Gemeinsam gegen den Müll

WITTLICH. Die 350 Brötchen zur Suppe reichten nicht aus, um alle Helfer des Dreck-Weg-Tages zu versorgen. Die Aktion von TV und SWR stieß in Wittlich wie in vielen Orten im Kreis auf große Resonanz.

Geduldig pickt der kleine Jonas, der gerade mal doppelt so groß ist wie die Greifzange, mit der er hantiert, Flaschendeckel von der Erde. Mit seinen acht Jahren ist er der jüngste vom Messdienerteam St. Markus, das sich am Dreck-Weg-Tag beteiligt. "So ein Tag ist gut", meint er, "damit die Stadt endlich wieder sauber wird." Mehr als 20 kleine Messdiener und Freunde, ausgerüstet mit Arbeitshandschuhen, Tüten und Greifzangen, machen sich am Samstag mit ihren Betreuern in der Innenstadt und an der Lieser bis nach Ohling auf Müllsuche. Groß zu suchen brauchen sie allerdings nicht, fündig werden sie überall. Und so sammeln sie emsig jede Menge Parkscheine, Zigarettenschachteln, Papiertaschentücher, Flaschen und vieles andere ein. Die Messdiener sind bei weitem nicht die einzigen an diesem Tag. Viele Gruppen, mindestens 20, sind in Wittlich und den Stadtteilen unterwegs, um den Abfall einzusammeln. Mehrere Jugendfeuerwehren machen mit, die Georgspfadfinder, der Kindergarten Jahnplatz, der Schachclub, die Siedlergemeinschaft, Freigänger vom Gefängnis, der Philatelistenverein und und und. Mehr Teilnehmer als im vergangenen Jahr

Doch nicht nur Müll wird gemeinsam gesammelt. Zum Abschluss der Aktion, die die Stadtverwaltung und der Verein Stadtmarketing vor Ort organisiert haben, gibt es für alle Helfer Gulasch- und Erbsensuppe sowie Freigetränke bei der Feuerwehr. In der vollen Feuerwehrhalle zieht ein strahlender Bürgermeister eine äußerst positive Bilanz. "Das macht viel Spaß, wenn man sieht, wie viele Leute mitmachen", sagte Ralf Bußmer, der am Morgen selbst entlang des Radweges Unrat eingesammelt hat. Auf 350 bis 400 Leute, auf jeden Fall mehr als im vergangenen Jahr, schätzt er die Zahl der Teilnehmer. Sie lässt sich an Hand der 350 angebotenen Brötchen gut ermitteln, denn das Backwerk war recht schnell weg. Viele Kinder- und Jugendgruppen beteiligt

Bußmer lobt das große Engagement der Bürger, aber auch die Unterstützung der Wittlicher Firmen, die die Aktion mit Geld- und Sachspenden unterstützt haben. Viele Bürger hätten ihm gesagt, sie würden jetzt genauer hinsehen, wo der Dreck liegt. Bußmer: "Das ist genau das, was ich will, ein anderes Bewusstsein, nicht nur eine kurzfristige Aktion. Deshalb wird die Stadt sowas auch im nächsten Jahre wieder machen." Reinhold Maas vom Ordnungsamt ergänzt: "Zum ersten Mal hat ein Kindergarten mitgemacht. Überhaupt waren diesmal viele Kinder- und Jugendgruppen dabei, das ist wichtig. Schön wäre es, wenn wir die Schulen dazu bekämen, sich zu beteiligen." Die Müllmenge, die an diesem einen Vormittag in der Stadt gesammelt wurde, beträgt 40 bis 50 Kubikmeter. Weniger Dosen, viele Flaschen von Alkopops

Das ist mehr als ein großer Container voll und entspricht in etwa der Menge von 2003. Bußmer stellt eine leichte Verschiebung in der Art des Mülls fest: "Es waren in diesem Jahr deutlich weniger Dosen, dafür aber mehr Plastikflaschen, Tetrapacks und erschreckend viele Glasflaschen von Alkopops." In der Stadt selbst sei weniger Abfall gesammelt worden, an den Rändern der Wohnviertel hätten die Aktions-Teilnehmer jedoch sehr viel mehr illegal entsorgten Müll, insbesondere Hausmüll, gefunden. Bußmer: "Das werden wir aufmerksam verfolgen."

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