Gedränge am Morgen

Monzelfelder Eltern laufen Sturm gegen unwürdige Zustände bei der Schülerbeförderung. Doch dieses Mal ist das Problem erkannt: Nach den Herbstferien wird ein vierter Bus eingesetzt.

Monzelfeld. Dass ein Monzelfelder Schüler sitzend zur Schule fährt, ist selten. Zumindest abgesehen von den "Sitzplätzen" auf den Eingangsstufen. Aber auch ein Stehplatz ist nicht immer drin, so dass Schüler manchmal erst gar nicht mehr einsteigen dürfen. Die Eltern sind angesichts solcher Zustände mehr und mehr in Sorge, wie Ortsbürgermeister Engelbert Lausberg in den vergangenen Tagen erfahren hat. Etliche Beschwerden habe er sich anhören müssen. "Übervoll" seien die Busse morgens ja generell. Doch Mitte des Monats sei es wohl besonders arg gewesen: "Einige Kinder müssen mit der Nase an der Frontscheibe gestanden haben." Außerdem sei wohl auch mal ein Kind eingeklemmt worden. Für den Landwirt drängt sich da unweigerlich ein drastischer Vergleich auf: Denn Vieh müsse ordnungsgemäß verladen werden.

Die Beförderung von Schülern scheint hingegen lockerer gehandhabt zu werden. Dass einige auf den Treppenstufen hocken, während andere dicht an dicht im Gang stehen, spricht Bände. "Da ist ja jede Erziehung hinüber", ärgert sich Dagmar Dusemund bei einem Ortstermin mit mehr als 20 Vätern und Müttern. Eltern achteten streng auf Kindersitz und Anschnallpflicht, und im Bus sei alles egal. "Die Straßenverkehrsordnung ist hier außer Kraft gesetzt", pflichtet Norbert Stein bei. Dabei sei das Anschnallen doch gesetzlich vorgeschrieben, stellt Detlev Hauch fest: "Die werden hier transportiert wie Vieh."

Das Kosten-Argument will Dusemund nicht gelten lassen. Sie würde auch einen höheren Fahrtkostenanteil zahlen, wenn sie dafür Gewissheit hätte, dass die Kinder in sicherer Obhut seien. Denn manchmal warten einige noch um acht Uhr auf einen Bus. Er habe schon dreimal auf einen Anruf seiner Tochter hin Kinder nach Bernkasel-Kues gefahren, erzählt Hauch. Einmal hätten sogar 13 Schüler nicht mehr mitfahren können in einem der Busse. Daraufhin hatte Hauch im November 2007 Anzeige erstattet. Da die Kreisverwaltung bei einer Überprüfung aber keine hohe Besetzung der Busse feststellte, war diese im Sande verlaufen. Dabei war es laut Michael Schmidt wenige Tage nach der Anzeige zu einem denkwürdigen Vorfall gekommen: Denn Schüler aus Morbach und Gonzerath hätten den Bus verlassen müssen, damit Monzelfelder mitfahren konnten. Laut Gerlinde Kropp gibt es mittlerweile auch Probleme bei der Rückfahrt. Seien die Busse voll, würden Schüler zum Forum geschickt.

Die Stellungnahme der Kreisverwaltung dürfte die Gemüter allerdings wieder etwas beruhigen. Laut Pressesprecher Alfons Kuhnen werden nämlich nach den Herbstferien vier Busse Monzelfeld morgens anfahren. Im laufenden Schuljahr sei festgestellt worden, "dass aus dem Großraum Morbach insgesamt mehr Schüler nach Bernkastel-Kues zu befördern sind". Die Rhein-Mosel Verkehrsgesellschaft (RMV) werde daher einen weiteren Bus einsetzen. Momentan werde Monzelfeld von drei Bussen, ab und an auch von einem vierten, angefahren. Laut Auskunft der Busunternehmen spiele es allerdings auch eine Rolle, wie sich die Schüler auf die jeweiligen Busse verteilten.

MEINUNG

Es geht doch

Vieh muss ordnungsgemäß transportiert werden. Für Schülerinnen und Schüler gibt es so eine Regel nicht. So etwas ist schon ein Skandal. Was gäbe es für einen Aufschrei, wenn ein Bus, in dem Passagiere sich wie in einer Sardinenbüchse fühlen, zu einer Vollbremsung gezwungen wäre. Von schlimmeren Szenarien ganz zu schweigen. Die Monzelfelder Eltern haben sich beschwert, die Kreisverwaltung reagiert. Na bitte, es geht doch! Es gibt aber weitere "Baustellen" — überall im Land. Die Kinder sollten es uns wert sein, dass sie nicht schlechter gestellt sind als das liebe Vieh. c.beckmann@volksfreund.de

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