Gemeinnützig statt elitär: Casino braucht Geld

Einen schöneren Platz für einen Dämmerschoppen kann man sich kaum denken: Im Sommer auf der Terrasse, wenn's kälter wird in der Gaststube oder im Festsaal des Casinogebäudes lässt sich trefflich bei einem Glas Wein plaudern. Seit Juni bietet die Casino-Gesellschaft Dämmerschoppen-Abende an, um das Gebäude für die Bevölkerung zu öffnen. Das ist nötig, denn es fehlt Geld für eine Sanierung.

 Bürger können im Casino-Gebäude private Feste feiern. Mit den Einnahmen kann die Casino-Gesellschaft einen Teil ihrer Schulden abtragen. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Bürger können im Casino-Gebäude private Feste feiern. Mit den Einnahmen kann die Casino-Gesellschaft einen Teil ihrer Schulden abtragen. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Traben-Trarbach. "Casino für alle". So wirbt die Casino-Gesellschaft für die Dämmerschoppen, die sie seit Anfang Juni in ihrem Haus am Trarbacher Moselufer anbietet. "Casino für alle" - das war nicht immer so. Die vor fast 200 Jahren von gut betuchten und "wichtigen" Bürgern der Stadt gegründete Casino-Gesellschaft verstand sich stets als ein etwas elitärer Club. Eingang in die "feine" Gesellschaft erlangte nur, wer Grundbesitz oder ein Gewerbe hatte und für dessen Eignung zwei Mitglieder bürgen mussten. An Geld hat es der Gesellschaft die meiste Zeit nie gemangelt. Rauschende Feste wurden dort gefeiert und edle Weine verkostet.

Doch diese "goldene Zeit" ist längst vorbei. Die größte Krise folgte dem Jahrhundert-Hochwasser 1993, als die unteren Räume überflutet wurden und kein Geld mehr vorhanden war, die schlimmen Schäden wieder in Ordnung zu bringen. Kurz zuvor hatte die Gesellschaft mit viel Geld den Saal und die Sanitäranlagen erneuert. Auch die Mitgliederzahl war stark zurückgegangen. Anfang der 80er Jahre zählte die Gesellschaft noch 150 Mitglieder, sie ging auf 38 zurück, heute gehören ihr 50 Männer und Frauen an. Rund 100 000 Euro Schulden muss die Gesellschaft noch abtragen, an größere Investitionen ist nicht zu denken. Kurt Heuser, Konrad Weinzheimer und Ewald Hannesen vom Vorstand der Gesellschaft wollen dennoch das fast Unmögliche möglich manchen. Die Gesellschaft ist seit Anfang dieses Jahres als gemeinnütziger Verein anerkannt und vermietet die Räume für die Ausrichtung von Festen an interessierte Bürger (Genaueres dazu im Internet unter www.casino-trarbach.de). Für Konrad Weinzheimer ist klar: "Das Casinogebäude darf keine Ruine werden." Zurzeit streichen Mitglieder in Eigenleistung einen Teil der Außenfassade. Eine "richtige" Sanierung des Gebäudes würde aber mindestens 300 000 Euro kosten. Der Verein Traben-Trarbach Aktiv (TTA), der von einer vermögenden Dame 87 500 Euro geerbt hat (der TV berichtete), ist (noch) nicht bereit, eine größere Summe zur Verfügung zu stellen. Ohne öffentliche Fördermittel ist daher eine solche Maßnahme kaum realisierbar.

Verbandsgemeinde-Chef Weisgerber macht aber Hoffnung. Das Casino könnte in das umfassende Sanierungskonzept für den Stadtteil Trarbach eingebunden werden und damit in den Genuss von Fördergeldern kommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort