoladenmuseum oder in den Zoo

Mal geht es ins Schokoladenmuseum nach Köln, ins Phantasialand, ins Kino und in den Zoo, zum Picknick an die Lieser und zur Bastenmühle. Oder, wie Manuel begeistert erzählt, zum Konzert von "Mary Greenwood" auf die Lott: "Es war leider zu kalt zum Zelten." Kleinbusse sind also wichtig. Über den FCB - Freizeitclub Behinderter - mietet der ambulante Dienst für die Ferien ein zusätzliches Fahrzeug zum eigenen Fuhrpark an. In Einzelfällen bringt man die Teilnehmer sogar abends zurück nach Hause, die meisten schlafen jedoch hier. Denn auch für die Angehörigen zählt jede freie Stunde. Allzu belastend ist oft der Alltag mit geistig Behinderten. Petra Teusch kann ein Lied davon singen. In wenigen Tagen fährt sie nach Ostfriesland, allein, ohne die mehrfach behinderte Tochter. Annemarie verbringt 14 Tage in Grünewald. "Ganz beruhigt kann ich Urlaub machen", sagt sie, "auch hunderte von Kilometern entfernt." Das Kind in den Händen von liebevollen Profis zu wissen, nicht abgestellt, sondern eingebunden in ein stimmiges Konzept, das Annemarie Anregung verschafft, sei Bedingung für die eigene Entspannung, sagt die allein Erziehende. Und Schultheiß ergänzt: "Die Trennung von Pflegeperson und Hilfebedürftigem bietet die Chance, mit Hilfe des gewonnenen Abstands das Verhältnis neu zu gestalten."

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