Geistiger Beistand um Mitternacht

KRÖV. Ob Engel beim Walken oder Nonnen beim Laufen, beim Kröver Mitternachtslauf war den Sportlern der geistige Beistand gewiss.

Den Läufern, denen beim Kröver Mitternachtslauf am Anstieg die Puste ausging, musste nicht bange sein. Wenn die Anfeuerungsrufe der Zuschauer den Laufmotor nicht mehr ins Rollen bringen wollten, an Beistand sollte es nicht fehlen. Am Ende des Feldes warteten die Ordensschwester Hildegard, Eva-Maria und Maria-Anna nur darauf, müden Läufern tröstende Worte zu spenden. Dass das fromme Trio nichts zu tun bekam, lag einerseits am guten Trainingszustand der Mitternachtsläufer. Andererseits machten Schwester Hildegard, Eva-Maria und Maria-Anna eher den Eindruck, als könnten sie selbst Hilfe gebrauchen. Unter den Kutten versteckten sich Matthias Henrichs, Daniel Martini und Sebastian Gessinger. Die 16 Jahre alten Leichtathleten vom SFG Bernkastel-Kues, die sich normalerweise mehr mit Speerwurf, Sprint und Weitsprung beschäftigen, hatten sich auf Anregung ihres Trainers Wolfgang Baum verkleidet. "Die Kostüme habe ich von meinem Vater", erzählte Martini. Dass die 9,4 Kilometer durch Kröv so mühsam werden würden, hatten sich die Drei aber nicht erträumt. Nonnen-Kutten sind eben nicht fürs Laufen gedacht. Schon nach einem Kilometer stolperte das Trio das eine oder andere Mal über die langen Gewänder. "Die Kapuze kann man doch mal abnehmen", war die nächste Frage im schweißtreibenden Anstieg. Nichts da! Die Verkleidung musste - Hitze hin oder her - stilgerecht bleiben. Denn das sicherte Martini, Henrichs und Gessinger besonders großen Beifall. Wann sieht man schon mal drei joggende Nonnen? "Das nächste Mal suchen wir uns aber eine andere Verkleidung", waren sich diese trotzdem einig, für nächstes Jahr eine fürs Laufen geeignetere Kostümierung zu finden. Das scheint bei den zwei Engelchen samt friedlich gestimmtem Teufel nicht nötig. Einträchtig walkten die Himmelsbewohner und der Herr der Unterwelt die 3,8 Kilometer lange Strecke durch Kröv. Luzifer hielt sogar seinen Dreizack im Zaum, jagte die Engel mit ihrem Heiligenschein nicht und gewährte ihnen im Ziel sogar den Vortritt. Hinter dem Trio verbargen sich Ulrike und Thomas Ernst Tartler sowie Heike Finke-Tartler aus Leverkusen. Wirklichen geistigen Beistand hätten Sportler und Zuschauer in Kröv aber auch bekommen können. Es ist schon Tradition, dass verschiedene kirchliche Gruppen am Mitternachtslauf teilnehmen. Die Gruppierung mit dem Namen "Kirche in Bewegung" kommt dabei von Jahr zu Jahr besser in Fahrt. Das Frauen-Team belegte dieses Jahr sogar den fünften Platz.

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