Gefräßige "Buchdrucker" im tiefen Forst

BERNKASTEL-WITTLICH. (f.k./sos) Der Herbst ist gekommen, und viele denken wehmütig an den Jahrhundertsommer zurück. Währenddessen kämpfen allerorts die Forstleute mit den Spätfolgen der Sommerhitze: Der Borkenkäfer konnte sich durch die lange Trockenheit in bis zu drei neuen Generationen fortpflanzen und wütet in den Fichtenbeständen.

Auch das Forstamt Wittlich wendet sich nun mit einem Aufruf an private Waldbesitzer gegen die Plage, die vor allem Fichten droht. Es fordert einzuschreiten und erklärt in einer Pressemitteilung: "Die Waldbesitzenden sind nach Landeswaldgesetz verpflichtet, diese dem Wald drohenden Gefahren zu verhüten und zu bekämpfen. Es sollte aber im Eigeninteresse jeden Waldbesitzenden liegen, die Borkenkäferbekämpfung zum Schutz des eigenen Waldes und der Nachbarwälder konsequent durchzuführen."Zukunft des Waldeigentümers zerstört

Fortsdirektor Stefan Wigand sagt auf TV -Nachfrage: "Man muss die befallenen Bäume möglichst schnell einschlagen und auf den Markt bringen. Der Schaden ist nicht unerheblich. Meist werden ältere Bäume ab 20, 30 Jahre befallen." Er erklärt: "Das Problem ist, dass die Zukunft des Waldeigentümers zerstört wird. Denn in diese Bäume hat man 20 und mehr Jahre investiert, und ab da fängt erst der Zeitpunkt an, wo der Baum kostendeckend wäre." Wird nichts getan, werden nicht nur angrenzende Bestände befallen, sondern im kommenden Frühjahr wird mit noch extremeren Folgen zu rechnen sein. Bei von Borkenkäfern befallenen Bäumen ist ringsum der Boden mit grünen Nadeln übersät, oben - in der Krone - ist oft nur noch nacktes, braunes Geäst zu sehen. Ein trauriger Anblick. Später platzt auch die ausgetrocknete Rinde weg. Die Ursache zeigt sich unter der Borke, wo sich hunderte von kleinen weißen Larven durch den äußeren Stamm des Baumes fressen. Da und dort erkennbar sind auch die unscheinbaren braunen Erzeuger der Larven, die Borkenkäfer. Käfer und Larven unterbrechen mit ihren Fraßgängen den lebensnotwendigen "Saftstrom" in der Rinde und bringen dadurch die Bäume zum Absterben. Ausfliegende Käfer können weitere gesunde Fichten befallen und bilden dadurch eine Gefahr für in der Nachbarschaft gelegene Waldbestände. Das Fraßbild der Larven im Stamm erinnert an eine von Hand gesetzte Druckseite. Der Volksmund nennt die Schädlinge daher auch "Buchdrucker”. Gibt es Mittel gegen diese explosive Vermehrung dieses Käfers? Die chemische Keule sei nicht mehr erlaubt und auch nicht mehr gewollt, erklären die Forstleute, zumal wenn das Holz das PRC-Qualitätszertifikat für chemisch unbehandelte Ware trage. Schon deshalb verbiete sich der Chemieeinsatz. Die einzig mögliche Gegenmaßnahme ist das schnellstmögliche "Heraushauen” der befallenen Bäume. Und so ein Noteinschlag kann schnell gewaltige Ausmaße annehmen. Der wirtschaftliche Schaden ist gewaltig. Werden die befallenen Fichten nicht so schnell wie möglich geschlagen, kommt eine weitere Wertminderung hinzu. Verursacht wird dies durch einen Pilz, der sich in den befallenen Stämmen breit macht und das Holz dunkelblau einfärbt. Dann ist das Holz für die Möbelproduktion oder Ähnliches unbrauchbar und bringt nur noch einen Bruchteil des Verkaufserlöses. An einen solchen trockenen Sommer mit einer daraus folgenden derartig extremen Borkenkäferplage kann sich Forstdirektor Stefan Wigand aus Wittlich, der auf eine rund 30-jährigen berufliche Laufbahn zurück blickt, nicht erinnern: "Nach dem großen Windwurf 1990 gab es aber einen mindestens ebenso starken Schädlingsbefall." Er hat nur eine Hoffnung: "Es müsste praktisch vier Wochen am Stück regnen." Ein schwacher Trost: Weihnachtsbaumkulturen sind nicht so stark gefährdet. Stefan Wigand: "Diese Bäume sind in der Regel acht bis zehn Jahre alt." Damit stehen sie noch nicht auf dem Speiseplan der Tiere. Das Forstamt Wittlich und die jeweiligen Forstreviere sind gerne bereit, die Waldbesitzer zu beraten und Hilfestellung bei der Arbeitsausführung (Beschaffung von Arbeitskräften etc.) und der Vermarktung des anfallenden Holzes zu leisten. Dazu wenden sich Waldbesitzer bitte an das Forstamt Wittlich, Telefon 06571/9139-0, oder an das städtische Forstrevier, Telefon O6571/8844.

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