Gehauchte Präsenz

VELDENZ. Ein schönes Ambiente, eine gute Akustik und eine ansehnliche Zahl von Besuchern haben zum Gelingen des Konzerts "Musikalische Auslesen" in der evangelischen Kirche in Veldenz beigetragen. Veranstalter waren die Mosel Festwochen in Kooperation mit dem Sozialverband VdK.

Großen Anteil am Erfolg hatte das Ensemble "Camerata Cusana", 1999 ins Leben gerufen und seitdem ein fester Bestandteil im Kulturleben der Region Mittelmosel und darüber hinaus. In Veldenz wurde erkennbar, dass dieses Orchester unter der Führung von Lisa Henn als Konzertmeisterin immer mehr zu einer stilistischen Einheit findet. Drei Solisten aus der Region

Dies zeigte sich in Wolfgang Amadeus Mozarts Divertimento in D-Dur, KV 136, das sehr geschlossen und lebendig erklang. Unter der Leitung von Wolfgang Lichter, der hier vom Cembalo an das Dirigentenpult gewechselt hatte, konnte sich der Esprit des noch jugendlichen Werkes entfalten. Für das Konzert bei den Mosel Festwochen hatte die Camerata mit der Flötistin Gerda Koppelkamm-Martini, der Klarinettistin Friederike Roth und dem Trompeter Daniel Reiter gleich drei Solisten verpflichtet - allesamt "Eigengewächse" aus der Region. Eröffnet wurden die Auslesen mit der Ouvertüre Nr. 2, BWV 1067, von Johann Sebastian Bach. Koppelkamm-Martini und die Camerata verzichteten auf überzogene Tempi und legten das Gewicht auf die Darstellung barocker Artikulation und melodischer Deklamation, was dem Werk sehr gut tat, es von innen heraus leuchten ließ. Mit gleich zwei Konzerten trat Reiter als Solist in Erscheinung. Die Vorlagen hierzu lieferten die Bach-Zeitgenossen Johann Neruda (Concerto in Es-Dur) und Giuseppe Torelli (Concerto in D), die dem Abend einen instrumententypischen Glanz verliehen. Ähnlich wie bei Bach verzichteten die Musiker auch hier auf Effekthascherei, brachten vielmehr die unterschiedlichen Charaktere der Werke zum Tragen. Als Höhepunkt des Konzerts stellte sich das Klarinettenkonzert Nr. 3 in B-Dur von Karl Stamitz heraus, solistisch interpretiert von Friederike Roth. Man konnte einfach nur begeistert sein, mit welcher Anmut und Grazie die junge Solistin ihrer Rolle gerecht wurde, welch tiefes musikalisches Verständnis sie unter Beweis stellte. Technisch absolut souverän verzauberte sie ihr Publikum mit Klängen, die ihm noch lange im Ohr bleiben werden. Besonders die fast gehauchten Pianopassagen, die jedoch nichts an Klarheit und Präsenz vermissen ließen, zeigten, dass hier eine große Musikerin agierte. Ein begeistertes Publikum bedankte sich lange für ein Konzert, das den Namen "Auslese" zu Recht trug.

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