"Gegen jede Vernunft"

MINDERLITTGEN. (gel) Der Streit um Windkraftanlagen in Minderlittgen geht in die nächste Runde: In seiner Sitzung hat der Gemeinderat beschlossen, den ursprünglich abgelehnten Standort Minderlittgen wieder in den Flächennutzungplan der VG aufzunehmen. Zusammen mit dem Bürgermeister stimmte die FWG Schiffer mit neun Stimmen für den Antrag, zwei Mitglieder der CDU und zwei von der FWG "Zukunft Minderlittgen" stimmten dagegen.

"Der Bürgermeister versucht gegen alle Widerstände seinen Kopf durchzusetzen, das nenne ich Dickköpfigkeit, das ist gegen jede Vernunft." Mit diesen Worten kommentiert CDU-Ratsmitglied Franz Bermes die Entscheidung. Worum geht es? Die Kreisverwaltung hatte vor mehr als einem Jahr Bauanträge für Windräder in Minderlittgen versagt mit Hinweis auf den Flächennutzungsplan und den Regionalen Raumordnungsplan. In beiden Entwürfen ist der Ort nicht als Standort für Windräder vorgesehen. Minderlittgen zog deshalb vor das Oberverwaltungsgericht. Das forderte in seinem Urteil den VG-Rat auf, seine Standortauswahl in Gänze noch ein mal abzuwägen. Aus diesem Grund war der Antrag des Gemeinderates gar nicht notwendig, so VG-Bürgermeister Christoph Holkenbrink: "Wir hätten im VG-Rat auf jeden Fall eine Bewertung der Sache vornehmen müssen. In der nächsten Sitzung Mitte Juli wird der VG-Rat die Argumente abwägen, die für oder gegen einen Standort Minderlittgen sprechen." Aber warum dann der Antrag? Es geht darum, dass sich Minderlittgen ungerecht behandelt fühlt gegenüber anderen Gemeinden", sagt Bürgermeister Manfred Schiffer und ergänzt, "es ist mit diesem Antrag nicht gesagt, dass wir in Minderlittgen Windräder aufstellen werden. Es gibt noch so viele Gründe, die dagegen sprechen können." Die CDU, die sich überwiegend aus Mitgliedern einer Bürgerinitiative gegen Windkraft zusammensetzt, kritisiert, dass der Rechtsanwalt der Gemeinde vom Windkraftbetreiber bezahlt wird, der in Minderlittgen bauen möchte. "Wir kommen in eine Abhängigkeit", sagt Franz Bermes. "Wenn einer mich immer aushält, hab ich irgendwann das Gefühl, ich bin ihm etwas schuldig. Die Betreiber zahlen doch nicht den Anwalt, nur damit die Gemeinde ins rechte Licht gerückt wird." Der Bürgermeister hält dagegen: "Die Windkraftbetreiber hatten in Minderlittgen Bauanträge gestellt und die sind mit Hinweis auf den Flächennutzungsplan abgelehnt worden. Nur die Gemeinde kann als Beschwerdeführer gegen den Flächennutzungsplan auftreten." Den neuerlichen Antrag, über den der Rat am Dienstag abgestimmt hat, hat Schiffer gemeinsam mit dem Anwalt der Windkraftbetreiber aufgestellt, wie er selbst sagt. Durch den Streit um die Windräder in Minderlittgen ist die Stimmung im Gemeinderat gereizt. Auf sachlich vorgetragene Kritik von Windkraftgegnern reagiert Bürgermeister Schiffer teilweise relativ harsch und spricht Verwarnungen aus. Auch im Ort selbst sind die Fronten verhärtet. "Die Leute, die dagegen sind, werden überall geschnitten. Wir werden aufs übelste beschimpft und das nur, weil wir uns für unser Dorf einsetzen", sagt Franz Bermes. Auch der Bürgermeister hat festgestellt, dass es rumort im Ort. Er gibt aber der Bürgerinitiative die Schuld daran: "Die haben gehetzt" Darüber hinaus sieht Schiffer die Mehrheit der Einwohner hinter sich. "Jeder in Minderlittgen kennt meine Meinung zum Thema Windkraft, ich habe damit nie hinterm Berg gehalten, und trotzdem bin ich bei der letzten Wahl mit 71 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister gewählt worden."

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